• 19.11.2011 18:33

Allison über den R31: "Gescheitertes Experiment"

Vor dem finalen Rennen der Saison 2011 nimmt James Allison kein Blatt vor den Mund und gesteht, dass die Auspufflösung von Renault ein Fehler war

(Motorsport-Total.com) - Renault war bei den Vorsaisontests eine der großen Überraschungen. Mit einer unkonventionellen Auspufflösung sorgte das Team für Aufsehen. Richtig ernst genommen wurden sie wenig später durch Robert Kubicas Fabelzeiten. Doch nach 18 Rennen ist die Euphorie verflogen und Ernüchterung macht sich breit. James Allison bilanziert im Interview, worin das Problem lag und welchen Einfluss die Regeländerungen auf die Formel 1 hatten.

Titel-Bild zur News: Renault R31

Der Renault R31 bereitete dem Team durch seine Auspufflösung viel Kopfzerbrechen

Frage: "Wie denkst du über den Abu Dhabi Grand Prix?"
James Allison: "Es war für uns ein hartes Wochenende, doch angesichts der Streckencharakteristik hatten wir mit Schwierigkeiten gerechnet. Eine Menge Zweiter-Gang-Kurven und die Traktionsprobleme haben die Schwachstellen des R31 offengelegt."

Kompromisse in Interlagos

Frage: "Interlagos ist wie eine Achterbahn. Worin bestehen aus technischer Sicht die größten Herausforderungen?"
Allison: "Der Bergaufteil zu Kurve eins ist recht lang. Dort besteht die Möglichkeit zum Überholen. Deshalb ist es wichtig, die Höchstgeschwindigkeit des Autos nicht zu sehr herabzusetzen. Die Kurven im Mittelsektor sind recht lang und langsam und verlangen deshalb nach Abtrieb. Es ist wichtig, den korrekten Kompromiss zwischen diesen beiden Dingen zu finden."

"Zudem ist der Kurs sehr wellig, was den richtigen Kompromiss des mechanischen Setups sehr wichtig macht. In Interlagos regnet es häufig. Der Regen kann ohne Vorwarnung aus den Wolken fallen, die nicht einmal bedrohlich aussehen müssen. Das hält das Rennteam immer auf Trab."

¿pbvin|512|4249||0|1pb¿Frage: "Wie groß war der Einfluss von Pirellis Reifen, DRS und der Rückkehr von KERS 2011?"
Allison: "Das ist eine ziemlich schwierige Frage. Insgesamt hat der Mix dieser drei Elemente 2011 für interessanten Rennsport gesorgt. Gehen wir einzeln darauf ein: Der Umgang mit den Pirelli-Reifen war sehr interessant. Bei bestimmten Rennen war der Verschleiß so, dass die Rennen eine hektische Angelegenheit wurden."

"Das fängt bei kleinen Unterschieden im Verschleiß der Reifen an und endet bei riesigen Unterschieden auf der Strecke. Im Verlauf des Jahres wurden die Reifen für die jeweiligen Beläge besser ausgewählt. Auf Grund der großen Unterschiede in der Performance der beiden Mischungen stellten sie immer noch eine interessante, strategische Herausforderung dar."

"Meiner Meinung nach hatte DRS einen positiven Effekt auf das Spektakel in diesem Jahr. Die FIA war grundsätzlich vorsichtig mit der Auswahl der DRS-Sektoren. Das Ergebnis war, dass DRS das Überholen auf Strecken möglich gemacht hat, auf denen es vorher unmöglich war, ohne das Ganze dabei zu einfach zu gestalten. Zu Beginn des Jahres waren viele der Überholmanöver das Ergebnis der großen Reifenabnutzung. Doch mit der Entwicklung der Saison wurde das DRS immer wichtiger dabei, Prozessionen auf der Strecke zu vermeiden."

¿pbvin|512|3434| renault|0|1pb¿"KERS ist am auffälligsten, wenn es zeitweise nicht funktioniert. Es gibt entsprechenden Vorteil, wenn ein Auto mit KERS gegen ein anderes mit KERS kämpft. Sollte das System aber ausfallen, wird der Unterschied schnell offensichtlich. Ein fehlendes KERS sorgt schnell für einen erheblichen Verlust bei der Rundenzeit und macht das Auto sehr verwundbar für Angriffe von Autos, bei denen KERS funktioniert. Das war vor allem zu Beginn der Saison sichtbar, als Red Bull ein Problem mit KERS hatte, was sie manchmal anfällig machte."

Gewagtes Experiment

Frage: "Mit Blick auf das Jahr: Wie würdest du den R31 beurteilen?"
Allison: "Ich betrachte ihn als ein gewagtes, aber letztendlich gescheitertes Experiment. Wir waren das einzige Team mit einer vorderen Abgasanlage und hatten deshalb große Hoffnungen, die von den Daten im Windkanal aufrechterhalten wurden. Zu Beginn lief es hinreichend gut, obwohl schon beim ersten Test klar war, dass der Abtrieb nicht so hoch war, wie wir erwarteten. Der weitere Saisonverlauf war für jeden in Enstone schwierig."

"Das Layout, das so viel versprochen hatte (und wenn es funktioniert hätte, wäre es schwierig zu kopieren gewesen), stellte sich in der Entwicklung als sehr knifflig heraus. Außerdem hatte es grundlegende Schwächen in langsamen Kurven, was uns übers gesamte Jahr verfolgte. Wir freuen uns darauf, 2012 mit komplett neuen Auspuffregeln weiterzumachen und auf die Chance, alles ungeschehen zu machen."

Frage: "Wie sieht der Plan des Teams für 2012 aus?"
Allison: "Diese Zeit des Jahres ist hektisch. Es gibt im Moment ziemlich viel zu tun. Die Intensität des neuen Autos wird auf ein wahnsinniges Level ansteigen, umso näher der Januar rückt. Es gibt immer mehr zu tun als Zeit vorhanden ist und trotzdem gelingt es jedes Jahr irgendwie immer rechtzeitig, das neue Auto für die Testfahrten im Winter auf die Strecke zu bringen. Eine Änderung für das kommende Jahr, die besagt, dass alle Teams erst den Crashtest der FIA bestehen müssen, bevor sie an den Testfahrten teilnehmen können, verleiht dieser sowieso schon schwierigen Zeit noch mehr Spannung."