• 22.10.2007 02:40

Alonso: "Ich bin nicht unzufrieden"

Fernando Alonso lässt im PK-Interview seine Saison 2007 Revue passieren und spricht über die Chancenlosigkeit gegen Ferrari in Brasilien

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Fernando, McLaren-Mercedes hat die Fahrer-WM vom zweiten bis vor dem letzten Rennen angeführt, aber es hat nicht sollen sein. Du hast am Start deinen Teamkollegen überholt, konntest dann aber die Pace der Ferraris nicht mitgehen."
Fernando Alonso: "Zunächst einmal möchte ich Kimi (Räikkönen; Anm. d. Red.) gratulieren! Ich habe oft gesagt, dass derjenige, der am Ende die meisten Punkte hat, ein verdienter Weltmeister ist. Kimi hat eine tolle Weltmeisterschaft hingelegt, die für alle ein Auf und Ab war, aber er hat es am letzten Tag geschafft, er verdient es - Gratulation!"

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Die Enttäuschung bei Fernando Alonso hielt sich durchaus in Grenzen

"Mir war klar, dass das Rennen schwierig werden würde, nicht nur wegen der vier Punkte Rückstand auf Lewis (Hamilton; Anm. d. Red.), sondern auch wegen Lewis' Problem im Rennen. Ich wusste, Ferrari kann einen Doppelsieg holen, also hat es nicht gereicht. Am Start habe ich alles versucht, ich kam gut weg und war Dritter, aber dann war es unmöglich, die Pace der Ferraris mitzugehen. Ich konnte nur noch hoffen, dass ihnen etwas passiert."#w1#

Nur drei Runden lang bestand Hoffnung

Frage: "Waren sie heute schneller als ihr?"
Alonso: "Ich weiß nicht. In den ersten zwei oder drei Runden konnte ich mit ihnen mithalten. Da war ich noch extrem optimistisch, denn ich dachte, das wäre ihre Pace. Aber sie achteten wohl in den ersten Runden auf ihre Reifen. Nur: In China war es auch so, dass alles passieren kann, also fuhr ich weiter und hoffte, dass einer der Ferraris ein Problem haben würde, damit ich Zweiter werde, aber das ist nicht passiert. Ich konnte nichts machen."

"Ich hatte einige Schwierigkeiten mit dem Team. Das ist kein Geheimnis." Fernando Alonso

Frage: "Du bist zweifacher Weltmeister und hattest eine turbulente Saison mit McLaren-Mercedes. Kannst du ein paar Worte zur Saison sagen und darüber, was das Team für dich getan hat?"
Alonso: "Man hat eben Höhen und Tiefen. Es gibt bessere Momente und schlechtere. Ich hatte einige Schwierigkeiten mit dem Team. Das ist kein Geheimnis, aber unterm Strich haben wir zusammengearbeitet und wir kamen mit Titelchancen beim letzten Rennen an, sind Dritter in der Fahrer-WM geworden, einen Punkt hinter dem Weltmeister, also war es eigentlich ein fantastisches Jahr. Wir hatten ein konkurrenzfähiges Auto, großartige Sponsoren - und auch wenn es eine harte Saison war, nehme ich gute Erinnerungen mit. Ich habe viermal gewonnen und bin nicht unzufrieden."

Frage: "Vor einem Jahr haben wir dir hier zum WM-Titel gratuliert, im Jahr davor auch..."
Alonso: "Ja, aber nicht heute. Ich wusste, dass es schwierig werden würde. Meine Chancen waren nicht sehr groß, denn ich musste auf ein Problem hoffen, um dieses Rennen zu gewinnen, und ich musste einen Doppelsieg von Ferrari verhindern. Ich habe während des Rennens mein Bestes gegeben und bin eine konstante Pace gefahren, war als Dritter so nahe dran an den Ferraris wie möglich. Aber mehr als die Hoffnung auf ein Problem bei ihnen hatte ich nicht. Der zweite Platz hätte gereicht, aber das war unmöglich."

Frage: "Es hat einfach an Pace gefehlt, nicht wahr?"
Alonso: "Im Rennen sicher, nur in den ersten zwei Runden war ich optimistisch, denn da konnte ich ihnen leicht folgen. Aber wahrscheinlich haben sie auf die Reifen geachtet. Als sie zu pushen anfingen, hatte ich keine Chance mehr."

