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Alonso gewinnt - Duell der Giganten in Bahrain

Fernando Alonso entschied den spannenden Bahrain-Grand-Prix 1,2 Sekunden vor Michael Schumacher für sich - Räikkönen mit toller Performance Dritter

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 ist zurück - und wie: Nach der gelungenen Weltpremiere des neuen Qualifyings wurde Millionen von Motorsportfans heute auch ein Grand Prix der Extraklasse in die Wohnzimmer übertragen. Schlussendlich hatte wieder Weltmeister Fernando Alonso (Renault) die Nase vorne, allerdings nur 1,2 Sekunden vor dem wiedererstarkten Michael Schumacher (Ferrari).

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher, Fernando Alonso und Kimi Räikkönen

Duell der Giganten: Alonso gewann heute den Saisonauftakt vor Schumacher

Am Start verteidigte Schumacher zunächst seine Pole Position, dicht gefolgt von seinem Teamkollegen Felipe Massa, der ihm den Rücken freihielt. Alonso nutzte das späte Wegfahren von Jenson Button (Honda) und setzte sich an die dritte Position, ging schon nach wenigen Kurven auch an Massa vorbei. Als Vierter kam Juan-Pablo Montoya (McLaren-Mercedes) aus der ersten Runde zurück, gefolgt von Rubens Barrichello (Honda), Button, Giancarlo Fisichella (Renault) und Mark Webber (Williams-Cosworth).#w1#

Kollision zwischen Heidfeld und Rosberg am Start

Bereits davor hatte die neue Formel-1-Saison jedoch ihre ersten Opfer gefordert, denn Christijan Albers (MF1-Toyota) blieb am Start stehen, nachdem zuvor schon sein Teamkollege Tiago Monteiro aus der Boxengasse ins Rennen gestartet war, und in der ersten Kurve kollidierten Nick Heidfeld (BMW Sauber F1 Team) und Nico Rosberg (Williams-Cosworth). Beide fielen ans Ende des Feldes zurück, Rosberg musste zur Reparatur an die Box - Untersuchung des Zwischenfalls durch die FIA nach dem Rennen.

Gleich in der Anfangsphase lieferten sich Button und Barrichello ein sehenswertes Stallduell, doch Button setzte sich am Ende durch und konnte in der Folge die wegen dieses Fights entstandene Lücke zu den Autos vor ihm relativ rasch wieder schließen. Etwas weiter hinten legte sich Christian Klien (Red-Bull-Ferrari) Fisichella zurecht, der früh mit technischen Problemen zu kämpfen hatte und seinen Renault wieder mal schon nach dem ersten Renndrittel abstellen musste.

Schumacher, Alonso und Massa legten zunächst den mit Abstand besten Speed an den Tag und setzten sich von den Verfolgern ab, doch aus dem Drei- wurde schon nach sechs Runden ein Zweikampf, als Massas Heck vor der ersten Kurve überbremste, der Brasilianer sich drehte und beinahe Alonso aus dem Weg geräumt hätte. Der Ferrari-Neuzugang musste daraufhin an die Box, wo sein rechtes Hinterrad stecken blieb und er anderthalb Minuten verlor. Anschließend spielte er keine Rolle mehr.

Klien nur in der Anfangsphase stark unterwegs

Von den Verfolgern wirkte im ersten Renndrittel Button besonders stark - der Honda-Pilot ging gleich zweimal an Montoya vorbei -, doch auch die beiden Williams-Piloten wurden immer konkurrenzfähiger. Überraschend gut unterwegs war Klien: Der Österreicher schien durch die Boxenstopps kurzfristig sogar an vierter Stelle auf, musste sehr spät zum ersten Boxenstopp kommen, was seine starke Performance im Qualifying bestätigte, und leistete sich keine Fehler.

Start in Bahrain 2006

Michael Schumacher gewann den Start vor seinem Teamkollegen Felipe Massa Zoom

Während vorne Schumacher etwa fünf Sekunden Vorsprung auf Alonso herausfuhr, arbeitete sich Kimi Räikkönen (McLaren-Mercedes) trotz eines wegen seiner Einstoppstrategie vollen Tanks immer weiter nach vorne - nach seinem sehenswerten Manöver gegen den nur zu Beginn starken Jacques Villeneuve (BMW Sauber F1 Team) schien er sogar erstmals in den Punkten auf. Durch die ersten Boxenstopps der Zweistopper rutschte er immer weiter nach vorne.

Schumacher blieb nach erstem Stopp in Führung

Der führende Schumacher musste in Runde 15 erstmals nachtanken lassen, verteidigte seine Spitzenpositionen aber durch die erste Stoppserie hindurch, obwohl Alonso vier Runden länger draußen bleiben konnte. Allerdings schrumpfte dadurch der Abstand zwischen dem siebenfachen und dem einfachen Weltmeister, so dass Alonso im zweiten Stint nur an Schumacher dran bleiben musste, um eine echte Siegchance zu haben.

