• 10.05.2007 21:44

Alonso: Bahrain abgehakt, jetzt große Show

Fernando Alonso sprach in der Pressekonferenz unter anderem über Bahrain, den Umbau in Barcelona, ausdauernde spanische Fans und Valencia

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Wenn wir noch einmal an den Bahrain Grand Prix denken - hakst du das als nicht so gutes Wochenende ab und schaust nach vorn, oder gab es da etwas, von dem du das Gefühl hattest, dass du es aussortieren must?"
Fernando Alonso: "Ich werde einfach versuchen, es zu vergessen. Es war ein schlechtes Wochenende, es war ein schlechtes Rennen. So etwas passiert leider ein oder zweimal im Jahr, wenn man nie die richtige Balance findet. Dann bekommst du kein Vertrauen in das Auto und du verlierst ein paar Punkte."

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso ist wieder als WM-Führender in die Heimat gekommen

"Aber normalerweise passiert das jedem mal in einer Saison mit 17 Rennen. Es wird jedem passieren. Ich habe versucht, so viele Punkte wie möglich zu holen und ich führe die Meisterschaft an."#w1#

Frage: "Ron Dennis hat erzählt, er habe vor dem Rennen in Bahrain mit dir gesprochen und dir dem Arm um die Schulter gelegt, weil du nicht damit zurecht gekommen seiest, dass Lewis Hamilton im Mittelpunkt des Interesses steht und nicht du. Was denkst du darüber?"
Alonso: "Nun, ich hatte kein Gespräch mit Ron, das stimmt also nicht und ich fühle mich sehr gut. Alle drei Piloten, Pedro de la Rosa, Lewis und ich, haben ein fantastisches Verhältnis und wir versuchen, so gut es geht, dem Team zu helfen. Wir hatten einen guten start mit fünf Podestplätzen, sechs möglichen Podestplätzen, in drei Rennen mit zwei Autos, und deshalb führen wir sowohl in der Fahrer- als auch in der Konstrukteursmeisterschaft."

"Es ist sicher gut, wenn wir innerhalb des Teams Wettbewerb haben." Fernando Alonso

"Ich denke, das ist die Mentalität des Teams und die Atmosphäre, die wir brauchen, wenn wir gewinnen wollen. Wir haben zwar erst drei Rennen hinter uns, aber es ist sicher gut, wenn wir innerhalb des Teams Wettbewerb haben, so wie ich es auch in den letzten drei oder vier Jahren in den ersten Rennen hatte."

Standortbestimmung erst am Samstag

Frage: "Denkst du, dass ihr im Vergleich mit Ferrari in Sachen Konkurrenzfähigkeit einen großen Sprung nach vorn gemacht habt?"
Alonso: "Das wissen wir nicht. Das weiß im Moment niemand. Auch morgen wird nicht der perfekte Tag sein, um das herauszufinden, denn am Freitag sind die Ergebnisse alle etwas durcheinander. Ich denke, wir müssen bis Samstag nach der Qualifikation abwarten. Vor allem in Q1 und Q2 wird es sich zeigen, wenn alle mit wenig Sprit fahren."

"Jetzt wird sich zeigen, wer sein Auto ein bisschen mehr verbessert hat als die anderen." Fernando Alonso

"Meiner Meinung nach werden wir bis dahin nicht wissen, wie schnell unser Auto im Vergleich mit dem Ferrari ist. Wir haben hart gearbeitet, wir haben das Auto verbessert, aber das hat jeder gemacht. Jetzt wird sich zeigen, wer sein Auto ein bisschen mehr verbessert hat als die anderen."

Man lernt nie aus

Frage: "Bist du jetzt an dem Punkt, an dem du das Gefühl hast, dass du das volle Potential des Autos nutzen kannst?"
Alonso: "Ich weiß es nicht. Das ist schwer zu sagen. Nach ein oder zwei Rennen dachte ich, dass ich die Reifen und das Auto mehr oder weniger verstehe und dass ich bequem fahren kann und weiß, was ich tue. Als wir dann letzte Woche hier zum Test kamen, habe ich so viel Neues über die Reifen gelernt, und über die Longruns und das Verhalten in schnellen Runden und über alles."

