Als wäre der "Iceman" nie weg gewesen

Vier Rennen nach seinem Formel-1-Comeback scheint Kimi Räikkönen wieder ganz der Alte zu sein - Lotus-Vertrag Sprungbrett oder Endstation?

(Motorsport-Total.com) - Beim Rennen in Bahrain gewannen die Zuschauer den Eindruck, als habe es Kimi Räikkönens zweijährigen Ausflug in die Rallye-Weltmeisterschaft nie gegeben. Der Finne fuhr im Lotus auf den zweiten Platz und hätte nach Einschätzung von 'Motorsport-Total.com'-Experte Marc Surer sogar dem Führenden Sebastian Vettel noch gefährlich werden können. "Im Moment hat er ein gutes Auto. Damit kann man gewinnen - er hätte gewinnen können, hätte er an der richtigen Stelle angegriffen, aber er hat die falsche Seite gewählt", so Surer bei 'ServusTV'

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen

Schon beim vierten Grand Prix darf Kimi Räikkönen wieder jubeln

Für Red-Bull-Testfahrer Sebastien Buemi kommt das nicht überraschend. "Kimi hat schon bei den Tests im Winter gezeigt, dass er dabei ist. Da war er gut, und er hat auch ein gutes Auto", sagt Buemi ebenfalls bei 'ServusTV'. Mit seiner Vorstellung in Bahrain hat der 32-Jährige endgültig alle Zweifel beseitigt, ob er sich nach seiner Pause in einer veränderten Formel 1 zurechtfinden werde. Nicht wenige Experten hatten befürchtet, dass Räikkönen ähnliche Eingewöhnungsschwierigkeiten wie Michael Schumacher haben würde.

Doch während der Deutsche auch im 42. Rennen nach seiner Rückkehr aus dem Ruhestand einer Podiumsplatzierung hinterherfährt (Alle Rennen von Schumacher seit 2010 in der Formel-1-Datenbank), durfte Räikkönen schon im vierten Grand Prix nach seinem Comeback wieder an einer Siegerehrung teilnehmen. Für Surer spielt dabei die Tatsache eine Rolle, dass Räikkönen im Gegensatz zu Schumacher in seiner Formel-1-Pause regelmäßig im Motorsport aktiv war. "Er hat ja nicht zwei Jahre lang pausiert, sondern ist Rennen gefahren. Er ist Rallyes gefahren. Dort sind Konzentration und Reflexe gefordert", erklärt Surer.

Rallye-WM als gutes Training

Zwar sei die Rallye-WM nicht direkt mit der Formel 1 vergleichbar, doch sei sie dennoch ein gutes Training. "Es gibt zwar nicht die Fliehkräfte, die es in der Formel 1 gibt, aber wenn man 40 Kilometer durch den Wald fährt, wo es keine Auslaufzonen gibt und die Bäume am Straßenrand stehen, dann sind die Reflexe gefordert. Der kann sich schon konzentrieren, der kann das noch", sagt der Schweizer.

Kimi Räikkönen

In der Rallye-WM setzte der "Iceman" keinen Rost an Zoom

Zu einem Räikkönen in alter Form kommt mit dem Lotus E20 ein Auto, das viele Experten in dieser Saison überrascht. So auch Surer. "Es war erstaunlich, dass er mit diesem Auto die Chance hatte, das Rennen zu gewinnen." Allerdings erinnert der Schweizer daran, dass das Team in der Saison 2011, damals noch unter dem Namen Renault, in der Anfangsphase der Saison ähnlich stark war. "Lotus hat im Vorjahr auch so gut angefangen, und bald waren sie nirgendwo. Die Frage ist jetzt: Haben sie die Ressourcen, um das Auto so weiterzuentwickeln, um dort zu bleiben?"

Kann sich der Finne mit weiteren starken Leistungen noch einmal für ein Cockpit in einem der großen Teams empfehlen oder bildet das Kapitel bei Lotus den letzten Abschnitt seiner Formel-1-Karriere? "Nein, das würde ich nicht sagen. Ich glaube, dass er allen gezeigt hat, dass er noch da ist und dass er es noch kann", sagt Surer.

Surer: "Eines der größten Talente"

"Er ist jünger als Schumacher, und wenn man die letzten zehn Jahre anschaut, dann ist Kimi wohl eines der größten Talente, die wir in der Formel 1 gesehen haben", so die Einschätzung unseres Experten. Allerdings wüsste Surer momentan nicht, welches andere Team er dem "Iceman" empfehlen sollte. "Dieses Jahr ist alles so ausgeglichen, dass ich nicht sagen kann, welches Auto er fahren müsste, um sicher Weltmeister zu werden."

Kimi Räikkönen

Kimi Räikkönen hat beim seinem Formel-1-Comeback gut Lachen Zoom

Schumacher, dem zweiten prominenten Formel-1-Rückkehrer der vergangenen Jahre traut Surer trotz einer bislang enttäuschenden Saison noch ein ähnliches Spitzenergebnis wie Räikkönen zu. "Ich würde den nicht abschreiben. Der Michael ist einer, der die Chance nützt, wenn er sie bekommt. Wenn der einmal zufällig vorne liegt, dann verteidigt er auch diese Position."

Auch Buemi glaubt, dass Schumacher zurückkommt. Der 23-Jährige erinnert daran, dass Schumacher bisher oft von der Technik daran gehindert wurde, den Speed des F1 W03 in ein entsprechendes Resultat umzusetzen. "Er hat auch ziemlich viel Pech gehabt zu Saisonbeginn - der Getriebeschaden in Melbourne, dann das Problem beim Boxenstopp in China, wo er Zweiter war."


Fotos: Kimi Räikkönen, Großer Preis von Bahrain, Sonntag