Analyse: Die "Test-Weltmeister" der Formel 1

Zeigt sich schon bei den Formel-1-Wintertests, wer am Saisonende Weltmeister sein wird? Wir vergleichen die Testergebnisse mit den finalen WM-Ständen!

(Motorsport-Total.com) - Viele Fragen stellen sich Jahr für Jahr bei den Wintertests der Formel 1: Wie aussagekräftig sind diese Probefahrten eigentlich? Lässt sich daraus wirklich ableiten, welche Fahrer und Teams in der anschließenden Rennsaison wie stark sein werden? Und wird am Ende der Fahrer Formel-1-Weltmeister, der schon bei den Testfahrten ganz vorne war?

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen im Ferrari bei den Formel-1-Wintertests 2016 in Barcelona

Kimi Räikkönen im Ferrari bei den Formel-1-Wintertests 2016 in Barcelona Zoom

Letzteres haben wir nun anhand der Formel-1-Ergebnisse seit 2013 überprüft und unsere Erkenntnisse in einer Fotostrecke übersichtlich dargestellt.

Und so viel sei schon jetzt verraten: In den meisten Fällen ging die Bestzeit eben nicht an den späteren Champion, sondern in manchen Fällen sogar an Fahrer, die später überhaupt nichts mit vorderen Positionen zu schaffen hatten.

Wie kann das sein? Testfahrten sind eben keine Rennen. Es steht den Teams bei ihren Testfahrten frei, was sie ausprobieren, mit welchen Reifen, mit Wie viel Sprit und mit welchen Einstellungen. Es fehlt also die Vergleichbarkeit, weil nicht notwendigerweise alle Beteiligten unter den exakt gleichen Bedingungen fahren. Das kann zu unterschiedlichen Ergebnissen führen, die nicht leicht zu interpretieren sind.

Berühmt ist auch die "Vorstandsrunde" oder, im Englischen, der "Glory-Run". Darunter versteht man jeweils eine besonders gute Runde, die vor allem eines sicherstellen soll: Aufmerksamkeit.

Denn natürlich haben die Teambesitzer und Sponsoren viel Geld investiert, damit ein Rennstall ein neues Auto bauen konnte. Dann aber wollen die Investoren auch etwas sehen, nämlich Leistung. Sie wollen ihr Investment ins rechte Licht gerückt wissen. Und das geht im Motorsport ganz hervorragend mit schnellen Runden und Bestzeiten, auch wenn die vielleicht nur eine Momentaufnahme sind.

Andere wiederum machen vielleicht genau das Gegenteil und betreiben "Sandbagging", indem sie nicht mit voller Leistung oder mit leeren Tanks fahren, sondern zum Beispiel mit Rennabstimmung statt Qualifying-Set-up und mit besonders viel Benzin im Tank. Das führt in der Zusammenschau dann zu verzerrten Resultaten und womöglich zu einem falschen Bild davon, wer wirklich wie schnell ist.


Fotostrecke: Die Schnellsten der ersten Testwoche: Wo sind sie am Saisonende gelandet?

Aber: Manchmal setzen sich die späteren Weltmeister trotzdem schon bei den Formel-1-Wintertests durch. Dieses Szenario gibt es natürlich auch, wie in unserer Fotostrecke zu sehen ist.

Doch allen möglichen Ergebnissen bei den Formel-1-Tests ist gemein: Sobald die Probefahrten abgeschlossen sind, steht zwar das Ergebnis fest. Aber wer Weltmeister wird, das erfährt man trotzdem erst einige Monate später. Die Wintertests nehmen also nicht notwendigerweise etwas vorweg, sondern lassen höchstens rückblickend die Erkenntnis zu: Der Speed war schon im Frühjahr da - oder eben nicht.

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