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  • 15.02.2012 10:09

Allison: "Der E20 macht es uns leichter als der R31"

James Allison gibt seltene Einblicke in den Aufbau eines Boliden in der Fabrik und an der Strecke und erklärt, was sich beim Lotus E20 bis Melbourne verändern wird

(Motorsport-Total.com) - Lotus erlebte in Jerez einen Auftakt nach Maß. Das sorgt auch in der Fabrik in Enstone für eine gewisse Aufbruch-Stimmung. Technikchef James Allison erklärt im Interview, warum der E20 ein einfacheres Auto als der R31 ist, mit welchen Herausforderungen das Team bei der Vorbereitung des Boliden konfrontiert ist und welche Elemente sich bis zum Saisonauftakt in Melbourne noch verändern werden.

Titel-Bild zur News:

Der Aufbau eines Formel-1-Boliden ist eine komplexe Angelegenheit

Frage: "James, diese Woche konzentriert sich das Team auf den Aufbau des zweiten Chassis', das beim Barcelona-Test eingesetzt wird. Ist dieser Ablauf etwas einfacher, da ihr vom Aufbau des ersten Chassis' schon die Erfahrung habt?"
James Allison: "Wenn man das erste Chassis eines neuen Autos aufbaut, dann gibt es immer ein paar Elemente, die verglichen zur ursprünglich angedachten Stelle neu positioniert werden müssen. Beim zweiten Aufbau ist man sich dessen schon bewusst, daher kopiert man einfach, was man davor gemacht hat. Also: Ja, man benötigt in der Regel beim zweiten Mal etwas weniger Zeit als beim ersten Mal, da man keine Lösungen für Probleme finden muss."

Frage: "Das diesjährige Design ist vielleicht etwas konventioneller als das letztjährige, vor allem, weil das Konzept des Front-Auspuffs wegfällt. Hat das auch dazu beigetragen, dass der Aufbau an der Strecke jetzt einfacher ist?"
Allison: "Der Verzicht auf den Front-Auspuff hat den Aufbau-Prozess des Autos definitiv einfach gemacht. Es geht jetzt viel schneller, das Auto jeden Abend zu überprüfen und es für den nächsten Tag vorzubereiten, da es sich um ein einfacheres Layout handelt."

"Was den Einsatz und die Analyse des Auto an der Strecke angeht, hätte es eigentlich beim letztjährigen Auto keinen großen Unterschied geben sollen, aber es stellte sich als recht herausfordernd heraus, da das Auspuff-System zahlreiche aerodynamische Probleme verursachte."

"In dieser Hinsicht ist der E20 ein Auto, mit dem man wieder leichter arbeiten kann. Daher können die Renningenieure jetzt wieder in gewohnter Manier arbeiten, was Federn, Stabilisatoren, Reifendruck, Sturz und so weiter angeht - also all die üblichen Werkzeuge, die einem Ingenieur zur Verfügung stehen."

Frage: "Bei so einem komplexen Fahrzeug wie einem Formel-1-Auto kann der Aufbau nur alles andere als einfach sein. Besitzen die Teams eine Art Handbuch, das ihnen dabei hilft?"
Allison: "Jedes Teil des Autos wird in einer Montagezeichnung detailliert gezeigt. Für jedes Teilsystem wie die Servolenkung, die Bremsen sowie Vorder- und Hinterrad-Aufhängung gibt es eine Zeichnung, die erklärt, wie alles zusammengeschraubt und wie es aufgebaut und benutzt wird. Diese Zeichnungen zeigen genau, in welcher Reihenfolge was gemacht wird."

Auspuffsystem des Renault R31

Der Front-Auspuff bereitete den Inenieuren im Vorjahr Kopfzerbrechen Zoom

"Das Rennteam fügt dann der Montagezeichnung einen Anhang mit einer beigefügten Fotobibliothek bei, die die beste praktische Anordnung der zahlreichen Kabel und Leitungen zeigt. Dabei müssen wir vielleicht nicht wahnsinnig ausführlich sein, denn die Jungs, die das Auto designen, befinden sich nur einen Stock höher als die Jungs, die es bauen, daher kann man ein Gespräch einer genauen Dokumentation vorziehen."


Fotos: Lotus, Testfahrten in Jerez


Frage: "Da zu diesem Zeitpunkt in der Saison noch sehr viel entwickelt wird, stellt sich die Frage, wie sehr sich der E20 in Melbourne vom E20 unterscheiden wird, den wir beim Testen gesehen haben."
Allison: "Das Auto, das wir nach Melbourne mitnehmen werden, wird sich signifikant von dem unterschieden, das wir in Jerez eingesetzt haben. Vor dem Saisonstart steht immer noch viel Arbeit an, daher werden sich viele Elemente ändern: der Frontflügel, der Heckflügel, die Seitenkästen, die seitlichen Leitbleche, die Motorabdeckung, der Unterboden, einige Elemente der Vorderrad-Aufhängung und die Bremsbelüftungen, um nur ein paar Dinge zu nennen. Wie immer werden das ein paar sehr stressige Wochen."