Ausgelaugter Dennis kann wieder lächeln

Ron Dennis wirkte nach dem McLaren-Mercedes-Sieg in Melbourne nicht unbeschwert glücklich, aber unterm Strich doch zufrieden

(Motorsport-Total.com) - Was hat dieser Mann nicht alles durchmachen müssen: erst die Spionageaffäre, dann die Auseinandersetzung mit Fernando Alonso, den Verlust beider WM-Titel 2007, im Winter viele Gerüchte um seinen angeblichen Rücktritt und vor allem die Scheidung von seiner Ehefrau Lisa, in deren Arme er sich vor einigen Monaten noch ausgeweint hatte. Aber jetzt ist Ron Dennis wieder da!

Titel-Bild zur News: Ron Dennis

Ron Dennis mit dem Siegershirt seines McLaren-Mercedes-Teams

Der McLaren-Mercedes-Teamchef mit dem ausgeprägten Ego war nach dem heutigen Sieg von Lewis Hamilton sichtlich stolz, denn seine Silberpfeile haben trotz der fehlenden 100 Millionen US-Dollar im Budget wegen der Spionagestrafe und entgegen der meisten Expertenprognosen gestochen und Ferrari eine empfindliche Niederlage zugefügt. In der Konstrukteurs-WM steht es nach dem ersten von 18 Events 14:1 für McLaren-Mercedes.#w1#

Rennen zehren mehr an Dennis als früher

"Es waren in vielerlei Hinsicht herausfordernde Monate." Ron Dennis

Dennis stellte sich verschwitzt den Medien, sichtlich mehr erschöpft als früher nach den Rennen, und war angesichts des schwierigen Winters sichtlich erleichtert über den gelungenen Auftakt: "Es waren in vielerlei Hinsicht herausfordernde Monate", gab er im typischen "Ronspeak", wie unsere britischen Kollegen seine Ausdrucksweise nennen, zu Protokoll. "Die beste Art und Weise, in diesem Sport zu antworten, ist, auf der Strecke überragend zu gewinnen. Das haben wir heute getan."

Über den verpassten Doppelsieg - Heikki Kovalainen wurde ein Opfer der letzten Safety-Car-Phase - zeigte er sich "enttäuscht, aber andererseits sind heute sicher viele Leute noch schlechter drauf als ich." Bitter allerdings: Eben wegen der Überlegung, dass ein Safety-Car kommen könnte, wurden die Boxenstopps jeweils vorgezogen, aber Kovalainen hatte trotzdem Pech. Dennis: "Im Nachhinein weiß man es immer besser."

"Wir hätten Heikki eine Runde früher hereinholen können, um dem Safety-Car auszuweichen. Andererseits kann man mal einen Boxenstopp verpatzen, daher wollten wir uns die Extrasekunde auf Heidfeld erst noch auf der Strecke holen, um den zweiten Platz wirklich abzusichern", erklärte der Brite, was in seinem Kopf vorging. "Wir reden hier von einer Entscheidung, die im Fenster von anderthalb Minuten getroffen wird."

Viel Freude mit Kovalainen

"Beide haben sehr konkurrenzfähige Autos, also bin ich glücklich." Ron Dennis

Kovalainen sei für den Rückfall vom zweiten auf den fünften Platz kein Vorwurf zu machen: "Abgesehen vom Zwischenfall am Ende auf der Geraden hat er fehlerlose Tests abgeliefert, er ist Schritt für Schritt besser geworden - und er wird noch besser werden. Natürlich hat er harte Konkurrenz durch Lewis, aber beide haben sehr konkurrenzfähige Autos, also bin ich glücklich", nahm Dennis seinen finnischen Neuzugang in Schutz.

Das Wochenende sei insgesamt optimal gelaufen, abgesehen von der langen Nacht für die Mechaniker am Freitag: "Auf dem Prüfstand sind unwesentliche Schäden am Getriebe aufgetreten. Wir wollten nur sicherstellen, diese Probleme zu beheben. Das hatte nichts mit dem Zusammenbau zu tun, sondern der Einlaufprozess wurde nicht korrekt abgewickelt. Weil das Getriebe vier Rennen halten muss, wollten wir auf Nummer sicher gehen", erläuterte der 60-Jährige.

Während Mercedes-Sportchef Norbert Haug zwischen Australien und Malaysia für einen Tag nach Stuttgart zurückfliegt, wird Dennis beim nächsten Rennen übrigens ganz fehlen - weil er sich in der Heimat um Privatangelegenheiten kümmern muss. All jenen, die nun wieder Gerüchte um einen Rücktritt entfachen wollen, gab er aber diesbezüglich noch einen Ratschlag mit auf den Weg: "Gerüchte sind halt nur Gerüchte..."