• 20.03.2012 18:16

Allison: Was Räikkönen an der Lotus-Lenkung stört

Kimi Räikkönen hadert seit Teststart mit der Servolenkung - Technikchef Allison geht im Interview ins Detail und verspricht auch in Sepang ein starkes Lotus-Team

(Motorsport-Total.com) - Während man bei Mercedes nach dem enttäuschenden Auftakt der Meinung ist, dass der Kurs im Albert Kurs kein Gradmesser für die Saison ist, behauptet Lotus-Technikchef James Allison im Interview das Gegenteil. Kein Wunder, der E20 erwies sich in Melbourne wie auch in Barcelona und in Jerez als schnelles Auto, obwohl Pech ein besseres Resultat als Platz sieben verhindert. Der Brite gibt zudem Einblicke in Kimi Räikkönens Probleme mit der Servolenkung.

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen

Das Lotus-Team sieht es als seine Pflicht., Räikkönens Problem zu lösen

Frage: "James, wie lautet dein Kommentar zum ersten Rennen der Saison 2012?"
James Allison: "Ein isolierter siebter Platz im Rennen erzählt nicht die gesamte Geschichte. Insgesamt können wir stolz auf die Leistungen des Autos, des Teams und der Fahrer sein. Der E20 sah schon in Jerez und in Barcelona schnell aus - und jetzt auch im Albert Park. Romain leistete eine ungeheure Arbeit, als er im Qualifying Dritter wurde."

"Er war aber beim Start unglücklich und sogar noch unglücklicher, als er von einem anderen Fahrer getroffen wurde, was schließlich das vorzeitige Ende seines Rennens bedeutete. Kimis solide Leistung gab uns dann aber etwas Zufriedenheit, als er die eher niedrige Startposition in eine Handvoll Punkte ummünzte."

Frage: "Wieviel habt ihr an diesem Wochenende gelernt, zumal es ja durch den nassen Freitag nur eine begrenzte Kilometeranzahl zuließ?"
Allison: "Wir hatten nach den Wintertests das Gefühl, dass wir uns in einer vernünftigen Position befinden. Wir dachten nicht, dass wir das schnellste Auto haben, aber wir hatten ein gutes Gefühl. Wir erkannten auch, dass es zwischen allen Teams sehr eng ist. Die nasse Strecke am Freitag, wo wir unsere Fahrer anwiesen, eher nicht zu fahren, als das Auto unnötigen Risiken auszusetzen, bedeutete, dass wir bis Samstag warten mussten, um die wahre Hackordnung herauszufinden."


Fotos: Lotus, Großer Preis von Australien


"Es war sowohl zufriedenstellend, als auch in gleichem Maße erleichternd, dass sich die Leistung unseres Autos am oberen Ende unserer Schätzungen vor der Saison befand."

Frage: "Inwiefern unterscheidet sich die Herausforderung in Malaysia?"
Allison: "Obwohl etwas ungewöhnlich, ist der Albert Park eigentlich kein schlechter Gradmesser für die Saison. Seine Vielzahl an Kurvengeschwindigkeiten und Traktionsanforderungen bedeuten, dass Autos, die in Melbourne schnell sind, normalerweise auch in der verbleibenden Saison funktionieren."

"Das kommende Rennen wird viel heißer, weshalb andere Anforderungen an das Auto, die Reifen und die Fahrer gestellt werden, aber wir sind zuversichtlich, dass sich unsere Melbourne-Form - gekoppelt mit dem vernünftigen Tempo in Jerez und Barcelona - auch in eine konkurrenzfähige Darbietung in Malaysia umsetzen lässt."

Frage: "Wird es beim zweiten Rennen irgendwelche Änderungen am Auto geben?"
Allison: "Wir werden keine großen Updates am Auto haben. Der Zeitplan ist durch die direkt aufeinanderfolgenden Rennen eng, und wir werden uns darauf konzentrieren, mit dem verfügbaren Paket ein gutes Setup zu finden, um sicherzustellen, dass wir die Reifen gut nutzen. Sepang ist in dieser Hinsicht durch die hohen Streckentemperaturen, mit denen wir rechnen, sehr herausfordernd."

Kimi Räikkönen; Sergio Perez

Räikkönen zeigte sich mit der Lenkung nicht restlos zufrieden Zoom

Frage: "Wie kommt ihr bei der Einstellung der Lenkung nach Kimis Bedürfnissen voran?"
Allison: "Wir haben eine grundsätzliche Lenkungseinstellung gefunden, mit der Kimi leben kann. Sie ist für ihn nicht perfekt, und es ist unsere Pflicht, sicherzustellen, dass wir ihm ein System bieten, dass seinen Anforderungen gerecht wird. Wir brachten eine neue Variante zum Ausprobieren nach Melbourne, aber wegen des Wetters konnten wir nicht beurteilen, ob es ein Schritt vorwärts ist oder nicht. Wir bauten daher zur Sicherheit auf die altbewährte Variante zurück. Wir werden weiter daran arbeiten, bis wir eine Einstellung gefunden haben, die exakt seinen Anforderungen entspricht."

Frage: "Auf welchen Bereich konzentriert sich das Team bei der Lenkung?"
Allison: "Jeder Fahrer ist anders, was die Einstellung der Lenkung angeht. Alle Fahrer verwenden eine hydraulisch unterstützte Servolenkung, sonst wären die auf das Lenkrad wirkenden Kräfte nicht tolerierbar. Die Ingenieure stellen das Unterstützungsniveau, das dieses System bietet, auf die individuellen Anforderungen des Fahrers ein."

"Kimi zieht eine sehr leichtgängige Lenkung vor, die aber gleichzeitig sehr präzise ist. Unser Lenkungssystem ist präzise, aber für Kimis Fahrstil nicht leichtgängig genug. Daher stehen wir nun vor der Herausforderung, ein hydraulisches System zu entwickeln, das mehr Kraft liefert als die aktuelle Einheit, was aber nicht auf Kosten der Präzision gehen darf. Wir sind noch nicht dort, aber wir werden es schaffen."