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  • 18.12.2015 09:06

  • von Norman Fischer & Dominik Sharaf

Aserbaidschan von Le-Mans-Kollision kalt erwischt

Aserbaidschan habe bei seinem Terminwechsel nichts von einer Kollision mit Le Mans gewusst, nimmt das aber in Kauf - Baku mit kleinster Kapazität der Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Noch gut ein halbes Jahr ist es, bevor am 19. Juni 2016 der erste Grand Prix in Aserbaidschan stattfinden wird. Genau sechs Monate zuvor, nämlich am 19. Dezember, startet der Kartenverkauf für den Großen Preis von Europa, der in den Straßen von Baku ausgetragen werden wird. Streckenchef Arif Rahimov gibt sich zuversichtlich, dass das Rennen ausverkauft sein wird, obwohl in der Zwischenzeit ein großes Problem aufgetaucht ist.

Titel-Bild zur News: Tilke-Fotomontage: Grand Prix von Europa, Baku, Aserbaidschan

In Aserbaidschan sollen im Juni 2016 die Formel-1-Autos rasen Zoom

Denn der erste Formel-1-Lauf in dem vorderasiatischen Land findet am gleichen Tag wie das berühmte 24-Stunden-Rennen von Le Mans statt. Zwar hat man die Startzeit so angepasst, dass es nicht mit dem Event an der Sarthe kollidiert, doch speziell Piloten wie Nico Hülkenberg, die gerne in Le Mans an den Start gegangen werden, dürften nicht glücklich über diese Terminkreuzung sein.

Ursprünglich sollte der Lauf in Baku am 17. Juli über die Bühne gehen, bevor das Rennen auf den 19. Juni verlegt wurde. Laut Rahimov hätten Organisatoren und das Formula One Management (FOM) die Verlegung zusammen beschlossen, doch in Aserbaidschan wusste man nicht, dass man sich so auf eine Kollision mit Le Mans einlässt. Das könne man allerdings nicht immer vermeiden, meint der Streckenchef: "Es ist ein voller Kalender, und es ist wirklich hart, ihn so anzupassen, dass alle zufrieden sind."

Kleinste Kapazität aller Strecken

"Wären wir es nicht gewesen, dann hätte eben ein anderes Rennen mit Le Mans kollidiert", so Rahimov weiter, dessen Event zudem zeitgleich mit der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich stattfindet. Für die kommenden Jahre möchte man allerdings vermeiden, dass man in Konflikte mit anderen Großveranstaltungen gerät. "Aber das ist bei 21 Rennen ziemlich hart", so der Aserbaidschaner.

Trotzdem rechnet man in Baku mit einem ausverkauften Haus, was allerdings angesichts der niedrigen Zuschauerkapazität nicht schwierig ist. Gerade einmal 19.500 Sitzplätze stehen für das Rennen zur Verfügung, insgesamt kann man 28.000 Zuschauer fassen. Zum Vergleich: Bislang war Bahrain das Rennen mit der niedrigsten Kapazität. Dort sind 50.000 Plätze zur Verfügung. "Mehr Platz haben wir einfach nicht", meint Rahimov. "Wir haben natürliche Begrenzungen."


Fotostrecke: Top 10: Traditionsstrecken ohne Formel 1

Zumindest konnte man in Baku in den vergangenen Jahren schon einmal den Ernstfall proben. Nachdem man 2010 den Eurovision Song Contest in Deutschland gewonnen hatte, durfte man 2011 den Musikwettbewerb im eigenen Land abhalten, zuletzt waren auch die Europaspiele in Aserbaidschan zu Gast. Speziell die Eröffnungs- und Schlusszeremonien haben den Organisatoren einen guten Aufschluss gegeben, wie viele Zuschauer man managen kann.

"Europäische Mentalität"

Und nach Eurovision und Europaspiele kommt natürlich im kommenden Jahr der Große Preis von Europa. Will sich das vorderasiatische Land etwa mit allen Mitteln auf die europäische Ebene drängen? Immerhin spielen auch die Fußball-Clubs des Landes im europäischen Verband mit. So kann sich Aserbaidschan für die Europameisterschaft qualifizieren, und Borussia Dortmund spielte zuletzt in der Europa League gegen den einheimischen Vertreter FK Qäbälä.

"Wir wollen zeigen dass wir ein europäisches Land mit europäischer Mentalität sind", erklärt Rahimov zum Thema Großer Preis von Europa. "Wir haben 2011 den Eurovision Song Contest abgehalten und in diesem Jahr die Europaspiele. Der Titel Europa-Grand-Prix war frei, und es ist eine natürliche Entwicklung", sagt er. Aserbaidschan, das einen Vertrag über zehn Jahre besitzt, will an dieser Entwicklung so lange wie möglich partizipieren und auch die Formel 1 daran teilhaben lassen. "Wenn man jedes Jahr an den gleichen Dingen festhält, wird es langweilig. Es ist gut, dass die Formel 1 an neue Orte kommt."