Anderson kritisiert Qualifying- und Motorenänderungen

Ex-Formel-1-Designer Gary Anderson versteht die Philosophie hinter den neuesten Regeländerungen nicht - Maßnahmen ein Rückschritt?

(Motorsport-Total.com) - Die Königsklasse des Motorsports hat in den vergangenen Jahren immer wieder mal ein Facelifting verpasst bekommen, doch durch die eine oder andere Radikalkur sind mehr Sorgenfalten entstanden als verschwunden. Für 2006 gibt es neuerlich verschiedene Maßnahmen: Reifenwechsel sind wieder erlaubt, die 2,4-Liter-V8-Motoren kommen und es gibt ein neues Qualifying.

Titel-Bild zur News: Gary Anderson

Anderson steht den neuesten Änderungen in der Formel 1 kritisch gegenüber

Ex-Formel-1-Designer Gary Anderson, der zuletzt Anfang des Jahres über seine Beschäftigung bei Dallara seine Hände bei Jordan im Spiel hatte, versteht die Philosophie hinter dem neuen Reglement allerdings nicht, weil viele Änderungen seiner Meinung nach einen Rückschritt zu einem Zustand bedeuten, den man früher unbedingt loswerden wollte. So ist ihm zum Beispiel das Ausscheidungsfahren im Qualifying ein Dorn im Auge.#w1#

"Ein Fahrer könnte sich dazu entscheiden, nur auf Startplatz elf zu fahren und dafür nachtanken zu dürfen, weil ihm das mehr bringen könnte", erklärte er gegenüber 'Setanta Sports'. "Jedes Rennen wird anders sein, aber ich verstehe nicht, wie man jedes Mal alles begreifen soll, was da auf der Strecke vor sich geht. Das Format ist mehr ein Glücksspiel als sonst irgendetwas, aber ich bin mir nicht sicher, ob es gut für die Zuschauer ist."

Christijan Albers

Die kleinen Formel-1-Teams werden künftig noch weniger im TV zu sehen sein Zoom

"Außerdem gilt es zu bedenken, dass das Einzelzeitfahren eingeführt wurde, um den kleinen Teams mehr TV-Präsenz zu verschaffen. Jetzt werden sie aber wieder nicht im TV zu sehen sein, denn am Anfang sind alle Autos gemeinsam auf der Strecke, und die kleinen Teams sind ja nur in den ersten 15 Minuten dabei. Früher war es wenigstens so, dass sie in den ersten Minuten die einzigen Fahrer auf der Strecke und deshalb auch im TV waren", so Anderson.

Auch den Wechsel auf das V8-Motorenformat kann der 54-Jährige nicht nachvollziehen, weil seiner Meinung nach eine Drehzahlbegrenzung der alten V10-Triebwerke kostengünstiger und damit logischer gewesen wäre: "Wenn die Hersteller ein Drehzahllimit akzeptiert hätten, wäre der Leistungsverlust relativ gering ausgefallen, aber man hätte Geld sparen und die V8-Sache getrost vergessen können", schlug er vor.

Und: "Was wir bisher hatten, waren V10-Motoren, die zwei Rennwochenenden überstehen. Das war eine sehr gute Idee zum Einsparen von Kosten", fuhr Anderson fort. "Als das Format halbwegs perfektioniert war - ich würde sagen, in der zweiten Hälfte der Saison -, konnten die Teams viel Geld sparen, was ihnen sehr wichtig war, und es wäre insofern sicher gut gewesen, diese Regel für ein weiteres Jahr beizubehalten."