• 05.05.2005 19:12

Alonso: "Die Atmosphäre ist fantastisch"

Der WM-Spitzenreiter über die spezielle Herausforderung seines Heimrennens, den Ausschluss von BAR-Honda und die Medien

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Fernando, für dich ist es in deiner Heimat eine wichtige Woche."
Fernando Alonso: "Ja, morgen geht es los. Heute war es für mich eher ruhig und bis gestern Morgen war ich noch in England, bisher war die Woche für mich also auch kalt. Morgen geht es mit dem Training aber los, viele Leute kommen, da wird es wohl etwas stressiger werden. Aber am Ende zählt nur das Auto und das Setup, also verbringt man den gesamten Tag mit den Ingenieuren am Auto. Es ist nur ein weiteres Rennen."

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso möchte keine roten Tribünen sehen

Frage: "Gehst du das Wochenende auch auf diese Weise an?"
Alonso: "Ich denke, es ist der einzig mögliche Weg dafür. Es kommen sehr viele Leute, die sich auf das Rennen freuen. Die einzige Art, sie zufrieden zu stellen ist, dass ich ihnen ein gutes Ergebnis schenke. Daher arbeite ich hart daran."#w1#

Frage: "In Imola hast du Michael Schumacher hinter dir gehalten, indem du in den Kurven verlangsamt hast, um ihn einzubremsen. Kam dir der Gedanke einfach so oder hast du das schon in der Vergangenheit gemacht?"
Alonso: "Ich denke, es kam einfach so, aber das betrifft ja nicht nur mich, sondern uns alle. Wir sind professionell genug, um zu wissen, wie wir die Position halten können, wenn wir im Vergleich zum Gegner ein langsames Auto haben. Vielleicht war ich der einzige, der das der Presse genau erklärt hat."

Alonso: Ferraris Testpraxis ist "unfair"

Frage: "Du hast Ferrari scharf kritisiert, da sie mehr testen als die anderen Teams, was in den Medien für ziemlich viel Wirbel sorgte. Kannst du erklären, was genau du gesagt hast?"
Alonso: "Wir alle wissen, dass Ferrari mehr getestet hat als alle anderen. Es ist schon überraschend, gestern habe ich es gesagt und nun gibt es in der Presse Aufregung. Aber das ist kein Problem. Wir alle wissen, dass alle Teams zugestimmt haben, das Testen zu beschränken, nur sie (Ferrari; d. Red.) testen mehr. Das ist ihnen erlaubt, die können tun, was sie wollen, aber ich denke, es ist gegen den Geist des Sports und gegen die Zukunft von uns allen."

Frage: "Hast du auch das Wort 'betrügen' gewählt?"
Alonso: "Ja, in Spanisch. Da heißt es 'trampar', es bedeutet betrügen oder nicht fair sein. Es ist das gleiche Wort. Aber hier meinte ich, dass sie nicht fair sind. Wie ich schon sagte, gegen den Geist der Formel 1 eben."

Frage: "Wie fühlst du dich, wenn du in das Auto steigst und weißt, dass dich 100.000 Menschen an der Strecke anfeuern?"
Alonso: "Natürlich fühlt sich das großartig an. Für mich ist das ein spezielles Wochenende und ich würde gerne alle 14 Tage in Spanien fahren. Die Atmosphäre ist fantastisch, überall auf den Tribünen ist die Farbe Blau vertreten, das motiviert einen in jeder Kurve. Gleichzeitig ist es aber auch nur ein weiteres Rennen wie jedes andere auch, und ich muss mich ordentlich mit meinen Ingenieuren darauf vorbereiten. Morgen auf die Reifenwahl, am Samstag auf die Qualifikation und Sonntag auf das Rennen. Man steckt da zu sehr drin, als dass man die Umgebung wahrnehmen könnte."

Frage: "Du hattest drei sehr gute Rennen, in denen Giancarlo Fisichella Pech hatte. Als Fahrer möchte man den Teamkollegen natürlich besiegen, aber doch sicher nicht in dieser Weise."
Alonso: "Nein, ich würde Fisi schon etwas anderes wünschen. Auch für das Team sind die drei Ausfälle nicht gut, hoffentlich schlägt sein Glück um und wir beide können das Rennen beenden und Punkte holen. Aber so ist die Formel 1, ich beendete im vergangenen Jahr auch sieben oder acht Rennen nicht und es wurde Kritik laut."

Frage: "BAR-Honda wurde heute für zwei Rennen gesperrt und auch nachträglich für Imola disqualifiziert. Wie ist deine Meinung dazu?"
Alonso: "Wir wissen alle, dass es Regeln für die Teams gibt. Und wenn man diese Regeln verlässt, dann riskiert man eine Strafe, die Höhe der Strafe bestimmen aber nicht wir."

Frage: "Fühlt man als Fahrer mit Jenson Button und Takuma Sato?"
Alonso: "Ja natürlich, Jenson fuhr in Imola ein fantastisches Rennen und stand auf dem Podest. Im Qualifying riskiert man viel, auch im Rennen. Wenn es dann nicht die eigene Schuld ist, wenn man nicht in der Wertung ist, dann ist es vielleicht noch enttäuschender. Aber ich bin sicher, dass er zurückkommen wird."

Wenig Bewegungsfreiheit in Spanien

Frage: "Auch wenn du sagtest, du würdest hier gerne jedes Rennen bestreiten, so wohnst du doch woanders, derzeit in Oxford. Kannst du uns einen Einblick geben, welches Ausmaß die Hysterie hier angenommen hat?"
Alonso: "Morgen sollte man ein besseres Bild davon bekommen, wie viele Leute kommen und mich unterstützen. Wenn ich im Auto sitze, möchte ich blaue Tribünen sehen, keine roten - das motiviert mich. Von daher ist es besser, in Spanien zu fahren, aber gleichzeitig ist es auch schwerer, einfach auf der Straße zu laufen, in ein Hotel zu gehen, oder im Verkehr zu stecken. Denn dann halten die Busse, die Leute steigen aus und wollen ein Autogramm. Es ist schon schwieriger, sich hier zu bewegen. In England kann ich normal sein, und ich habe mich in dieser Woche dort entspannt und auf dieses Rennen vorbereitet."

Frage: "Hast du das Gefühl, dass zu viel Privates über dich in den Medien berichtet wird?"
Alonso: "Ja, manchmal ist zu viel aus meinem Privatleben in der Presse und zu wenig aus dem sportlichen Bereich. Aber wir sind hier in Spanien, vielleicht haben unsere Medien einfach eine schlechtere Qualität."