Alguersuari kritisiert Red Bull: "Entscheidungen ohne Strategie!"

Ex-Red-Bull-Junior Jaime Alguersuari sieht anhand von Sergio Perez und Daniel Ricciardo, dass das Juniorprogramm der Bullen nicht mehr funktioniert

(Motorsport-Total.com) - Zwar besitzt Red Bull alleine in der Formel 2 sechs Nachwuchspiloten in seinem Kader, doch dass der Rennstall in der Formel-1-Saison 2023 auf gleich drei ältere externe Fahrer für seine beiden Teams zurückgreifen muss, zeigt für Jaime Alguersuari eines: "Das Red-Bull-Juniorteam funktioniert nicht mehr."

Titel-Bild zur News: Daniel Ricciardo (Red Bull)

Bei AlphaTauri kommt der 34-Jährige Daniel Ricciardo zum Zug Zoom

Der Spanier weiß, wovon er spricht. Alguersuari gehörte selbst einst zum Juniorprogramm von Red Bull und fuhr zwischen 2009 und 2011 für Toro Rosso in der Formel 1 - als damals jüngster Fahrer aller Zeiten. Damals war Red Bull mit ihm ein großes Risiko eingegangen, doch von der einstigen Idee des Juniorkaders kann er nicht mehr viel erkennen.

Ihm wurde damals gesagt, dass man darin die bestmöglichen Fahrer ausbilden will, um ihnen eine Chance bei Toro Rosso (heute AlphaTauri) zu geben, wo sie Erfahrung sammeln sollen, um zu Red Bull aufzusteigen. Der Plan wurde auch so in der Öffentlichkeit kommuniziert. Doch 2023 ist die Sachlage anders.

Bei Red Bull holte man mit Sergio Perez einen Fahrer, der nie zuvor Teil der Red-Bull-Familie war, und bei AlphaTauri zog man mit Nyck de Vries ebenfalls einen schon 28-jährigen Externen seinen Junioren vor, der nun gehen musste und durch einen noch sechs Jahre älteren Daniel Ricciardo ersetzt wurde, der Red Bull schon einmal verlassen hatte.

"Dass sie irgendwo anders nach einem Fahrer schauen mussten, ist schon eine Kontroverse. Das ergibt keinen Sinn", wundert sich Alguersuari im 'Sky Sports F1 Podcast'. "Checo war niemals im Juniorteam. Und selbst wenn er es wäre, würde er kein Jahr durchhalten, so wie Marko Fahrer bewertet."

Wer trifft die Entscheidungen?

Damit ist Motorsportkonsulent Helmut Marko gemeint, der für das Nachwuchsprogramm verantwortlich ist und als harter Hund gilt, wie Alguersuari selbst schon erfahren musste. Doch mit dem Mexikaner beweist er ungewohnte Geduld, trotz dessen aktueller Schwächephase.


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Das wundert Alguersuari so sehr, dass er sich mittlerweile fragt, ob der Österreicher überhaupt noch die Entscheidungsgewalt hat. "Ich frage mich, wer die Entscheidungen trifft. Ist es wirklich Helmut? Sind es Helmut und Christian [Horner]? Ist es jemand anderes dahinter, der als Interessensvertreter auftritt? Ich weiß es nicht."

Genauso geht es ihm auch bei der Entscheidung für Daniel Ricciardo und gegen etwa Liam Lawson als Nachfolger von de Vries. Lawson verbringt das Jahr aktuell in Japan in der Super Formula und hatte nicht nur das Nachsehen gegen den externen de Vries, sondern nun auch gegen den deutlich älteren Ricciardo.

Alguersuari: Vor Anruf nie im Formel-1-Auto gesessen

Das sei damals bei Alguersuari noch anders gewesen. Der war damals gerade einmal in seinem ersten Jahr in der Formel Renault 3.5, als er von Marko den Anruf bekam, dass er bei Toro Rosso Sebastien Bourdais (übrigens damals auch ein externer Pilot) ersetzen sollte.

"Er hat mich eineinhalb Wochen vor dem Ungarn-Grand-Prix angerufen und gesagt: 'Du wirst nächste Woche fahren und unser offizieller Fahrer sein'", so Alguersuari.

Jaime Alguersuari

Mit 19 Jahren und ohne Erfahrung kam Alguersuari 2009 in die Formel 1 Zoom

Allerdings war der damals erst 19 Jahre alt und hatte noch nie ein Formel-1-Auto getestet. Trotzdem sollte er seine Chance bekommen. "Ich habe mich gefragt, wie ich ein zweistündiges Rennen in einem Auto überstehen soll, das ich noch nie gefahren bin. Da lande ich doch auf dem Friedhof", erinnert er sich.

Doch er meint: "Sie mussten sicherstellen, dass sie den jüngsten Fahrer aller Zeiten reinsetzen." Für ihn sei das damals allerdings sehr schwierig gewesen. "Ich habe in dem Jahr sehr gelitten. Aber sie haben die Entscheidung getroffen, und ich konnte damit umgehen."

"Entscheidung ohne Strategie"

Sein erstes Qualifying beendete der Toro-Rosso-Pilot wenig überraschend auf dem letzten Platz und war dabei 0,8 Sekunden langsamer als Teamkollege Sebastien Buemi. Im Rennen kam er als 15. aber eine Position vor dem Schweizer ins Ziel. In den weiteren sieben Rennen sah Alguersuari aber nur zweimal die Zielflagge und holte keinen Punkt.


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"Aber die Resultate sind besser geworden, und auch ich habe mich deutlich verbessert", erinnert er sich. Dreimal fuhr er 2010 in die Punkte, bevor er 2011 mit 26 Punkten seine beste Saison hinlegte. Trotzdem war am Saisonende für ihn Schluss und er wurde unter anderem durch Daniel Ricciardo ersetzt, was er damals nicht verstehen konnte.

"Manchmal machen sie einfach Dinge, die keinen Sinn ergeben. Sie treffen Entscheidungen ohne Strategie dahinter", sagt er über Red Bull.