• 04.11.2010 09:35

  • von Roman Wittemeier

Alonso vs. Webber: Sticheleien und Gelassenheit

Vor dem Grand Prix in Interlagos sticheln Fernando Alonso und Mark Webber: Wer sich Sorgen machen sollte - Felipe Massa siegt im Simulator

(Motorsport-Total.com) - Die Spannung vor dem Grand Prix in Brasilien ist für alle Anwesenden deutlich spürbar. Es knistert in Interlagos, die WM-Favoriten sticheln und die Fans wollen ausgerechnet Felipe Massa siegen sehen. "Wir sind als Team gefestigt, das zeigen wir doch in jedem Rennen", sagt WM-Leader Alonso im Interview mit 'Diario Sport'. Der Spanier fügt zur Beruhigung der brasilianischen Fans hinzu: "Das gilt auch für mein Verhältnis zu Felipe."

Titel-Bild zur News: Mark Webber, Lewis Hamilton, Fernando Alonso

Kann Lewis Hamilton im Kampf um die Formel-1-Krone der lachende Dritte sein?

Alonso ist seit Wochen die klare Nummer eins in Reihen der Roten. Der Erfolg gibt den Italienern gewissermaßen Recht, aber die Fans in Brasilien mögen natürlich nicht akzeptieren, dass ihr Lokalheld Felipe Massa im Zuge dessen womöglich zurückstecken muss - wie in Hockenheim bereits passiert. "In vielen Ländern heißt es, mein Image sei schlecht. Aber wenn ich dann dort am Flughafen lande und ins Hotel oder an die Rennstrecke gehe, dann erlebe ich meist das Gegenteil", gibt sich Alonso gelassen.

"Ich mache mir keine Sorgen darüber. Ich muss mit guten Leistungen auf der Strecke dafür sorgen, dass mein Team mit meiner Arbeit zufrieden ist", erklärt der Titelfavorit. "Es gibt immer wieder von Seiten der Medien Bemühungen, dich nervös zu machen oder unter Druck zu setzen." Neben der Strecke durfte Massa einen Erfolg gegen den Spanier feiern, der sich wohl auf der Strecke am Sonntag kaum wiederholen wird.

Für Ferrari-Sponsor Shell absolvierten die beiden Teamrivalen einige Interlagos-Runden im Simulator. Die brasilianischen Fans durften laut jubeln, denn Massa setzte die Bestzeit, während Alonso zweimal durch das Gras rodelte. Im echten Grand Prix muss der Helfer jedoch für den "Chef" arbeiten. "Das mag scher zu verstehen sein, aber dieser Sport ist eben kompliziert", sagt Alonso. "Bei Ferrari steht das Team an erster Stelle."

"Es wird immer Leute geben, die das nicht verstehen." Fernando Alonso

"Es wird immer Leute geben, die das nicht verstehen. Aber mein Job ist es nicht, die Sichtweise der Fans zu verstehen, sondern mein Job ist die Arbeit auf der Strecke", sagt der Asturier. An die Fans richtet er besänftigende Worte: "Felipe ist sehr stark, ein fabelhafter Profi, der von Januar bis Dezember an seinen Zielen arbeitet."

Sticheleien gibt es derzeit nicht nur auf Fahrerebene, sondern auch die Teamchefs mischen munter mit. Red-Bull-Teamchef Christian Horner äußerte beispielsweise, dass es doch "frustrierend" wäre, wenn Alonso den Titel aufgrund der Stallorder von Hockenheim gewänne. Sein Ferrari-Kollege Stefano Domenicali reagierte prompt: "Es ist ein Wunder, dass Red Bull den Titel mit einem solch überlegenen Auto nicht schon lange in der Tasche hat."

¿pbvin|512|3248||0|1pb¿"Es gibt eben Teams, die wollen von den eigenen Problemen ablenken, die sie nicht in den Griff bekommen", schüttelt Alonso angesichts des Wortduells der Teamchefs nur mit dem Kopf. Der Spanier macht nach seiner Ankunft in Brasilien in keinster Weise den Eindruck, als könne er sich durch irgendetwas vom Ziel ablenken lassen. Selbst die Simulator-Niederlage gegen Massa nahm Alonso mit einem breiten Lächeln hin.

Auch Mark Webber strahlt diese Gelassenheit aus. Das derzeit heißeste Red-Bull-Eisen im Formel-1-Titelfeuer gibt sich betont cool. An der Interlagos-Strecke bat am Mittwoch ein Fan um ein Foto "mit dem künftigen Weltmeister". Laut Augenzeugen stellte sich Webber strahlend neben den Fan und sagte lachend: "Hoffentlich hat er Recht."

"Ich bin total relaxt, freue mich auf das Finale", so Webber in der Zeitung 'Blick'. "Ich habe in dieser Saison mehr erreicht, als ich erwarten durfte. Mein Soll ist schon erfüllt." Der Australier hatte seine WM-Führung durch den Ausfall in Südkorea verspielt. Nun ist er der Jäger. "Ferrari wird hier schnell sein, aber Fernando muss sich Sorgen um seinen Motor machen. Ich kann voll angreifen und war immer stark hier", so die Kampfansage.

"Fernando muss sich Sorgen um seinen Motor machen." Mark Webber

Die große Frage im Lager von Red Bull lautet: Welcher der zwei Piloten soll den großen Angriff auf Alonso starten? Der junge Vettel oder der erfahrene Webber? "Keine Ahnung", sagt Webber. "Bis jetzt hat noch keiner über Stallregie gesprochen. Vielleicht passiert es am Donnerstag beim ersten Briefing, vielleicht nie." Teamchef Horner kündigte unterdessen bereits an, dass man beide Piloten weiterhin frei fahren lassen werde.