Anthony Davidson und der Frust eines Testfahrers

Obwohl Anthony Davidson als großes Talent gilt, hat er keinen Rennvertrag in der Tasche - und darüber ist er sehr frustriert

(Motorsport-Total.com) - In der leidigen Button-Wechselaffäre vergangenen Sommer war Anthony Davidson gespannter Beobachter: Der Brite hatte gehofft, zum Nachfolger seines Landsmannes bei BAR-Honda befördert zu werden, und als der Button-Deal geplatzt war, spekulierte er auf einen Test für BMW-Williams, zu dem es wegen eines Vetos seines Teams nie gekommen ist.

Titel-Bild zur News: Anthony Davidson

Anthony Davidson würde lieber Rennen fahren als auf der Reservebank zu sitzen

Ein weiteres Jahr auf der Reservebank kann er zwar verkraften, sein innerlicher Frust darüber ist aber spürbar: "Ich möchte natürlich", erklärte er gegenüber 'ESPN', "dass sich mein Team so gut wie möglich schlägt, gleichzeitig ist es aber frustrierend, dass ich nicht wie 2004 an den Freitagstests teilnehmen kann. Das Aufregendste war, dass ich alle Strecken kennen lernen konnte. Nur die Türkei kenne ich nicht. Dort wird es wohl noch ein bisschen mehr wehtun als sonst, im Training nicht fahren zu dürfen."#w1#

Freitagstests wie 2004 darf Davidson nicht mehr bestreiten

Im Gegensatz zur vergangenen Saison kann Davidson die Freitagssessions ja nicht mehr bestreiten, weil BAR-Honda auf dem zweiten Platz der Konstrukteurs-WM gelandet ist und damit den Anspruch auf den Einsatz eines dritten Fahrzeugs verloren hat. Nun muss er sich also wieder auf Testfahrten abseits der Grand-Prix-Strecken beschränken, bei denen er weniger im Rampenlicht steht und weniger auf sich aufmerksam machen kann.

Auf sein Team ist er aber "überhaupt nicht wütend", obwohl er sehr wohl gerne die Chance gehabt hätte, einen Stammvertrag bei BMW-Williams zu ergattern: "Ich habe einen langfristigen Vertrag bei BAR-Honda. Sie wollten mich nur für ein Jahr ausleihen und aus ihrer Sicht war das auch das Richtige. Darüber bin ich glücklich, denn sie hätten das auch von vornherein ablehnen können. Am enttäuschendsten ist aber schon, dass ich nie Gelegenheit hatte, den BMW-Williams zu testen."

Nun bleiben also die Testfahrten sein Hauptaufgabengebiet: "Tage wie in Spanien, wo wir drei Tage hintereinander testen und ein sehr ernsthaftes Programm zu erledigen haben, sind mental ziemlich anspruchsvoll. Die Freitage waren aber im Prinzip auch Tests. Wir kämpfen hart um einen Rennvertrag für 2006." Angeblich will ihn Midland schon 2005 zu Jordan-Toyota lotsen, diesen Bemühungen werden aber kaum Chancen eingeräumt.

"Mein Job kann manchmal recht langweilig sein"

"Es klingt witzig, aber mein Job kann manchmal recht langweilig sein", tat er seinen Frust über die Reservistenrolle kund. "Nach drei Tagen in Jerez ist alles, was man denkt, dass man nach Hause will. Es macht natürlich immer Spaß, am Beginn einer neuen Saison ein neues Auto zu testen, aber von der Geschwindigkeit bekommt man nicht mehr das Kribbeln wie am Anfang. Es sind sehr wichtige Erledigungen, es ist Arbeit."

Über seine langfristige Zukunft macht er sich aber keine Sorgen: "Wenn man sich eine Liste an Fahrern vorstellt, die besser geeignet sind, um den Job zu machen, gibt es nicht viele, die man mir vorziehen müsste. Ich glaube nicht, dass es viele Jungs gibt, die mit diesem Auto besser umgehen könnten als ich. Daher bin ich nicht beunruhigt. Jedenfalls werde ich dafür kämpfen, es auf die Startaufstellung zu schaffen", schloss der 25-Jährige ab.