• 07.10.2002 18:23

  • von Fabian Hust

Antioufeev: Moskau-GP findet "ohne Zweifel" statt

Das zweifelhafte Hickhack um den geplanten Russland-Grand-Prix in Moskau geht in eine neue Runde

(Motorsport-Total.com) - Nach der Aussage von Igor Yermilin, dem Vizepräsidenten des Russischen Motorsportverbandes, wird es einen Großen Preis von Russland in Moskau nicht geben. Gregory Antioufeev jedoch, der peinlicherweise ebenfalls Vizepräsident des Russischen Automobilverbandes ist, sagt aus, dass dies alles Blödsinn ist: "Wir wünschen uns alle, dass sich das Projekt schneller entwickeln würde, aber glauben sie mir, das Projekt macht Fortschritte", so Antioufeev gegenüber der 'BBC'. "Den Moskau-Grand-Prix gibt es noch nicht, ihn wird es aber ohne Zweifel geben."

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone

Wie lange macht Bernie Ecclestone das Hickhack in Russland noch mit?

Erst letzten Monat hat Kollege Yerminil plötzlich St. Petersburg als alternativen Austragungsort statt der Nagatino-Insel von Moskau ins Spiel gebracht: "Das Projekt in Moskau scheint im Moment gestorben zu sein", wurde Yerminil von 'Reuters' zitiert. "Wir können vergessen, dass es zumindest in den kommenden Jahren einen Grand Prix in Moskau geben wird. St. Petersburg hat schon Land für einen Grand Prix und wenn alles nach Plan läuft, können sie zu Beginn des kommenden Jahres mit den Bauarbeiten beginnen."

Das Hickhack um ein Rennen in Moskau geht also munter weiter. Schon im Dezember letzten Jahres kamen erste Zweifel auf, ob Moskau überhaupt in der Lage ist, das Geld für den Bau der geplanten Formel-1-Strecke auf der Moskauer Nagatino-Insel aufzubringen. Nur eine Woche nach dem Spatenstich tauchten diesbezüglich die ersten Gerüchte auf, die man damals jedoch herunterspielte. Stattdessen versprach man sich durch den 100 Millionen Dollar teuren Streckenbau einen Geldregen durch die Touristen aus dem Ausland.

Noch im März dieses Jahres bestätigte Formel-1-Boss Bernie Ecclestone, dass die Formel 1 ab der Saison 2004 in Russland Halt machen soll. Trotz der anhaltenden Gerüchte um Finanzlücken sicherte der Brite der Moskauer Regierung Ende August seine Unterstützung zu und auch Grigory Antyufeyev, der Vorstand der Tourismuskommission Moskaus, versicherte, dass das Rennen wie geplant im Jahr 2004 das erste Mal über die Bühne gehen wird.

Bernie Ecclestone sollte ursprünglich vor rund sechs Monaten einen Vertrag mit den Moskauern abschließen, doch Uneinigkeiten bei der Höhe der Gebühren für die Fernsehrechte ließen aus einer festen Vereinbarung nur einen Vorvertrag werden. Auch das Vorhaben, einen Monat später den endgültigen Vertrag zu unterschreiben, ist wegen weiterer Probleme gescheitert.

Ende August tauchten in Russland dann plötzlich Medienberichte auf, die in Moskau für Ärger sorgten. Angeblich unterstützt Moskau auch ein weiteres Formel-1-Projekt nördlich der Stadt in der Nähe des Sheremetyevo-Flughafen, hieß es in den Berichten. Und plötzlich meldete auch St. Petersburg Interesse an der Formel 1 an.

Und es gab noch ein anderes Problem, das Zweifel an der Durchführbarkeit eines Rennens in Moskau aufkommen ließ. Gerüchte, wonach die Mafia etwas gegen das Formel-1-Projekt haben könnte, wurden untermauert, als wenige Tage nach der ersten Vertragsunterschrift der stellvertretende Bürgermeister der Stadt, Iosif Ordzhonikidze, bei einem Anschlag angeschossen wurde und dabei schwer verletzt wurde. Bis heute geht die Polizei davon aus, dass der Anschlag im Zusammenhang mit den Formel-1-Plänen steht.

Dann gab Iosif Ordzhonikidze das bekannt, was Yermilin bestreitet, was aber viele Experten schon lange vermutet hatten: Moskau wird kein Formel-1-Rennen austragen ? zumindest vorerst. Auf einer Pressekonferenz gab Ordzhonikidze bekannt, dass man zwar den Plan noch nicht aufgegeben hat, ein Formel-1-Rennen auszutragen, dass man die Nagatino-Pläne aus Geldmangel jedoch aufgeben musste. Stattdessen soll die Insel nun zum Wohngebiet erschlossen werden.

Anfang September war Bernie Ecclestone erneut in Moskau. Man dürfte hier den neuen Plan vorgestellt haben, der allerdings in Konkurrenz zu dem Vorhaben in St. Petersburg steht. Dort soll der Formel-1-Boss bekräftigt haben, dass er weiterhin gegenüber einem Russland-Grand-Prix aufgeschlossen ist. Erst vor kurzem erklärte Ecclestone, dass das schlechte Image Russlands im Ausland das größte Problem bei der Umsetzung sei. Das dürfte sich jetzt nicht gerade gebessert haben.