"Angepisst": Verstappen ruiniert Ricciardos weiße Quali-Weste

Daniel Ricciardo muss sich 2016 erstmals einem Teamkollegen im Qualifying geschlagen geben - Christian Horner ist von Max Verstappens Q3-Runde begeistert

(Motorsport-Total.com) - Red Bull kann mit dem Qualifying-Ergebnis in Silverstone durchaus zufrieden sein. Max Verstappen und Daniel Ricciardo mussten am Samstag lediglich den beiden überlegenen Mercedes-Piloten den Vortritt lassen und qualifizierten sich auf den Positionen drei und vier - und damit logischerweise auch vor beiden Ferraris. Diese Positionen möchten die Bullen natürlich auch im Rennen am Sonntag halten. Teamchef Christian Horner hofft, dass man Ferrari in der WM "ein paar Punkte abnehmen" kann.

Titel-Bild zur News: Daniel Ricciardo

Daniel Ricciardo erwischte beim Qualifying in Silverstone keine perfekte Runde Zoom

Denn aktuell liegt die zweitplatzierte Scuderia noch 24 Zähler vor Red Bull. Das könnte sich allerdings schon in Silverstone ändern. "Dass unsere Pace gut genug ist, um beide Autos in die zweite Startreihe zu bringen, ist mehr als wir vor dem Wochenende erwartet hatten", verrät Horner, der von einem "fantastischen Qualifying" spricht. Vor allem die Runde von Max Verstappen hat es dem Teamchef angetan.

Gegenüber 'Sky Sports F1' bezeichnet er die Q3-Runde als "stonker". Das Wort wird im Englischen einerseits verwendet, um eine Leistung beschreiben, die besonders stark ist - die zweite Bedeutung ist allerdings nicht ganz so jugendfrei. Auch Ricciardo greift nach der Qualifikation in die vulgäre Kiste und erklärt mit einem Lachen, dass er "angepisst" sei.

Ricciardo setzt auf die Strategie

Hintergrund: Der Australier zog 2016 das erste Mal in einem Qualifying gegen einen Teamkollegen den Kürzeren. Ex-Teamkollege Daniil Kwjat hatte er zu Beginn des Jahres mit 4:0 fest im Griff gehabt, im Qualifyingduell gegen Verstappen stand es bis zu diesem Wochenende sogar 5:0. "Ich wollte eine perfekte Saison in Sachen Qualifying, also bin ich etwas angepisst", so Ricciardo mit einem Lachen.

Die Zeit auf den Niederländer habe er "hauptsächlich in der letzten Schikane" verloren. "Ich würde sagen, dass er generell etwas schneller war als ich", gesteht Ricciardo und erklärt: "In den High-Speed-Kurven sehen wir ziemlich gut aus. Die machen hier Spaß, aber die langsamen Kurven nerven." Insgesamt sieht er das Duell mit Verstappen aber trotz seiner Niederlage am Samstag recht ausgeglichen.


Fotostrecke: Formel-1-Strecken 2016: Silverstone

"Heute war er schneller, also hoffe ich, dass ich es morgen bin. Ich denke, ich kann das schaffen. Die Longruns sahen gestern ziemlich gut aus, damit war ich ziemlich zufrieden", erklärt der Australier und verrät: "Der Abbau der weichen Reifen war für uns ganz gut. Am Ende des Stints war unsere Pace ziemlich gut." Ricciardo hofft daher, über die Strategie möglicherweise einen Vorteil gegenüber den Konkurrenten zu finden.

"Ich wollte eine perfekte Saison in Sachen Qualifying, also bin ich etwas angepisst." Daniel Ricciardo

"Es wird schwierig werden, mit einem Stopp durchzukommen. Aber wenn wir es schaffen, dann wird das unsere Chancen auf das Podium deutlich erhöhen", vermutet er und ergänzt: "Hoffentlich können wir am Anfang an den Mercedes dranbleiben. Dann werden wir sehen, was passiert." Allerdings geht er nicht davon aus, die Silberpfeile wirklich herausfordern zu können. Stattdessen werde es vermutlich "sehr eng" gegen Ferrari werden.

Verstappen wird immer stärker

Auf die Frage, ob er von der Mercedes-Pace überrascht sei, antwortet er mit einem Lächeln: "Ich glaube, dass wir davon nicht mehr überrascht sein sollten - aber leider sind wir es. Sie sind sehr schnell, es ist frustrierend." Verstappen fehlten 1,026 Sekunden auf die Pole-Zeit von Lewis Hamilton, Ricciardo war in Q3 sogar 1,331 Sekunden langsamer als der amtierende Weltmeister.

Verstappen ist derweil trotzdem zufrieden und erklärt: "In den letzten Qualifikationen hatte ich ein bisschen Pech. Die Pace im Rennen war immer sehr vielversprechend. Da lief alles gut. Ich hatte heute ein gutes Qualifying. Das Auto lief so, wie es sollte. Wir waren im Vergleich zu den Mitbewerbern hinter uns ziemlich stark. Das war das bestmögliche Ergebnis für uns."

"Wenn ich meine Position halten kann, dann bin ich sehr glücklich, denn ich denke, dass Mercedes etwas zu stark für uns ist. Wir werden aber versuchen, mit ihnen mitzuhalten", verspricht der Niederländer, der allerdings nicht glaubt, dass ihm sein erster "Sieg" über Ricciardo nun einen zusätzlichen Schub verpassen wird. "Es ist gut, aber einen mentalen Vorteil sehe ich nicht. Ich versuche einfach, mein Bestes zu geben, und das war es", so der abgeklärte 18-Jährige.

"Wenn ich meine Position halten kann, dann bin ich sehr glücklich, denn ich denke, dass Mercedes etwas zu stark für uns ist." Max Verstappen

Als Ziel für das Rennen gibt Verstappen das Podium aus. Bereits zuletzt in Spielberg stand er als Zweiter auf dem Treppchen, während Ricciardo nur auf Rang fünf landete. Sky-Experte Marc Surer weiß: "Er macht noch mehr Fehler als Ricciardo, aber vom Speed her hat Ricciardo jetzt ein Problem." Allerdings sollte man den kleinen Erfolg im Qualifying auch noch nicht als Wachablösung überinterpretieren.