Anderson: Was kann Glocks neuer Dienstwagen?

Ex-Jordan-Technikchef Gary Anderson analysiert Timo Glocks neuen Marussia-Boliden und erkennt, dass das Auto simpel ist, aber Potenzial haben dürfte

(Motorsport-Total.com) - Marussia startet diese Saison in ein neues Zeitalter. Nach dem Ende der Zusammenarbeit mit Technikchef Nick Wirth, der ausschließlich mittels Computersimulationen zwei dürftige Autos ablieferte, setzt man nun auf die Geschicke von Pat Symonds. Der Brite gilt als Formel-1-Urgestein und hatte Anteil an den zwei Benetton-Titeln von Michael Schumacher und an den zwei Renault-Titeln von Fernando Alonso.

Titel-Bild zur News: Timo Glock

Pat Symonds verzichtete beim MR01 auf komplizierte Detailarbeit

Auf den ersten Blick war daher die Überraschung groß, als Timo Glocks Rennstalls mit dem MR01 ein wenig raffiniertes Auto präsentierte - und das noch dazu in letzter Sekunde, weil man den Crashtest lange nicht bestanden hatte. "Der neue Marussia ist sehr simpel", findet auch Ex-Jordan-Technikchef Gary Anderson. "Das Team ist trotz der technischen Partnerschaft mit McLaren nicht ins Wunderland gegangen."

Auch der Ire wundert sich gegenüber 'Autosport', dass man das Auto erst so spät enthüllte. "Marussia ist größer als HRT und hat mit Symonds einen Konsulenten, der schon eine Zeitlang dabei ist", weiß er. "Daher ist es eine Überraschung, dass man so sehr kämpfen musste, um es zum ersten Rennen zu schaffen."

Bewusst schnörkelloses Design


Fotos: Shakedown des Marussia-Cosworth MR01


In der genaueren Analyse der Seitenkästen und der Heckpartie fällt ihm auf, dass die Basis des Autos zwar in Ordnung sein dürfte, auf Details aber wenig wertgelegt wurde. "Das Design ist in diesem Bereich sehr konventionell", sagt Anderson. "Man verwendet unterschnittene Seitenkästen und im hinteren Bereich setzt man auf eine vernünftige Cola-Flaschenform. Aber wie bei allen Dingen macht auch hier das Detail den Unterschied - und das benötigt viel Forschung."

Timo Glock

Gary Anderson gefällt die klare Linienführung des MR01 Zoom

Pilot Glock hat für das schnörkellose Design eine Erklärung. Der Wersauer stellt in seiner Kolumne auf 'Motorsport-Total.com' klar: "Das ist ganz bewusst so gemacht. Erst soll die Basis stimmen, dann kommt die Feinarbeit." Obwohl der Marussia-Fahrer seinen neuen Dienstwagen bisher nur mit Demoreifen beim sogenannten "Filmtag" testete, fällt ihm bereits auf: "Der Datenabgleich nach dem Shakedown hat uns bestens gefallen. Die Realität spiegelte genau das wieder, was man zuvor berechnet hatte. Das passt also."

Frontflügel fällt positiv auf

Marussia setzt als einziges Team neben McLaren auf eine Nase ohne Höcker. Laut Glock hat dies aber rein gar nichts mit der technischen Zusammenarbeit mit dem Topteam aus Woking zu tun. Anderson zeigt sich durchaus angetan: "Die Nase ist eleganter als bei vielen anderen. Es sieht so aus, als wäre der hintere Bereich höher, die Front ist tiefer. Dadurch fällt von der Seite die schöne Linienführung auf."

Bei Frontflügel fällt dem ehemaligen Technikchef auf, dass das Team deutlich weiter ist als HRT, deren Flügel er als "veraltet" bezeichnete. "Der Marussia-Frontflügel ist nicht kompliziert, aber ich sehe Elemente, die gut funktionieren werden", lautet sein positives Fazit.