"Es ist also zweifellos so, dass ich das Auto, seine Reaktionen und die Reifen weiter kennenlerne und es braucht noch mehr Zeit, um sich zu 100% mit dem Auto vertraut zu fühlen. Aber ich denke, das ist für alle Fahrer dasselbe. An jedem Tag, an dem wir im Auto sitzen, können wir etwas Neues dazu lernen. Auch dazu dienen Testfahrten und Rennen. Sie sind nicht nur für die Ingenieure, damit sie das Auto weiterentwickeln können, sondern auch für die Fahrer, um Neues über das Auto zu erfahren."

Frage: "Was die Rundenzeiten angeht, wer ist schneller? Lewis Hamilton oder Pedro de la Rosa?"
Alonso: "Das weiß ich nicht. Ich werde das das nächste Mal vergleichen und eine Stoppuhr mit an die Strecke nehmen. Ich weiß es nicht. Das ist sehr schwer zu vergleichen. Wenn wir alle dasselbe Auto nehmen und auf eine gezeitete Runde gehen, fährst du vielleicht eine bessere Zeit, aber der andere hatte vielleicht weniger Rückenwind auf der Gerade und selbst mit demselben Set Up können sich Formel-1-Autos sehr verändern. Man kann es nicht vergleichen, aber mit Sicherheit ist Pedro sehr schnell und Lewis auch."

"Dieses Rennen macht mehr Spaß als die letzten vier oder fünf, wenn du unter Anspannung stehst." Fernando Alonso

Frage: "Du bist als WM-Führender mit einem neuen Auto hierher gekommen. Spürst du da einen anderen Druck als letztes Jahr?"
Alonso: "Nein, der Druck ist derselbe. Ich komme das dritte Jahr in Folge als WM-Führender nach Spanien, das ist für mich etwas ganz besonderes, aber es ist dasselbe wie in den Vorjahren. Normalerweise ist es das vierte oder fünfte Rennen der Saison, deshalb wird man wegen des Rennens nicht allzu nervös, denn wir stehen ja erst am Anfang der Saison. Dieses Rennen macht mehr Spaß als die letzten vier oder fünf, wenn du unter Anspannung stehst."

Frage: "Einen Monat hattet ihr Pause, was sagst du dazu?"
Alonso: "Es ist schön, wenn man Urlaub hat, aber auch es ist auch gut, Rennen zu fahren."

"Wir werden die letzte Kurve vermissen"

Frage: "Der Kurs hier wurde umgebaut, was denkst du darüber? Kommt das dem Rennsport und den Fahrern entgegen?"
Alonso: "Ich habe die letzten Kurven eigentlich ganz gern gemocht, wir werden sie sicher vermissen. Ich denke, vom Überholen her wird in diesem Jahr genauso sein wie im letzten Jahr. Wenn du im letzten Jahr das schnellere Auto hattest, konntest du schnell genug aus der letzten Kurve raus fahren, um zu überholen. Und jetzt, wenn du das schnellere Auto hast, kannst du das vielleicht in der Schikane machen."

"Wenn es jetzt sicherer ist als vorher, fahre ich gern mit der neuen Schikane." Fernando Alonso

"Was wir in den Tests herausgefunden haben ist, dass wenn die Autos eng beieinander sind und du gegen jemand fightest, es in der Schikane schwer ist, sich im Windschatten anzusaugen. Deshalb denke ich, dass die neue Schikane nicht als Überholmöglichkeit, sondern aus Sicherheitsgründen gebaut wurde. Und wenn es jetzt sicherer ist als vorher, fahre ich gern mit der neuen Schikane. Denn das ist das Wichtigste."

Frage: "Kann man in der letzten Kurve Windschatten fahren?"
Alonso: "Die letzte Kurve? Ja, aber das ist keine Kurve. Für uns beginnt die Gerade jetzt ausgangs der Schikane, die letzte Kurve ist keine Kurve mehr."

Treue Fans weiter in Blau-Gelb

Frage: "Wie wird es sein, hier bei deinem Heimrennen nicht nur mit einem neuen Auto zu fahren, sondern auch mit neuen Farben, nicht mehr Blau und Gelb?"
Alonso: "Ich schätze mal, dass wir trotzdem noch viel Blau und Gelb auf den Tribünen sehen werden. Ich habe gehört, dass einige Leute in Blau und Gelb kommen werden, also werden die Tribünen nicht viel anders aussehen als in den vergangenen Jahren. Für mich ist das Gefühl immer dasselbe und ich bin immer sehr motiviert. Ich spüre, dass die Leute hinter mir stehen, mich unterstützen und das Rennen genauso genießen. Sie versuchen, das ganze Wochenende zu genießen."

