Alonso gewinnt Thriller in Imola vor Schumacher
Fernando Alonso gewann heute in Imola nach spektakulärem Duell mit Michael Schumacher - Räikkönen in Führung liegend ausgeschieden
(Motorsport-Total.com) - Der Europaauftakt der Formel 1 bescherte den Fans der Königsklasse des Motorsports einen mehr als unterhaltsamen Nachmittag. Bei bewölktem Himmel und frühlingshaft kühlen Temperaturen im 'Autodromo Enzo e Dino Ferrari' sicherte sich Fernando Alonso in einem von der Strategie geprägten Grand Prix seinen dritten Saisonsieg.

© xpb.cc
Das war sein Meisterstück: Alonso lieferte fahrerisch eine Top-Leistung ab
Am Start hatte der Renault-Pilot zunächst gegen Kimi Räikkönen (McLaren-Mercedes) das Nachsehen, dahinter sortierte sich das Feld in der Reihenfolge Jenson Button (BAR-Honda), Jarno Trulli (Toyota), Takuma Sato (BAR-Honda), Mark Webber (BMW WilliamsF1 Team), Alexander Wurz (McLaren-Mercedes) und Jacques Villeneuve (Sauber-Petronas) ein. Webber vorbei an Sato nach der Tosa brachte gleich in der ersten Runde ein Überholmanöver.
Räikkönen und Alonso setzen sich vom Rest ab
Während Michael Schumacher (Ferrari) seinen 13. Platz zunächst nicht verbessern konnte, setzte sich vorne Räikkönen leicht von Alonso und beide deutlich vom Rest des Feldes ab. In der fünften Runde dann der erste Zwischenfall in einem ansonsten wenig ereignisreichen Grand Prix: Giancarlo Fisichella (Renault) kam aus noch ungeklärten Gründen plötzlich von der Strecke ab, schlug in die Barrieren ein und musste bei seinem Heimrennen enttäuscht aussteigen.
Nicht einmal zehn Runden waren gefahren, als sich der nächste große Name aus dem Rennen verabschiedete, nämlich der führende Räikkönen. Der McLaren-Mercedes-Pilot führte etwas mehr als drei Sekunden vor Alonso, als er mit gebrochener Antriebswelle ausrollte. Fast gleichzeitig musste Patrick Friesacher mit dem neuen Minardi-Cosworth PS05 aufgeben, dessen Teamkollege Christijan Albers übrigens auch nur 20 Umläufe auf dem 4,933 Kilometer langen Kurs schaffte.
Hinter Alonso und Button schob sich das Verfolgerfeld immer enger zusammen, als die Boxenstopps begannen. Grundsätzlich galt heute: Wer früher reinkommt, verliert. Am besten pokerte in diesem Sinne Michael Schumacher, der sich durch seinen ersten Stopp von Platz 13 auf Platz drei verbesserte. Auch Wurz konnte relativ lange draußen bleiben, ging an mehreren Konkurrenten vorbei und nistete sich anschließend bis zum Ende des Rennens auf Position vier ein.
Webber vorbei an Sato, dann Sato wieder vorbei an Webber
Kurz vor dem ersten Stopp war Sato an Webber vorbeigegangen, was eine starke Leistung des Japaners krönte. Belohnt wurde er mit dem fünften Platz, den er vor Villeneuve und den beiden Toyota-Piloten Jarno Trulli und Ralf Schumacher ins Ziel rettete. Villeneuve lieferte seine mit Abstand beste Performance in dieser Saison ab und erinnerte phasenweise sogar an seine alten Glanzzeiten. Die Diskussion um eine Ablöse bei Sauber-Petronas dürfte damit erst einmal vom Tisch sein.
Im letzten Renndrittel konzentrierte sich alles auf Michael Schumacher, der eine schnellste Runde nach der anderen drehte und seinen Rückstand von einer halben Minute binnen kürzester Zeit zusammenschrumpfte. Sein Vorwärtsdrang wurde nur kurz von Button gebremst, in den letzten zehn Runden kam es dann aber zu einem furiosen Finale zwischen ihm und Alonso, der beim Boxenstopp seine Führung behaupten konnte.
Alonso leistete sich unter Hochdruck keinen Fehler
Schumacher hatte zwar das deutlich schnellere Auto als sein spanischer Kontrahent, doch Alonso lieferte ein wahres Meisterstück ab: In den Kurven bremste der Spanier absichtlich, um Tempo rauszunehmen, während er am Ausgang die gute Traktion des Renault voll ausspielte und so seine Position erfolgreich verteidigte. In der Tosa steckte Schumacher mehrere Male die Nase seines Ferrari in die Innenseite der Kurve, doch Alonso reagierte auf jede Attacke mit viel Geschick.
Am Ende rettete der WM-Leader seinen dritten Saisonsieg mit gerade einmal 0,2 Sekunden Vorsprung über die Ziellinie. Auf dem Podium waren damit drei überaus glückliche Gesichter: Alonso wegen der nächsten zehn Punkte, Schumacher, weil sein F2005 mit Abstand am schnellsten war, und Button, dessen BAR-Honda wieder Anschluss an die Spitze gefunden hat. Wurz auf Platz vier hatte auf das Siegertreppchen bereits 17 Sekunden Rückstand.
Heidfeld nur um Sekundenbruchteile an Punkten vorbei
Pech hatte Nick Heidfeld (BMW WilliamsF1 Team), der als Neunter nur um 0,4 Sekunden an einem WM-Zähler vorbeifuhr. Teamkollege Mark Webber wurde - mit weiteren zwölf Sekunden Rückstand - Zehnter. Vitantonio Liuzzi (Red-Bull-Cosworth), der beim Grand-Prix-Debüt gleich vor David Coulthard (13.) blieb, und Felipe Massa (Sauber-Petronas) machten das vordere Dutzend voll. Narain Karthikeyan und Tiago Monteiro (beide Jordan-Toyota) rundete als 14. und 15. das Klassement ab.
Im Jubel um den wiedererstarkten Michael Schumacher ging beinahe unter, dass Rubens Barrichello neuerlich ausfiel. Der Brasilianer kam ein paar Runden zu früh an die Box, ließ nachtanken, stand zwei Minuten später schon wieder beim Service und musste anschließend aufgeben. Die Zuverlässigkeit scheint bei Ferrari also weiterhin ein wackeliges Bein am Stuhl zu sein. Von der Performance her waren Ferrari und Bridgestone heute aber überlegen.
In der Weltmeisterschaft könnte das heutige Rennen schon eine Vorentscheidung gebracht haben, denn Alonso führt nun bereits deutlich vor Trulli - mit 36 zu 18 Punkten. Dahinter folgen Fisichella, Michael und Ralf Schumacher mit je zehn Zählern. Bei den Konstrukteuren hat Renault die Führung ebenfalls weiter ausgebaut: Insgesamt 46 WM-Zähler sammelten die Franzosen bisher, im Gegensatz zu 28 von Toyota, 24 von McLaren-Mercedes und 18 von Ferrari.

