• 21.10.2023 08:27

  • von Stefan Ehlen, Co-Autor: Filip Cleeren

Andretti: Eigenes Formel-1-Auto nächste Woche im Windkanal!

US-Team Andretti gibt laut eigenen Angaben weiter "Vollgas" beim eigenen Formel-1-Projekt und will nach Austin einen Eigenbau-Rennwagen im Windkanal erproben

(Motorsport-Total.com) - Noch hat US-Rennstall Andretti nicht die Freigabe für den geplanten Formel-1-Einstieg in der Tasche. Aber schon jetzt tut das Team um den früheren Rennfahrer Michael Andretti alles dafür, um bereit zu sein, sollte die Zulassung erfolgen.

Titel-Bild zur News: Michael Andretti

Michael Andretti strebt mit seinem Rennstall in die Formel 1 Zoom

Am Rande des USA-Grand-Prix 2023 in Austin sagte Andretti bei Sky: "Wir arbeiten im Moment weiter auf 2025 hin." Dann überrascht der Teamchef mit einer Ankündigung: "Tatsächlich haben wir nächste Woche unser Auto im Windkanal. Denn wir haben schon ein Auto nach dem Formel-1-Reglement 2023 aufgebaut."

Der Andretti-Eigenbau soll im Toyota-Windkanal in Köln in Deutschland erprobt werden, wo auch aktuelle Formel-1-Teams ihre Fahrzeuge evaluieren.

Was Andretti weiterhin fehlt, ist die Zulassung

"Wir geben Vollgas", meint Andretti. Der Aufbau des Rennteams schreite weiter voran, der Formel-1-Einstieg werde weiter angepeilt. "Derzeit spekulieren wir auf 2025, aber es könnte auch 2026 werden. Wir werden sehen."

Bisher hat Andretti aber nur die Freigabe durch den Automobil-Weltverband (FIA) in der Tasche. Das ist nur die halbe Miete: Denn jetzt muss noch die Formel 1 selbst zustimmen, damit das US-Team wirklich als Teilnehmer zur Rennserie stoßen kann. Und bislang ist nicht absehbar, wann die Formel 1 ihre Entscheidung treffen wird, oder gar, wie diese Entscheidung ausfallen könnte.

Colton Herta wäre Andretti-Wunschfahrer, aber ...

Andretti plant trotzdem schon so, als wäre alles geklärt, zum Beispiel auf Fahrerseite. Demnach steht IndyCar-Fahrer Colton Herta "ganz oben auf unserer Liste", so Andretti.

Die Sache hat nur einen Haken: Herta erfüllt aktuell nicht die Kriterien, die ihm eine Formel-1-Superlizenz ermöglichen würden. Sprich: Er hat zu wenige Punkte, um sich den "Formel-1-Führerschein" zu verdienen.

"Das bleibt ein Problem", räumt Andretti ein. "Wir müssen abwarten, wie er sich in der IndyCar-Serie schlägt, damit er dort hoffentlich genug Punkte holt für die Superlizenz."

Warum Herta aktuell keine Superlizenz bekäme

Stand jetzt verfehlt Herta die direkte Qualifikation für die Formel 1 deutlich: Er kommt für die zurückliegenden drei Saisons nach P5 und zweimal P10 in der IndyCar-Meisterschaft auf gerade einmal zehn Lizenzpunkte und bräuchte 40. Sprich: Herta müsste 2024 IndyCar-Champion werden, um mit 40 Punkten für den Titel das Formel-1-Ticket für 2025 zu lösen.

Weil es dafür aber keine Garantien gibt, hat Andretti "schon mit ein paar anderen Fahrern gesprochen", sagt Teamboss Andretti frei heraus. Namen nennt er nicht. Er meint aber: "Das Ziel lautet, mindestens einen US-Amerikaner im Auto zu haben. Im anderen Auto könnte ein erfahrener Fahrer zum Einsatz kommen, der dann auch als Mentor [für den US-Amerikaner] dienen könnte."

Andretti versteht ablehnende Haltung der Konkurrenz nicht

Falls es dazu kommt, dass Andretti Formel-1-Fahrer benennen kann, versteht sich. Geht es nach den bestehenden Formel-1-Teams, dann passiert genau das nämlich nicht: Die aktuellen Rennställe wehren sich vor allem aus finanziellen Gründen gegen einen weiteren Wettbewerber. Doch für Andretti ist diese zurückweisende Haltung "ein Rätsel", wie er sagt.

"Es heißt, wir machen den Kuchen kleiner. Aber der Punkt ist: Wir bringen hoffentlich mehr ein als wir herausnehmen. Das glauben wir wirklich. Ich denke, es gibt reichlich für alle, wenn wir helfen können, die Popularität der Formel 1 in den USA zu steigern. Denn es gibt viele Unternehmen, die aktuell nicht in der Rennserie engagiert sind, die aber bereits uns gegenüber Interesse bekundet haben. "

Um dieses Potenzial anzapfen zu können, brauche er aber die Freigabe der Formel 1, meint Andretti. Denn die Interessenten wollen wohl erst dann "in Gespräche einsteigen, sobald wir grünes Licht haben". Und ob das kommt, bleibt abzuwarten. Einen Zeitplan für die Formel-1-Entscheidung gibt es bislang nicht.