• 11.11.2003 10:00

Andersson: "Es fehlt uns noch immer an Erfahrung"

Toyotas-Teamchef spricht über die zweite Formel-1-Saison, Panis und da Matta, den TF104, Ziele für nächstes Jahr und vieles andere

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Ove, wie schätzt du die Fortschritte die Panasonic Toyota Racing dieses Jahr gemacht hat ein?"
Ove Andersson: "Also mein gesunder Menschenverstand sagt mir, dass wir mit dem was wir erreicht haben ziemlich zufrieden sein sollten. Doch mein Ehrgeiz sagt mir, dass wir mehr erreichen hätten sollen. Man sollte sich jedoch ins Gedächtnis rufen, dass wir erst an 33 Grand Prix teilgenommen haben. Wir lernen also noch viele Dinge und Achter in der Konstrukteurswertung zu sein ist vermutlich genau der Platz den wir in unserer zweiten Saison auch haben sollten. Wenn ich das Jahr zusammenfassen soll, dann würde ich es als produktiv, erfolgreich und darüber hinaus charakterbildend beschreiben."

Titel-Bild zur News: Toyota-Box in Japan

Laut Ove Andersson war 2003 für Toyota eine erfolgreiche Saison

Frage: "Sind Sie zufrieden mit der Leistung die Olivier Panis diese Saison abgeliefert hat?"
Andersson: "Ich bin mehr als nur zufrieden mit dem was Olivier in diesem Jahr erreicht hat. Er ist bei der Weiterentwicklung des Autos und des Teams in den letzten zwölf Monaten sehr hilfreich gewesen. Seine technischen Fähigkeiten sind bekannt und er kann Probleme schnell identifizieren, und, was wichtiger ist, Lösungen anbieten. Ich glaube nicht, dass wir Olivier oder Cristiano ein Auto gegeben haben das ihrem Talent gerecht wird, doch wir hoffen, dass wir das 2004 ändern können. Ich bewundere Oliviers Einsatz und Hingabe. Zusammen mit Cristiano ist er ein Motivationsfaktor für das Team an der Strecke und in Köln gewesen."

Panis und da Matta haben den Teamchef beeindruckt

Frage: "Wie sind Olivier und Cristiano in ihrer ersten Saison mit dem Team zurechtgekommen?"
Andersson: "Meiner Meinung nach haben sie sehr gut zusammengearbeitet und waren dem Team eine große Hilfe. Von ihrer Persönlichkeit und Art sind sie beide sehr verschieden, doch es ist eine erfolgreiche Fahrerpaarung. Ich habe niemals einen Zweifel bezüglich ihrer fahrerischen Fähigkeiten gehabt und manchmal haben sie meine Erwartungen übertroffen. Wenn wir uns als Team aber in der Position befunden hätten ihnen besseres Material zu geben, so hätten wir noch bessere Ergebnisse erzielt."

Frage: "Gab es bestimmte Rennen die Sie in dieser Saison besonders beeindruckt haben?"
Andersson: "Ganz ehrlich gesagt waren da gleich mehrere die mich beeindruckt haben. Ich denke, dass Cristianos Qualifikationsrunde in Monaco angesichts der Strecke, und der Tatsache dass er dort zum ersten Mal fuhr, ziemlich außergewöhnlich war. Und Olivier war in einer der Sessions in Ungarn acht Zehntel schneller als alle anderen. Was die Rennen anbelangt, so war Platz 5 und 6 in Hockenheim hervorragend. In der Qualifikation in Suzuka waren die Runden beider Fahrer beeindruckend, wenngleich wir etwas von dem später einsetzendem Regen profitierten."

Frage: "Was sind für Sie persönlich die Höhe- und Tiefpunkte in diesem Jahr gewesen?"
Andersson: "Für mich selbst war das Ergebnis in Hockenheim ein Highlight, doch dass ein Toyota 17 Runden lang in Silverstone das Rennen anführte muss einfach die Sache des Jahres sein an die man sich immer erinnern wird. Das war etwas womit ich nicht einmal im Entferntesten gerechnet hatte, ganz gleich der Umstände die letztlich dazu führten."