Fernando Alonso

Fernando Alonso ist in Barcelona der Superstar für die Fans Zoom

"Sie kommen am Freitag an, schlafen irgendwo, am Samstag schlafen sie überhaupt nicht und am Sonntag schauen sie sich dann das Rennen an. Manche von ihnen schlafen dann. Es ist eine große Show und eine große Party für alle und das ist das Wichtigste. Dass die Leute das Rennen genießen und für mich ist es etwas ganz Besonderes. Dieses Gefühl habe ich nur einmal im Jahr und das ist hier in Barcelona, deshalb freue ich mich, hier zu fahren."

"Freue mich für spanischen Motorsport"

Frage: "Im nächsten Jahr werden wir noch ein anderes Rennen in Spanien haben. Die Formel 1 geht für die nächsten Jahre nach Valencia, und zwar als Saisonabschluss. Gefahren wird auf einem Stadtkurs, was denkst du darüber?"
Alonso: "Für mich macht das keinen großen Unterschied. Wir haben 17, 18 oder 19 Rennen im Kalender, wir gehen immer in jedes Land und es macht uns überall Spaß, zu fahren. Jetzt haben wir dann zwei Rennen in Spanien und für mich ist das okay. Es wird interessant sei zu sehen, wie sich das entwickelt. Vor vier Jahren wurden die Rennen nicht einmal im Fernsehen übertragen und jetzt haben wir zwei Grands Prix im Land, das ist schon was Besonderes. Ich freue mich für den spanischen Motorsport, aber für uns macht das keinen großen Unterschied, ob wir das Flugzeug nach Valencia oder das Flugzeug nach Italien nehmen."

"Es ist etwas schwer zu verstehen, was die Formel-1-Bosse eigentlich wollen," Fernando Alonso

Frage: "Fährst du lieber auf 'richtigen' Rennstrecken oder auf einem Straßenkurs?"
Alonso: "Das kann ich nicht sagen. Den Weg, den die Formel 1 in den letzten Jahren versucht hat zu gehen, ist die Sicherheit zu vergrößern (wir haben die letzten Kurven in Barcelona umgebaut) und die Autos langsamer zu machen. Und jetzt müssen wir auf normalen Straßen fahren, obwohl wir nur 20 oder 30 Kilometer von Valencia entfernt eine richtige Rennstrecke haben. Es ist etwas schwer zu verstehen, was die Formel-1-Bosse eigentlich wollen, aber so lang es für uns sicher ist und alles Nötige erfüllt wird, um es sicher zu machen, werden wir überall fahren."

Frage: "Wann hast du eigentlich deinen ersten Spanien-Grand-Prix live gesehen? Und wann hast du den ersten im Fernsehen gesehen?"
Alonso: "Live - nie! Ich war nie an einer Rennstrecke. Und im Fernsehen habe ich auch nie einen Spanien-Grand-Prix gesehen."

Frage: "Wenn wir schon etwas vorausschauen, in einigen Wochen geht es nach Montreal. Es wird das erste Rennen ohne Michael Schumacher sein, der dort in sechs von zehn Jahren dominiert hat, und ohne Jacques Villeneuve, der einer der Gründe für die Popularität der Formel 1 in Kanada ist. Was denkst du über das Rennen und wie anders wird es in diesem Jahr sein?"
Alonso: "Ich glaube, dass die Leute Jacques mehr vermissen werden als Michael, da gibt es keinen Zweifel. Es ist Jacques' Heim-Grand-Prix und es sind immer viele Leute gekommen, um ihn anzufeuern. Es sind tolle Leute dort, sie sind begeisterte Fans der Formel 1 und der Villeneuves, ich denke das wird in diesem Jahr der große Verlust sein. Aber es werden trotzdem viele seiner Fans kommen, auch wenn er nicht fährt. Vielleicht kommt er zum Zuschauen und die Leute werden auch wegen ihm da sein."