• 19.03.2018 13:43

63 Tonnen Fracht: So reist ein Formel-1-Team nach Australien

Der Saisonauftakt Down Under ist für die Teams eine wahre Mammutaufgabe: Wie Mercedes diese stemmt und mit welcher Methode man gegen den Jetlag kämpft

(Motorsport-Total.com) - Es ist niemals einfach, mit dem Team von einem Land ins nächste zu reisen. Aber es ist umso schwieriger, wenn es sich dabei um eine Reise von knapp 17.000 Kilometern rund um die Welt handelt. Die beschwerliche 24-Stunden-Reise ist die längste im Formel 1-Rennkalender 2018, aber sie sorgt auch für einen absolut einzigartigen Start in die neue Saison. Die Reise in die pulsierende, umtriebige Stadt Melbourne hat sich zu einem vertrauten Auftakt für das Formel-1-Fahrerlager entwickelt. Es ist einer der beliebtesten Austragungsorte im Rennkalender, was die Anreise ein wenig einfacher gestaltet, und es liegt stets ein gewisses Gefühl von Aufregung und Erwartung in der Luft.

Titel-Bild zur News: Container, Fracht

Die Aufbauarbeiten im Melbourne-Fahrerlager haben längst begonnen Zoom

Während Melbourne ein fantastischer Ort ist, um in die neue Saison zu starten, stellt der Transport eines Formel-1-Teams dorthin eine Mammutaufgabe dar. Bei Teams wie Mercedes werden mehr als 100 Teammitglieder am ersten Rennwochenende in Australien vor Ort sein. Das bringt die gleiche Anzahl an Flügen mit Zwischenstopps in Abu Dhabi oder Singapur mit sich. Außerdem müssen vor Ort 25 Autos organisiert werden, damit die Teammitglieder mobil sind.

Der Formel-1-Reisezirkus besteht aber natürlich nicht nur aus Menschen. Damit ein Formel-1-Team ein Rennwochenende absolvieren kann, wird eine Vielzahl an Ausrüstungsgegenständen benötigt und dann gibt es selbstverständlich auch noch die kleine aber feine Aufgabe, die neuen Autos von einer Seite der Welt auf die andere zu befördern.

Transport in der Luft und auf See

Insgesamt müssen pro Team rund 40 Tonnen an Luftfracht und 23 Tonnen an Seefracht nach Melbourne transportiert werden. Angefangen bei Standardelementen wie Stühlen, Tischen, Boxenwänden und der Dekoration für die Hospitality bis hin zu komplizierteren Dingen wie Anlassern, dem Kommandostand und dem kompliziertesten Werk von allen: dem neuen Boliden.


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Die Autos und ihre Komponenten gehören zur Luftfracht, die vergangene Woche auf die Reise nach Melbourne geschickt wurde und die am Sonntag angekommen ist. Schwerere Gegenstände wie etwa Reifen oder Grid-Trollies gehören zur Seefracht, die einem ganz eigenen Zeitplan folgt.

Von der Seefracht gibt es verschiedene Sätze, sodass sie zur gleichen Zeit zu verschiedenen Zielorten in aller Welt versendet werden kann. Bei jedem Rennen gibt es drei 40-Fuß-Container mit Seefracht. Für Australien wurden diese bereits Mitte Januar verschifft, sodass sie am vergangenen Freitag rechtzeitig in Melbourne ankamen.

So wird in Melbourne aufgebaut

"Wir haben ein Aufbauteam in Melbourne, das die Seefracht, die schwere Ausrüstung und die Boxenwände bei ihrer Ankunft am Freitag ausgeladen hat", erklärt der Leiter des für Mercedes-Frachtteams, Mark Shepherd.

"Sie bauen über das Wochenende das Gerüst der Box auf, und sobald die gesamte Luftfracht angekommen ist, laden das Rennteam und die Boxentechniker alles aus und befüllen den Rest der Box mit all den Autos, Fahrzeugteilen und anderem Equipment."

Für die Abteilung, die für die Anreise der Teammitglieder und den Transport der Fracht zuständig ist, ist Australien ein Rennen wie jedes andere - einmal davon abgesehen, dass es eben länger dauert, bis alles und jeder dort angekommen ist. Shepherd trifft es am besten, wenn er sagt, dass alle Rennen "ihre Eigenheiten" besitzen, es aber "ein ähnlicher Ablauf ist, egal wo man sich auf der Welt befindet".

Jet-Lag als großer Feind

So weite Reisen fordern jedoch vom menschlichen Körper einen Tribut. Deshalb ist eine genaue Vorbereitung entscheidend. Wer die lange Reise nach Melbourne auf sich nimmt, muss sich in der bestmöglichen Verfassung befinden. Schließlich kann es die Leistung des Rennteams beeinflussen, wenn man sich nicht an die überwältigende Zeitverschiebung von elf Stunden anpassen kann.


Fotos: Grand Prix von Australien


Es gibt eine Reihe an Vorgehensweisen und Techniken, die dabei helfen. Pro Stunde an Zeitunterschied gibt es eine Verschiebung um 24 Stunden, um sich an den neuen Ort anzupassen. Das bedeutet, für die Reise von Brackley nach Melbourne würde es elf Tage dauern, um sich ohne weitere Maßnahmen ordentlich an die neue Zeitzone anzupassen.

Mercedes hat einen eigenen Weg gefunden: Die Teammitglieder erhalten einen Schlafplan, um ihre innere Uhr an die neue Zeitzone zu gewöhnen. Einige passen sich in den Tagen vor dem Flug schrittweise daran an, und die Teammitglieder, die in Brackley bleiben, das Team aber nach australischer Zeit aus der Zentrale unterstützen, haben ebenfalls einen eigenen Plan, um sich anzupassen.

So passt sich Mercedes an die Australien-Zeitzone an

Anhand dieser Schlafpläne werden die Flüge nach Australien bestmöglich ausgewählt. Das perfekte Szenario ist dabei leider nicht immer möglich. Aber es wird davon ausgegangen, dass sie auf dem Flug mit der Anpassung an die australische Zeit beginnen können. Es gilt, zur nächtlichen Zeit in Australien zu schlafen und zur gleichen Zeit wie am Zielort zu essen.


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Es wird empfohlen, nur leichtes Essen zu sich zu nehmen und viel zu trinken. Nach der Landung gilt es, die Zeit im Hellen und Dunkeln zu beachten, aber auch die Mahlzeiten, die Zeitpunkte dieser und das Maß an Training (das Team bringt auch einen Physiotherapeuten und Trainer mit nach Melbourne) im Auge zu behalten.

Die Fahrer folgen diesen Plänen natürlich ebenso und gehen dabei sogar noch einen Schritt weiter, um auf die sieben anstrengenden Stunden, die sie auf der Strecke erwarten, bestmöglich vorbereitet zu sein. Sie absolvieren nur leichtes Training, was dabei hilft, sich schneller zu akklimatisieren. All das notwendige Training wurde bereits abgeschlossen, bevor sie einen Fuß in den Flieger setzten.

Einige Teammitglieder würden die längste Reise des Jahres möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt bevorzugen. Aber der Auftakt beim Australien-Grand-Prix bedeutet auch, dass sich jeder noch etwas frischer und voller Energie fühlt, bevor im Laufe der Saison allmählich eine gewisse Ermüdung einsetzt.

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