2004 will man regelmäßig aus den Top 6 oder 8 starten

Frage: "Ove, welche Ziele sind für Toyota nächstes Jahr in der Formel 1 realistisch betrachtet zu erreichen?"
Andersson: "Bis der TF104 nicht fertig ist und getestet werden kann, werden wir das nicht wirklich wissen. Meiner Einschätzung nach, fehlt es uns noch immer an Erfahrung. Allerdings ist das eine Sache die mit der Zeit von selbst kommt. Die Performance des Autos ist immer dann gut, wenn wir verstehen wie wir damit auf den unterschiedlichen Strecken arbeiten müssen. Die Strecken haben sich entsprechend dem Wetter und den Bedingungen am Freitag, Samstag und Sonntag alle anders verhalten. Man muss die Strecken zuerst verstehen, um zu wissen wie man das Auto entsprechend dem Zustand dieser vorbereiten muss. Zweifelsohne ist das ein Bereich in dem Erfahrung eine Menge ausmacht. Nächste Saison sollte unser Ziel in einer Verbesserung unserer Qualifikationspositionen bestehen. Regulär aus der Top 6 oder 8 zu starten, und das in Rennergebnisse umwandeln, was uns 2003 nicht gelungen ist, ist unser Ziel. In dieser Saison waren wir recht nahe am fünften Platz in der Konstrukteurswertung dran. Meiner Meinung nach sollte dieser Platz 2004 innerhalb unserer Möglichkeiten liegen."

Frage: "Wie sehen Toyotas Pläne für den Winter aus? Wie geht es mit dem TF104 voran?"
Andersson: "Wir werden wieder ein vergleichbares Winterprogramm durchführen wie schon 2002. Ab Ende November werden wir mit einem Übergangsmodell, dem TF103B, welches ein TF103 mit neuem Motor und neuem Getriebe ist, fahren. Durch die veränderten technischen Bestimmungen für 2004, die es erfordern einen Motor zu konstruieren der ein gesamtes Rennwochenende hält, wird unser Schwerpunkt bei den Tests auf der Haltbarkeit und Fahrbarkeit des neuen Aggregats liegen. Wir werden bei den Tests aber auch alle einzelnen Aspekte des neues Autos, beginnend bei der Aerodynamik, über die Reifen bis hin zur mechanischen Seite prüfen, um in der bestmöglichen Verfassung zu sein bevor wir nach Australien aufbrechen."

"Eine höchst erfolgreiche Saison"

Frage: "Sind die neuen Regeln dafür verantwortlich gewesen, dass die Formel 1 dieses Jahr interessanter war oder waren es andere Faktoren?"
Andersson: "Nun, ich glaube, dass man weder das eine noch das andere dafür alleine verantwortlich machen kann. Die neuen Regeln haben sicherlich alles etwas durcheinander gewürfelt, doch andererseits waren in diesem Jahr auch mehr Teams wettbewerbsfähig. Wenn man alles zusammenzählt, so war es eine höchst erfolgreiche Saison. Nehmen wir einmal die Qualifikation in Suzuka als Beispiel. Das Regenwetter hat dort den in der Meisterschaft vorne liegenden Fahrern ein schlechtes Ergebnis beschert, während es uns half in die zweite Startreihe zu fahren, was zu einem wirklich interessanten Rennen für die Zuschauer beigetragen hat."

Frage: "Was halten Sie vom neuen Wochenendformat für 2004 und wie stehen Sie zum provisorischen Rennkalender mit 18 WM-Läufen?"
Andersson: "Über das Wochenendformat der nächsten Saison wurde viel diskutiert und letztlich gab es eine Entscheidung die nicht nur von den Teams getroffen wurde, sondern auch Sponsoren und Rennveranstalter waren da involviert. Meiner Meinung nach sind es die Rennveranstalter, die wissen, was ein Grand Prix-Wochenende für die Zuschauer erfolgreich macht, weshalb die Teams in dieser Sache keine starke Position einnehmen können. Aber allgemein gesprochen, halte ich eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit den Bestimmungen und Regeln der Formel 1 für notwendig, um den Status der Formel 1 als Königsklasse des Motorsports zu wahren. Wir müssen den Sport frisch und aufregend für alle Fans auf der gesamten Welt halten, gleichzeitig aber auch sicherstellen, dass es für alle Teams herausfordernd bleibt."

Rückkehr von Spa und Kanada in den Rennkalender freut Andersson

"Spa ist ein historischer Ort und eine von den herausforderndsten Rennstrecken, weshalb ich über die Rückkehr des Rennens in den nächstjährigen Kalender auch erfreut bin. Sie ist auch nicht weit von unserer Fabrik in Köln entfernt, was logistisch betrachtet für uns vorteilhaft ist. Für Toyota ist Kanada ein sehr wichtiger Markt, weshalb es mich ebenfalls sehr freut, dass das Rennen im provisorischen Kalender steht. Der Kanada-Grand Prix ist eines der wenigen Rennen in der Saison, wo man die Begeisterung der Fans wirklich spürt und Montreal verwandelt sich während des Wochenendes in eine Art Straßenfest. Aber Kanada ist auch für die Formel 1 ein sehr wichtiger Markt. Nord-Amerika ist ein Gebiet in dem die Formel 1vergleichsweise schwach ist und sich ein Image aufbauen muss. Wenngleich der Status von Kanada im Kalender noch provisorisch ist, so hoffe ich doch sehr, dass der Grand Prix nächste Saison dazugehört."