Reifen waren absolut am Limit

Frage: "Die Reifen waren im Vorfeld ja ein Thema. Waren die heute gut oder nicht?"
Alonso: "Ich hatte große Probleme mit den Reifen, aber das ging glaube ich allen so. Wir wussten, dass das Rennen mit der weicheren Mischung eine Risikopartie werden würde. Uns war klar, dass der Prime riskant ist, weil er Blasen zieht und ab der fünften oder sechsten Runde stark vibriert. Es war also nicht sicher, aber wir entschieden uns für zwei Stopps. Das war eine gute Strategie. Wir konnten nicht mehr ausrichten, es war für alle gleich."

"Ich denke, er hat zu spät gebremst." Fernando Alonso

Frage: "Was ist aus deiner Sicht in der ersten Runde passiert?"
Alonso: "Ich hatte einen sehr guten Start, ähnlich wie Kimi, kam ganz in der Nähe von Lewis in der ersten Kurve an. Kimi ging an ihm vorbei und wir waren in der zweiten Kurve Seite an Seite, also überholte ich Lewis, aber er hatte auf der Geraden den Windschatten. Also verteidigte ich meine Position. Ich denke, er hat zu spät gebremst, dadurch verpasste er außen die Kurve."

"Später sah ich auf der Boxentafel 'Hamilton - P18', also fragte ich, was los sei, und sie haben mir gesagt, dass es ein Getriebeproblem gab. Von da an war ich auf die Ferraris konzentriert, aber wie gesagt, da war nichts drin."

Frage: "Wie siehst du im Nachhinein die Saison und die Zusammenarbeit mit dem Team?"
Alonso: "Diese Saison war meiner Meinung nach positiv, denn nach den beiden Konstrukteurs- und Fahrerweltmeisterschaften 2005 und 2006 mit Renault bin ich zu McLaren gegangen. Ich hatte einige Zweifel, denn McLaren hatte 2006 eine schlechte Saison. Das Team baute aber ein konkurrenzfähiges Auto für 2007, also konnte ich bis zum letzten Rennen um die Weltmeisterschaft kämpfen. Am Ende fehlte mir nur ein Punkt. So gesehen war es eine sehr positive Saison."

Schöne Erinnerungen an die Saison

"Außerhalb des Autos hatten wir sicher Schwierigkeiten, aber ich denke, es ist in allen Jobs normal, dass es Höhen und Tiefen gibt, gute Zeiten und schlechte, aber ich werde wie gesagt schöne Erinnerungen mitnehmen, zum Beispiel an Siege auf wichtigen Strecken, auf denen ich noch nie gewonnen hatte, etwas in Monza - oder zum zweiten Mal in Monaco. Das sind schöne Erinnerungen."

Fernando Alonso und Lewis Hamilton

Seite an Seite mit Lewis Hamilton in der vierten Kurve der ersten Runde Zoom

Frage: "Beeinflusst das heutige Resultat deine Zukunft?"
Alonso: "Nein. Nichts hat sich geändert."

Frage: "Hattest du gehofft, dass dich McLaren-Mercedes mehr unterstützen würde?"
Alonso: "Ich weiß nicht. Schwer zu sagen, wenn man eine Weltmeisterschaft verliert - oder ganz einfach. Es hat heute nicht sollen sein. Wir hatten vor diesem Rennen nur drei Punkte Vorsprung auf Kimi, aber das war nicht genug, denn wir hätten mehr Vorsprung herausholen können, als er in verschiedenen Rennen mechanische Probleme hatte."

"Wir haben in Kanada mit dem siebenten Platz viele Punkte verloren, mit dem Fehler in Japan - da bin ich im Regen nicht ins Ziel gekommen. Ein, zwei Punkte in diesen Rennen - und alles wäre anders. Ich bin überzeugt, dass das Team versucht hat, beiden Fahrern ein gleiches Auto hinzustellen. Sie sind das korrekt angegangen. Aber wer weiß, ein paar Punkte mehr für einen Fahrer, dann wären wir jetzt Weltmeister und nicht Zweiter und Dritter..."