Alexander Albons Horrorcrash: War die Reifentemperatur zu hoch?

Alexander Albon sucht nach einer Erklärung für seinen Unfall in Melbourne, bei dem sich Nico Hülkenberg fast in die Hosen gemacht hätte

(Motorsport-Total.com) - Es war die große Schrecksekunde des Grand Prix von Australien 2023, oder ein "Code Brown", wie Nico Hülkenberg hinterher augenzwinkernd festhielt - also ein Moment, bei dem man sich vor Angst in die Hose macht -, als Alexander Albon seinen Williams in der siebten Runde durch Kurve 6 außer Kontrolle verlor und bei Kurve 7 in die Barrieren einschlug.

Titel-Bild zur News: Alexander Albon

Das Unfallauto von Alexander Albon nach dem Crash beim Grand Prix von Australien Zoom

Gefährlich war dabei weniger der Einschlag selbst, der mit eher geringer Energie erfolgte, sondern vielmehr dass Albon auf die Strecke zurückgeschleudert wurde. Pierre Gasly und Hülkenberg hatten Glück, nicht mit voller Geschwindigkeit in den Williams zu rauschen.

"Das hätte richtig ins Auge gehen können. Wenn ich den da T-bone und richtig reinfahre, will ich mir gar nicht ausdenken, was dann passiert", atmet Hülkenberg im Interview mit 'ServusTV' auf.

Albon war vor Kurve 6 in der Runde vor dem Crash noch etwas früher vom Gas gegangen als sein direkter Verfolger Lance Stroll im Aston Martin. Das belegen Telemetriedaten. In Runde 7 rutschte ihm dann einfach das Heck weg.

Albon: Das sagt er über seinen Horrorcrash

"Mir geht es gut", sagt er. "Was passiert ist, ist mir aber noch nicht so ganz klar. Ich habe mir die Daten angesehen, und es ist wirklich merkwürdig. Ich weiß nicht, warum ich abgeflogen bin. Ich bin durch die Kurve langsamer gefahren als in der Runde davor. Aber ich war die Kurve davor, Kurve 5, in der Runde etwas schneller und habe am Ausgang etwas mehr Randstein erwischt."

Sein Verdacht: "Ich glaube, dass durch den Kontakt mit dem Randstein die Reifentemperatur links etwas hochgegangen ist, und dann hatte ich bei der Anfahrt zu Kurve 6 einen heißeren Reifen. Das reicht dann schon. Es sind ja wirklich Kleinigkeiten, die sowas ausmachen."

Als Ausrede will Albon das nicht verstanden wissen: "Ganz klar mein Fehler. Ich ärgere mich über mich selbst. Es ist sehr enttäuschend. Es tut mir leid fürs Team, denn ich habe sie heute hängen lassen. Wir hatten so ein gutes Auto! Und wenn ich mir anschaue, wie viele Autos noch ausgeschieden sind, dann hätten wir gute Punkte sammeln können."

Albon lag zum Zeitpunkt des Unfalls an sechster Stelle im Rennen, vor Lance Stroll, der letztendlich Vierter wurde. Das Tempo, das Williams gehen konnte, "ist aber jetzt gerade eher was, was mich traurig stimmt. In ein, zwei Wochen werde ich dann das Positive dran sehen."

Hülkenberg: Schutzengel waren mit an Bord

Unabhängig von der sportlichen Performance des Williams in Melbourne wäre die Situation beinahe in einer Katastrophe geendet: "Ich habe ihn um einen Meter oder so verpasst", schaudert Hülkenberg. "Ich habe da auch kurz hektisch in den Funk geschrien, weil mein Puls in dem Moment wirklich in die Höhe geschnellt ist."

Dabei muss Hülkenberg ganz drauf vergessen zu haben, den Funkknopf zu drücken, denn tatsächlich war auf dem Kommunikationskanal nichts von ihm zu hören. Gasly, der unmittelbar vor ihm fuhr, meldete zwar: "Ich wäre ihm fast reingekracht." Aber Hülkenbergs erste Aussage in der Gelbphase war: "Ich denke, auf die Streckenposition zu schauen, wäre nicht schlecht."

So sieht also Panik bei Hülkenberg aus: flatternde Nerven beiseiteschieben, gleich wieder an die Strategie denken. Doch die Schrecksekunde, das gibt er offen zu, sitzt ihm noch in den Knochen: "Das ist das Horrorszenario eines Rennfahrers. Du kommst durch eine blinde Kurve, es steht ein Auto auf der Strecke - und du siehst es quasi nicht einmal vor lauter Staub und Kies ..."