Button fiel beim ersten Stopp wieder hinter Montoya zurück, griff sich den Kolumbianer aber recht früh erneut - doch sein Teamkollege Barrichello verlor immer mehr an Boden und landete schlussendlich sogar nur überrundet auf dem 15. Platz. Auch Klien büßte beim ersten Stopp eine Position gegen Webber ein, während David Coulthard im zweiten Red-Bull-Ferrari dank einer Einstoppstrategie nach vorne kam und erst in der Schlussphase des Rennens wieder aus den Punkterängen fiel.

BMW sorgte für den ersten Motorschaden des Jahres

Gegen Rennmitte musste Villeneuve mit einem spektakulären Motorschaden, einem richtigen Feuerwerk, aufgeben; Heidfeld arbeitete sich indes mit soliden Rundenzeiten immerhin bis auf Platz zwölf nach vorne. Das BMW Sauber F1 Team blieb also ohne Punkte, brachte aber wenigstens ein Auto ins Ziel. Apropos: Trotz der immensen Hitze gab es nur drei weitere Ausfälle: Albers (Start), Fisichella (Hydraulik) und Yuji Ide (Super-Aguri-Honda/Defekt).

Zwischendurch lieferten sich Ralf Schumacher und Jarno Trulli ein fast schon peinlich anmutendes Toyota-Stallduell um den 15. Platz - die beiden japanischen Fahrzeuge wurden sogar überrundet und hatten nie eine realistische Chance auf Punkte. Zwischen Michael Schumacher und Alonso spitzte sich indes alles auf ein Strategieduell beim zweiten Boxenstopp zu - und wieder musste der Ferrari früher zum Nachtanken hereinkommen.

Ferrari-Crew verspielte möglichen Sieg an der Box

Schumacher wurde in 8,7 Sekunden abgefertigt und benötigte damit eine Sekunde länger als Alonso, der wieder drei Runden länger draußen bleiben konnte. Der Vorjahressieger im Renault wurde zwar in jenen drei Runden von Nachzüglern aufgehalten, hatte beim Herausfahren aus der Box aber um Haaresbreite die Nase vorne, so dass er den Sieg ins Ziel relativ locker nach Hause fahren konnte. Nur einmal zeigte sich Schumacher noch kurz im Rückspiegel des Spaniers.

Fernando Alonso und Michael Schumacher

Die Entscheidung im Rennen: Fernando Alonso kommt als Erster aus der Box Zoom

Platz drei rettete Räikkönen nach einer Superleistung ins Ziel, unmittelbar gefolgt vom in der Schlussphase sehr zahmen Button. Montoya wurde Fünfter, Webber starker Sechster - und Rosberg war als Siebenter der heimliche Mann des Rennens: Der deutsche Grand-Prix-Neuling packte - nach dem frühen Reparaturhalt auf drei Stopps umgepolt - in der Schlussphase erst Coulthard, dann Klien - und untermauerte seine grandiose Aufholjagd mit mehreren schnellsten Rennrunden hintereinander.

Klien schleppte seinen gegen Ende immer langsamer werdenden Red-Bull-Ferrari auf Platz acht ins Ziel und wurde mit einem nicht unbedingt erwarteten Punkt belohnt. Der undankbare neunte Platz ging an Massa, während Coulthard in der letzten Runde stehen blieb und daher nur als Zehnter gewertet wurde. Dahinter folgten Vitantonio Liuzzi (Toro-Rosso-Cosworth), Heidfeld, Scott Speed (Toro-Rosso-Cosworth), Ralf Schumacher, Barrichello, Trulli, Monteiro und Takuma Sato (Super-Aguri-Honda).

Super Aguri lieferte eine eher peinliche Vorstellung

Apropos Super Aguri: Die Truppe präsentierte sich bei ihrem ersten Auftritt ein wenig hilflos, kassierte eine Durchfahrstrafe, weil die Mechaniker am Start zu lange an Ides Auto arbeiteten - und quasi als Rache fuhr der unroutinierte Japaner beim ersten Boxenstopp seine Crew gleich einmal über den Haufen. Der erfahrenere Sato trug das zweite Auto immerhin ins Ziel, wurde aber als Letzter viermal überrundet und sah auch gegen die anderen Nachzügler kein Land.

Was die neue V8-Formel angeht, so ist die Premiere einmal geglückt - schon lange hat die Königsklasse des Motorsport kein so spannendes Auftaktrennen mehr erlebt. Außerdem sahen wir Überholmanöver in Hülle und Fülle - und mit Alonso, Schumacher und Räikkönen standen am Ende jene drei Fahrer auf dem Podium, die im Moment als die Superstars der Szene gelten. Das erste Fazit des Formel-1-Jahres 2006 kann also nur lauten: Mehr davon!