• 09.07.2007 21:24

30-jähriges Renault-Jubiläum: Teammitglieder erinnern sich

Lesen Sie, welche Erinnerungen die Teammitglieder von einst an das Formel-1-Debüt des Teams im Jahr 1977 in Silverstone haben

(Motorsport-Total.com) - Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums erinnern sich die damaligen Teammitglieder von Renault an das Debüt des Teams in Silverstone 1977. Gérard Larrousse, damals Renault Sport-Chef, auf der Webseite des Teams: "Als Renault in die Formel 1 einstieg, rechneten wir uns keine allzu großen Chancen auf einen Sieg aus. Der Motor schien zu instabil, doch ich war mir hundertprozentig sicher, dass wir alle Probleme in den nächsten Wochen oder Monaten in den Griff bekommen würden."

Titel-Bild zur News: Jean-Pierre Jabouille

Jean-Pierre Jabouille kämpfte mit dem Turboloch und den revolutionären Reifen

"Ich hoffte, dass wir zumindest bei drei Rennen den Saugmotoren überlegen sein würden: den Läufen in Kyalami, Zeltweg und Dijon, die in größerer Meereshöhe mit dünner Luft stattfanden. Tatsächlich trugen wir in Dijon den Sieg davon - allerdings erst zwei Jahre später."#w1#

Auch er erlebte das Abenteuer Formel-1-Debüt vor 30 Jahren aus nächster Nähe mit: Jean Sage stieß im aufregenden Jahr 1977 zu Renault F1. Der damalige Teammanager: "Ich trat am 1. Januar 1977 meine Stelle bei Renault an - also ein halbes Jahr vor dem ersten Formel-1-Grand Prix. Es blieb nur wenig Zeit, das Auto vorzubereiten. Zunächst waren wir davon ausgegangen, das Fahrzeug noch früher einsetzen zu können."

"Doch dann traten einige Probleme auf und so lautete unser Ziel für Silverstone, das Auto so lange wie möglich im Rennen zu behalten. Mit dem Erreichten waren wir schließlich sehr zufrieden. Wir wussten ja, dass das Auto nicht besonders zuverlässig war, und so stellten das Qualifying und die Rundenzeiten bereits einen Erfolg für uns dar."

"Wir waren von dem Rennausgang keineswegs enttäuscht. Alles war noch neu für uns. Sechs Monate zuvor waren wir noch ein Formel 2-Team gewesen, jetzt mischten wir in der Formel 1 mit. Das gesamte Team war also recht unerfahren, trotzdem herrschte um mich herum eine gute Stimmung. Alles in allem erwies sich der Einstieg in die Formel 1 als ziemlich schwierig. Zwischen Silverstone ´77 und Dijon ´79 lag ein langer und steiniger Weg."

Der erste Fahrer der "Equipe Jaune" erlebte das Grand-Prix-Debüt der Gelben von einem exklusiven Platz aus. Jean-Pierre Jabouille: "In Silverstone traten wir mit etwas völlig Neuartigem an: Dem weltweit ersten Formel-1-Boliden, der mit Radialreifen von Michelin und einem Turbomotor ausgestattet war, am Lenkrad ein junger Fahrer aus der Formel 2 namens Jean-Pierre Jabouille. Alles an uns war also neu."

"Ich sah das Ganze realistisch. Ich dachte, dass wir vielleicht eines Tages Erfolg haben würden, aber zunächst ging es mir darum, ein komplettes Rennen zu absolvieren. Das Auto war aus zwei Gründen schwer zu fahren: Zum einen hatte ich mit dem Turboloch zu kämpfen, zum anderen mit den nicht sehr progressiven Radialreifen von Michelin. Sie lieferten guten Grip, doch wenn man zu weit ging, riss der schlagartig ab."

"Ich erinnere mich genau daran, wie uns Ken Tyrrell auslachte. Ihm verdanken wir den Spitznamen ,Teekanne'. Aber wir fuhren das Rennen, machten uns nicht lächerlich und lagen nach einigen Runden im Mittelfeld, bis sich der Motor mit einer weißen Rauchwolke verabschiedete. Damit war geschehen, was wir alle erwartet hatten. Gleichzeitig brachte uns dies wieder den Spott der anderen Teams ein."

Der damalige Cheftechniker litt unter Lampenfieber. François Castaing: "Zunächst einmal war ich sehr besorgt, da wir keinerlei Formel-1-Erfahrung besaßen. Ich befürchtete, dass wir im Vergleich zu anderen Teams wie Ferrari oder McLaren nicht professionell genug auftreten und uns keiner ernst nehmen würde."

"Zudem konnte ich es kaum fassen, dass wir mit einem Turbomotor antraten, nachdem wir diese Technologie erst seit 1972 einsetzten. Weder Renault Gordini noch Renault Alpine fuhren mit dieser Technik irgendwelche Rennen, bloß Rallyes mit einer Saugmotor-Alpine A110. Als wir zunächst einen Sechszylinder-Motor entwickelten, waren die Gordini-Leute deshalb keine große Hilfe."

"Fünf Jahre später fuhren wir mit dem Turbo in der Formel 1, hatten 1975 das erste Rennen mit dem Renault Alpine A442-Turbo-Sportwagen in Mugello gewonnen und waren mit dem Saugmotor-V6 Formel 2-Europameister geworden. Zu der Zeit waren wir so auf der Höhe, dass wir dies alles als normal empfanden. Aber als wir in Silverstone unser Formel 1-Debüt feierten, fand ich das wirklich unglaublich."