• 19.06.2008 22:46

Alonso: "Vielleicht werden wir streiken"

Fernando Alonso über die Möglichkeit eines Fahrerstreiks wegen der teurer gewordenen Superlizenzen und über Ignoranz seitens der FIA

(Motorsport-Total.com) - 228.000 statt nach alter Regelung 51.429 Euro muss Fernando Alonso in dieser Saison für seine Superlizenz an die FIA überweisen - ein Betrag, den er bei gut 20 Millionen Euro Jahresgage verkraften dürfte, der ihn aber trotzdem ärgert. Denn die FIA hat die Verteuerung auf eigene Faust einfach eingeführt. Nun steigt die Fahrergewerkschaft GPDA auf die Barrikaden - und Ex-Weltmeister Alonso schloss in seiner traditionellen Donnerstags-Medienrunde nicht einmal einen Streik in Silverstone, wie es ihn zuletzt 1982 in Kyalami gegeben hat, kategorisch aus...

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso schließt einen Streik der Fahrer in Silverstone nicht aus

Frage: "Fernando, was ist dran an einem möglichen Streik der Fahrer in Silverstone?"
Fernando Alonso: "Ich habe das vor 20 Sekunden zum ersten Mal gehört. Von anderen Fahrern habe ich diesbezüglich nichts gehört. Ich wäre aber dabei. Es ist eine ernste Angelegenheit und wir haben darüber in unseren GPDA-Meetings schon oft gesprochen. Wir müssen uns da einig werden und wir sind uns auch in dem Punkt einig, dass die Superlizenz nicht in einem Jahr um 500 oder 600 Prozent teurer werden kann. Das müssen wir uns ansehen. Ich weiß nicht, was die Lösung ist, aber vielleicht werden wir in Silverstone streiken. Das ist eine Möglichkeit. Warum nicht?"#w1#

Treffen der GPDA am Freitag

Frage: "Wie könnte so ein Streik aussehen?"
Alonso: "Ich habe keine Ahnung. Wie gesagt: Ich habe davon noch nichts gehört. Ich beantworte nur gerade Fragen dazu, aber ihr Jungs wisst anscheinend mehr als ich. Vielleicht werden die Dinge morgen in unserem Meeting schon klarer sein."

Frage: "Seid ihr wegen der Superlizenzen schon an die FIA herangetreten?"
Alonso: "Ja, wie sind zwei- oder dreimal an die FIA herangetreten, immer in Briefform. Es hat noch keine positive Antwort gegeben, also sind wir uns nicht einig. Wir werden sehen."

"Im nächsten Jahr wird sie für mich also billiger." Fernando Alonso

Frage: "Kannst du uns verraten, wie teuer eine Superlizenz ist?"
Alonso: "Ich weiß es nicht genau - mehr als 200.000 Euro. Das hängt davon ab, wie viele Punkte du im Vorjahr gesammelt hast. Im nächsten Jahr wird sie für mich also billiger (grinst; Anm. d. Red.)! Mir ist es aber lieber, nicht zu viel zu zahlen. Es ist ein Problem, mit dem wir früher oder später alle konfrontiert werden. Ich finde, der Preis ist lächerlich."

Frage: "Was für ein Protest wäre da in Silverstone angemessen? Werdet ihr nicht an der Fahrerparade teilnehmen oder gar ein Training oder das Rennen auslassen?"
Alonso: "Ich weiß es nicht. Es ist schwierig, denn wir alle haben Verträge mit unseren Teams. Wir müssen unseren Job machen. Es ist nicht einfach, darüber zu entscheiden, was man tun kann und was nicht. Aber wie gesagt, morgen wissen wir sicher schon mehr."

Frage: "Ist ein Teil eures Ärgers damit zu erklären, dass ihr nicht konsultiert wurdet?"
Alonso: "Ja, erstens deswegen und auch, weil wir gefragt haben, was mit dem Geld passiert. Der Anstieg ist eklatant, also haben wir gefragt, wohin das Geld fließt. Uns wurde nicht geantwortet. Wenn das Geld dafür verwendet wird, die Strecken sicherer zu machen oder dergleichen, dann zahlen wir gerne, denn dann bringt es ja was. Aber wir haben noch keine Antwort auf unsere Frage."

Frage: "Die Summen, um die es hier geht, sind gemessen an einem Fahrergehalt von 15 Millionen Euro aber gar nicht so viel, meinst du nicht auch?"
Alonso: "Das hängt vom Fahrer ab. Wenn ich diese Summe vor drei oder vier Jahren zahlen hätte müssen, als ich noch nicht so viel verdient habe, dann wäre es ein großer Prozentsatz meines Gehalts gewesen. Ich bin in der glücklichen Situation, dass ich seit zwei oder drei Jahren viel Geld verdiene, aber es gibt auch andere Fahrer, auf die das nicht zutrifft."

Fahrer ziehen an einem Strang

Frage: "Weißt du, wie die Fahrer, die nicht Mitglied der GPDA sind, dazu stehen?"
Alonso: "Ich glaube, die denken genauso. Sie sind nicht in unseren Meetings, aber ich glaube, Pedro de la Rosa ist deswegen an sie herangetreten. Wir sind uns alle einig, dass die Verteuerung der Superlizenz für alle Fahrer zu viel kostet. Es war einfach ein bisschen zu viel."

"Wenn wir uns nicht einig sind, dann haben wir nicht viel Einfluss." Fernando Alonso

Frage: "Ist es wichtig, dass ihr als Fahrer geschlossen auftretet?"
Alonso: "Natürlich. Wenn wir uns nicht einig sind, dann haben wir nicht viel Einfluss."

Frage: "Ist es generell so, dass die FIA zu wenig auf die Fahrer hört? Es hat manchmal den Anschein, dass eure Anliegen nicht ernst genommen werden, nicht wahr?"
Alonso: "Ja, ein bisschen. Die FIA nimmt uns ernst, wenn es um die Sicherheit und dergleichen geht, aber wenn wir etwas zu den Regeln sagen, dann nicht unbedingt. Es gibt einige Regeln, die nicht fair sind, aber da hört uns die FIA nicht genug zu. In all den Meetings mit den Teams und der FIA werden Dinge beschlossen, die wir Fahrer völlig verrückt finden. Wenn aber einmal eine Entscheidung getroffen wurde, dann ist sie schwierig wieder rückgängig zu machen."

Frage: "Eine letzte Frage noch: Was erwartest du vom Frankreich-Grand-Prix?"
Alonso: "Wir werden sehen. Das Auto ist in den vergangenen Rennen besser geworden, auch wenn man es in Monaco kaum sehen konnte, weil das ein einzigartiges Rennen ist. Aber in der Türkei waren wir besser und in Kanada kämpften wir vorne mit. Ich hoffe, dass wir das hier wiederholen können. Wenn wir im Qualifying Vierter oder Fünfter werden, dann wäre das fantastisch, denn von dort aus kann man mit ein bisschen Glück um das Podium kämpfen. Darauf hoffen wir. Wir fahren zu Hause und wir würden den Leuten auf den Tribünen gerne ein gutes Resultat bescheren."