Elftes Formel-1-Team rückt näher: FIA gibt Andretti Grünes Licht!

Die FIA hat die Bewerbung von Andretti für einen Einstieg in die Formel 1 akzeptiert, allerdings fehlt den Amerikanern damit immer noch eine Hürde

(Motorsport-Total.com) - Grünes Licht für Andretti für den Formel-1-Einstieg - zumindest von Seiten der FIA! Der Automobil-Weltverband hat am Montag die Bewerbung des amerikanischen Rennstalls angenommen und ihm damit die Möglichkeit zur Teilnahme an der Formel-1-Meisterschaft ab 2025 gegeben.

Titel-Bild zur News: Logo von Andretti Global

Andretti hat die nächste Hürde auf dem Weg in die Formel 1 genommen Zoom

Alle anderen Bewerber wurden bereits vor einigen Tagen darüber informiert, dass ihre Bewerbungen abgelehnt wurden.

"Andretti Formula Racing LLC war das einzige Unternehmen, das die festgelegten Auswahlkriterien in allen wesentlichen Aspekten erfüllt hat", erklärt FIA-Präsident Mohammed bin Sulayem.

"Ich gratuliere Michael Andretti und seinem Team zu einer gründlichen Bewerbung. Ich möchte auch allen potenziellen Teams für ihr Interesse und ihre Teilnahme danken."

"Die FIA hat von Beginn des Interessenbekundungsverfahrens an strenge Kriterien für die Zulassung festgelegt. Unser Ziel war es, nach einer strengen Due-Diligence-Prüfung während der Bewerbungsphase nur solche Bewerbungen zuzulassen, die die festgelegten Kriterien erfüllen und zeigen, dass sie einen Mehrwert für den Sport darstellen würden", sagt er weiter.

"Die FIA ist verpflichtet, Bewerbungen zu genehmigen, die den Anforderungen der Interessenbekundung entsprechen, und wir haben uns an dieses Verfahren gehalten, als wir entschieden, dass die Bewerbung von Andretti Formula Racing LLC in die nächste Phase des Bewerbungsverfahrens eintreten wird", so der Präsident.

Er betont: "Mit dieser Entscheidung handelt die FIA im Einklang mit den EU-Richtlinien über die Teilnahme und Entwicklung des Motorsports."

Zweite von drei Phasen geschafft

Für Andretti ist das ein wichtiger Schritt auf dem Weg in die Königsklasse, aber noch keine Garantie darauf, dass das Team auch wirklich 2025 an den Start gehen kann. Denn ohne eine Einigung mit der Formel 1 selbst über die kommerziellen Rechte dürfte Andretti trotz FIA-Zusage nicht fahren. Das wurde im neuesten Concorde-Agreement festgelegt.

Und eben jene Einigung mit dem Formula One Management (FOM) ist für jeden Neueinsteiger die wohl höhere Hürde. Denn FIA-Präsident Mohammed bin Sulayem hatte sich in den vergangenen Monaten klar für neue Teams ausgesprochen und Anfang des Jahres auch eine Ausschreibung eröffnet.

Daher war durchaus abzusehen, dass die FIA mindestens einem Bewerber Grünes Licht geben könnte - und Andretti war dabei der Kandidat, der in den vergangenen Monaten am meisten in den Schlagzeilen stand. Auch weil man bei seiner Bewerbung am offensivsten umgegangen ist.

Andretti Cadillac verlautbart in einem kurzen Statement: "Andretti Cadillac fühlt sich geehrt, dass die FIA die Interessenbekundung von Andretti Formula Racing für die Formel-1-Weltmeisterschaft genehmigt hat. Wir begrüßen das strenge, transparente und umfassende Bewertungsverfahren der FIA und freuen uns sehr über die Möglichkeit, an einer so historischen und prestigeträchtigen Meisterschaft teilnehmen zu können."

"Die Gründung unseres durch und durch amerikanischen Teams ist ein wichtiger Moment, auf den alle unsere Mitarbeiter und Fans stolz sein können. Wir sind der festen Überzeugung, dass die umfassende Rennsport-Kompetenz von Andretti Cadillac und die technologischen Fortschritte aus dem Rennsport unseren Kunden zugute kommen und die Begeisterung für die Formel 1 weltweit steigern werden."

"Wir freuen uns darauf, mit allen Beteiligten der Formel 1 weiter zusammenzuarbeiten, während wir unsere Planungen fortsetzen, um so bald wie möglich antreten zu können."

