• 02.04.2008 14:40

  • von Stefan Ziegler

Bahrain: Auf Bremsen und Topspeed kommt's an

Beim Wüstenrennen in Bahrain werden die Teams mit langen Geraden und langsamen Kurven konfrontiert - und mit reichlich Sand

(Motorsport-Total.com) - Jede Strecke hat für gewöhnlich ihre ganz speziellen Eigenarten. So auch der Bahrain International Circuit, der mitten in der arabischen Wüste liegt. Staub und Sand machen den Fahrern zu schaffen und erschweren eine gute Setup-Findung, während die langen Geraden und die knackigen Kurven hauptsächlich den V8-Motoren und Bremsen einiges abverlangen. Eine saubere Linie und reichlich Topspeed sind entscheident.

Titel-Bild zur News: Toyota in der Wüste

Allein auf weiter Wüstenflur: Ein Toyota auf dem Bahrain International Circuit

Die Teams werden ein ähnliches Aeropaket benutzen, wie schon in Melbourne und Sepang. Wenn wie in Bahrain aber kaum schnelle Kurven gefahren werden, wird im Vergleich zu den beiden Auftaktrennen das Abtriebslevel entsprechend nach unten korrigiert. Die drei langen Geraden verlangen außerdem ein windschnittiges Auto, das auf der langen Geradeausfahrt eine gute Geschwindigkeit erzielen kann. Das allerdings kann den Wagen beim Anbremsen der Kurven nervös machen.#w1#

Setupkompromiss bei der Aufhängung

Beim Setup müssen die Ingenieure einen Kompromiss eingehen. In Bahrain braucht es eine gute Stabilität in den wenigen schnellen Kurven und gleichzeitig eine weiche Aufhängung für die langsameren Passagen, wo viel mechanischer Grip nötig ist. Bekommt man diese feine Abstimmungsarbeit gut hin, so wird sich auch das Übersteuern an den Kurvenausgängen von langsamen Ecken in Grenzen halten.

Das wiederum erlaubt dann den Fahrern möglichst viel Speed auf die Geraden mitzunehmen. Eine gute Stabilität beim Bremsen ist ebenfalls wichtig, vor allem bei Kurve zehn, wo die Piloten noch während dem Bremsmanöver einlenken müssen. Der Bahrain International Circuit ist eine für die Bremsen sehr anspruchsvolle Strecke und stellt dahingehend, ähnlich wie Montreal, eine der größten Herausforderungen in dieser Saison dar.

An drei Stellen muss von über 320 Stundenkilometern bis in den zweiten oder ersten Gang heruntergebremst werden und da ist eine gute Balance unbedingt erforderlich, um im Rennen blockierende Hinterräder zu vermeiden. Die Bremsfrequenz ist auch ein wichtiger Punkt, vor allem zwischen den Kurven vier und 13, wo die Bremsen konstant in einem hohen Temperaturbereich operieren müssen und kaum die Chance haben, sich abzukühlen.

Wenig Grip beim Wüstenrennen

Durch das Verbot der Motorbremse ist der Bremsvorgang an sich in diesem Jahr noch ein wenig komplizierter geworden. Ein kleiner Fehler in den langsamen Kurven zehn, 13 oder 14 könnte größere Folgen nach sich ziehen, weil sich die Fahrer auf den anschließenden Geraden sehr defensiv verhalten müssten.

Der Einfluss der Reifen ist in Bahrain aufgrund nicht vorhandener schneller Kurven relativ gering. Somit kommen wie schon in Melbourne die mittleren und weichen Reifenmischungen zum Einsatz. Die Reifenabnutzung spielt dabei keine große Rolle, dennoch sind für gewöhnlich die Temperaturen der Pneus aufgrund der heißen Straßenoberfläche recht hoch, dazu kommen noch die Wärme abstrahlenden Bremsen.

Sand auf der Strecke sorgt dafür, dass das Gripniveau immer sehr niedrig ist und wenn sich der Sand auch noch an den Reifen festesetzt, dann reduziert sich der Grip nochmals für ein paar Kurven. Wenn möglich, sollten sich die Fahrer also an die Ideallinie halten und Ausflüge in die asphaltierten Auslaufzonen vermeiden, damit ihre Reifen sauber bleiben.

Per Zweistoppstrategie zum Sieg?

63 Prozent einer Runde in Bahrain bestehen aus Vollgas, weswegen dieser Grand Prix ein echter Härtetest für die Motoren werden wird. Aber die jüngste Motorengeneration ist ohnehin darauf ausgelegt, hohe Drehzahlen bei hohen Temperaturen zu erzielen. Für Sorgenfalten könnte höchstens die trockene Luft sorgen, die einen Einfluss auf die Motorkühlung haben könnte. Sollte Sand irgendwie in den Triebwerkskomplex gelangen, so könnte auch das erhebliche Schäden zur Folge haben.

Der Benzineffekt ist auf eine Runde gesehen etwas geringer als in Malaysia, weil es in Bahrain weniger schnelle Kurven gibt, die für eine gute Rundenzeit von entscheidender Bedeutung wären. Eine große Benzinlast wirkt sich zeitlich also nicht so sehr aus, aber eine Zweistoppstrategie ist noch immer am besten.

Die Top-10-Autos kann man zum ersten Pitstop in den Runden 17 bis 21 erwarten, zwischen der 35. und der 40. Runde sollten die Fahrer dann zum zweiten Service an die Box kommen. Das Mittelfeld und die Schlusslichter werden zwischen den Runden 20 und 25 sowie 40 und 45 an den Boxen erwartet.