• 19.07.2013 21:01

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Arbeitsbiene Sainz: Keine Zeit für Zeiten

Der 18-Jährige ist beeindruckt von der Arbeit mit dem Weltmeister-Team Red Bull, will sich von Erwartungen an die eigene Person aber nicht unter Druck setzen lassen

(Motorsport-Total.com) - Im Dezember gibt es in Spanien immer einen Glücklichen, der sich über "El Gordo" freut - den Hauptgewinn in der großen Weihnachtslotterie. Im europäischen Sommer hat der Dicke Stippvisite in Silverstone gemacht und beim Young-Driver-Test Carlos Sainz jun. besucht. Der Sohn der Rallye-Legende testete für Red Bull und Toro Rosso - am Ende stand Rang drei im kombinierten Gesamtergebnis zu Buche, nur 0,122 Sekunden hinter Weltmeister Sebastian Vettel und Kronprinz Daniel Ricciardo.

Titel-Bild zur News: Carlos Sainz jun.

Plötzlich ein gefragter Mann: Carlos Sainz jun. hat eine Menge Druck zu ertragen Zoom

Der GP3-Pilot, der im Boliden des Junior-Teams noch schneller war im Vorzeigeauto aus Milton Keynes, findet: "Mit den Red-Bull-Jungs zu arbeiten war wie ein Lotteriegewinn. Ich habe es wirklich genossen." Die Unterschiede zwischen den beiden Wagen würden sich auf minimalem Niveau bewegen, findet Sainz: "Es gibt natürlich Differenzen, schließlich ist es ein anderer Motor, ein anderes Getriebe, ein anderes Chassis, ein anderes Team. Und es sind andere Ingenieure. Natürlich ist alles ein bisschen anders, aber am Ende sind es beides Formel-1-Autos", so das Resümee.

Am Freitag sei es ihm nicht darum gegangen, schnelle Rundenzeiten in den Asphalt zu brennen, betont Sainz. "Ich war ein Testfahrer bei einem Test zur Saisonmitte, der für Red Bull sicher sehr wichtig ist. Auf den Zeitenmonitor habe ich am Vormittag keinen Blick geworfen, weil ich so darauf konzentriert war, dem Team so gut es geht bei der Entwicklung zu helfen", berichtet der Youngster von der iberischen Halbinsel. Ob er eine Eins im Klassenbuch erhalten hat, weiß Sainz nicht.

Der Traum lebt

"Vielleicht war mein Feedback gut, vielleicht nicht. Das werden sie entscheiden. Ich habe alles gegeben." Besonders glücklich ist Sainz auch deshalb, weil er mit einem Formel-1-Test noch im Januar überhaupt nicht gerechnet hatte. "Das hatte ich überhaupt nicht auf dem Plan. Einfach fantastisch, einen Tag mit Sebastian zu teilen und für ihn das Auto zu räumen. Ein tolles Gefühl", jubelt er. "Ich bin mir nicht sicher, wer nervöser war: Ich oder mein Vater. Für mich war es jedenfalls kein einfacher Tag."


Fotos: Red Bull, Young-Driver-Test in Silverstone


Sainz spricht davon, bei der Bewährungsprobe vor dem ganzen Team unter Druck gestanden zu haben und ist froh, dass alles glatt und problemlos lief. An eine mögliche Chance in kommenden Jahren will er nicht denken: "Ich bin ein GP3-Fahrer, der zum ersten Mal einen Toro Rosso und einen Red Bull gefahren ist", bremst er die Euphorie um die eigene Person und erwähnt einen "großen Schub". Jetzt gelte es, weiter dran zu bleiben und sich in allen Bereichen zu steigern. "Ich bin doch noch 18 Jahre jung und habe keine Ambitionen, im kommenden Jahr Formel 1 zu fahren."

Unter Druck setzen lassen will sich Sainz nicht. Hektik oder Ungeduld seien fehl am Platz. "Es ist noch ein langer Weg. Schließlich will ich ja kein Formel-1-Testfahrer werden, sondern ein Einsatzpilot." Dennoch will sich der Teenager in der Szene festbeißen: "Die Königsklasse bedeutet alles für mich. Am Donnerstag und Freitag habe ich verstanden, dass der Traum eines Tages Realität werden kann - und ich vielleicht eines Tages Weltmeister. Ich bin nach diesen Kilometern motivierter als jemals zuvor."