Einigt sich auch die FOM?

Die Formel 1 war hingegen immer zurückhaltend, was neue Teams angeht. Formel-1-Boss Stefano Domenicali hatte immer wieder betont, dass ein Neueinsteiger einen "Mehrwert" mitbringen muss, ohne genau zu definieren, was das heißt.

Doch im Grunde ist klar, dass Mehrwert bedeutet, dass ein neues Team für größere Einnahmen sorgen muss, damit die anderen Teams keine Abstriche machen müssen, wenn sie ihre Preisgelder mit zusätzlichen Konkurrenten teilen müssen. Daher waren auch die meisten anderen Rennställe gegen ein elftes oder zwölftes Team.

Ob Andretti nach dem Zuspruch der FIA auch die Zusage der FOM erhalten wird, bleibt abzuwarten. Allerdings war Domenicali zuletzt durchaus einen Schritt auf die FIA zugekommen und hatte gemeint, man werde "gemeinsam eine Einigung finden".

Die Formel 1 sagt dazu offiziell: "Wir nehmen die Schlussfolgerungen der FIA in Bezug auf die erste und zweite Phase ihres Verfahrens zur Kenntnis und werden nun unsere eigene Bewertung des verbleibenden Antrags vornehmen."

Andretti bewirbt sich offensiv

Das Team von Michael Andretti, das zuletzt ein Re-Branding von Andretti Autosport zu Andretti Global vorgenommen hat, hatte bereits Anfang 2022 sein Interesse an einem Einstieg in die Formel 1 verkündet. Immer wieder war der Amerikaner dabei auf Ablehnung gestoßen, hatte aber trotzdem bereits mit den Vorbereitungen auf einen Einstieg begonnen.


Fotostrecke: Neue Formel-1-Teams seit der Saison 1990

Unter anderem begann man mit dem Bau einer neuen Fabrik in Indianapolis und heuerte Personal an.

Neuen Schwung erhielten die Pläne im Januar 2023, als die FIA offiziell eine Ausschreibung für neue Teams ankündigte - und schnell flatterte die Bewerbung von Andretti ins Haus, die sich mit US-Konzern General Motors und der Marke Cadillac zusammengetan hatten, um weitere Argumente zu sammeln.

Cadillac könnte in Zukunft einen eigenen Formel-1-Motor bauen, was allerdings frühestens 2027 der Fall sein könnte. Für 2026 hat die FIA bereits sechs Motorenhersteller verkündet, sodass Andretti vorerst wohl auf Renault-Motoren zurückgreifen könnte - die Franzosen sind aktuell ohne Kundenteam in der Formel 1.

Andretti wäre das erste neue Team seit Haas, die 2016 neu in die Formel 1 kamen. Seit dem Aus von Manor eine Saison später fahren lediglich zehn Rennställe in der Serie.

Aus vielen mach vier, aus vier mach eins

Der Weltverband FIA hatte im Februar eine Ausschreibung für potenzielle neue Formel-1-Teams gestartet, auf die "zahlreiche Anfragen" eingingen. Vier davon wurden in die zweite Phase gelassen: Neben Andretti waren das Hitech, LKY SUNZ und Rodin, die aber an dieser Hürde scheiterten.

Die Bewertung der einzelnen Bewerbungen bezog sich insbesondere auf die sportlichen und technischen Fähigkeiten und Ressourcen des Bewerberteams, die Fähigkeit des Teams, ausreichende finanzielle Mittel aufzubringen und aufrechtzuerhalten, um eine Teilnahme an der Meisterschaft auf wettbewerbsfähigem Niveau zu ermöglichen, sowie auf die einschlägige Erfahrung und die personellen Ressourcen des Teams.

Die Bewerbungen wurden auch nach ihrer Fähigkeit beurteilt, Nachhaltigkeitskriterien zu erfüllen und positive gesellschaftliche Auswirkungen im Einklang mit dem FIA-Ansatz für Gleichstellung, Vielfalt und Integration zu erzielen.

Zudem waren auch die "langfristigen Gesamtinteressen" der Meisterschaft und aller Beteiligten dafür verantwortlich, die Auswahl der Kandidaten vorzunehmen.

Einzig Andretti hat sich nun in Phase zwei hervorgetan und rückt nun in Phase drei vor: die kommerziellen Gespräche mit der FOM.