• 24.07.2006 10:11

250-jähriges Jubiläum am Hockenheimring

Ausflug in die Geschichte: Am Hockenheimring will man beim bevorstehenden Grand Prix von Deutschland gleich vier runde Formel-1-Jubiläen feiern...

(Motorsport-Total.com) - Der Große Preis von Deutschland 2006 steht im Zeichen von insgesamt vier runden Jubiläen: Vor 100 Jahren wurde der erste Grand Prix der Geschichte des Autorennsports ausgetragen, vor 80 Jahren kämpften die Piloten erstmals um den Großen Preis von Deutschland, vor 40 Jahren wurde der Hockenheimring um sein Herzstück, das Motodrom mit seiner längst weltweit berühmten Stadionatmosphäre, erweitert, und zum 30. Mal ist der Kurs im Badischen Schauplatz des Deutschland-Grand-Prix. In der Addition ergeben die vier runden Geburtstage 250 Jahre - ein glattes Vierteljahrtausend.

Titel-Bild zur News: Hockenheimring

250 Jahre Formel-1-Geschichte in Hockenheim werden würdig gefeiert

Die Sportart Automobilrennen war längst erfunden, als 1906 in Frankreich der erste Grand Prix ausgetragen wurde. Als Piste wählten die Organisatoren ein Straßendreieck in der Nähe von Le Mans aus. Die Rundenlänge betrug stolze 103,180 Kilometer. Im Verlauf von zwei Tagen musste der Circuit zwölfmal umrundet werden, was einer Gesamtdistanz von 1238,160 Kilometern entspricht. Der Name Grand Prix wurde dem Rennen also nicht nur wegen seines schönen Klangs verpasst.#w1#

Reglement war damals noch ziemlich frei

Rückwirkend erscheint das Technische Reglement extrem simpel: Die Autos durften prinzipiell nicht mehr als 1.000 Kilogramm wiegen. Der Hubraum des Motors war freigestellt. Das Sportliche Reglement schrieb vor, dass sämtliche Wartungs- und Reparaturarbeiten inklusive der Reifenwechsel vom Piloten und dessen Beifahrer erledigt werden mussten. 15 Minuten dauerte der Wechsel eines einzigen Reifens.

Die Ingenieure machten natürlich Gebrauch von der freien Wahl des Hubraums der Motoren. Die absoluten Kubikriesen waren die Panhard-Levassor, die von Aggregaten mit 18,279 Litern Hubraum angetrieben wurden. Der Gigant war ein Vierzylinder, der bei 1.300 Umdrehungen pro Minute 120 PS leistete und dem hochbeinigen Rennwagen eine Spitzengeschwindigkeit von 158 km/h verlieh. Der Brennraum eines einzigen Zylinders entsprach damit dem Kubikvolumen von annähernd zwei kompletten Motoren der aktuellen Formel 1.

Sieger der Hitzeschlacht wurde der Renault-Pilot Ferenc Szisz. Seinen Erfolg verdankte der Ungar einer Erfindung des Reifenpartners Michelin. Der kam auf die Idee, bei Bedarf das komplette Rad - also nicht nur den Reifen - zu wechseln, was die Arbeitsdauer pro Pneu auf vier Minuten reduzierte.

Szenenwechsel: Am 11. Juli 1926 wurde erstmals der Grand Prix von Deutschland ausgetragen. Gefahren wurde auf der Berliner Avus, die anschließend nur ein weiteres Mal (1959) Schauplatz des deutschen Grand Prix werden sollte. Die Piste bestand aus zwei etwa zehn Kilometer langen Parallelgeraden, die durch eine Kehre im Süden sowie einen Rechtknick mit anschließendem Linksbogen im Norden miteinander verbunden waren.

Beim Start würgte der deutsche Nachwuchsfahrer Rudolf Caracciola den Motor seines Mercedes ab und verlor über eine Minute, bevor der Zweiliter-Achtzylinder endlich ansprang. Dem Piloten blieben 390 Kilometer, um das verloren gegangene Terrain wieder wettzumachen. Er schaffte das Kunststück tatsächlich und wurde nach knapp drei Stunden vor mehr als 200.000 begeisterten Zuschauern als Sieger abgewinkt.

Hockenheimring wurde in den 1930er-Jahren gebaut

Sechs Jahre später, 1932, erfolgte der erste Spatenstich für den Hockenheimring. Sein Herzstück, das Motodrom, erhielt die - ursprünglich als gegen den Uhrzeigersinn befahrener Motorrad-Circuit gebaute Anlage - allerdings erst im Rahmen gewaltiger Umbaumaßnahmen, die nach zweijähriger Bauzeit vor 40 Jahren abgeschlossen wurden.

Damit hatte Hockenheim eine Formel-1-taugliche Piste, und überraschend wurde bereits 1970 der Grand Prix von Deutschland auf der neuen Anlage ausgetragen, als die Formel-1-Piloten den Nürburgring boykottierten. Zu diesem Zeitpunkt waren die langen Geraden auf Wunsch der FIA schon durch Bremsschikanen entschärft worden. Vor ausverkauftem Haus siegte Jochen Rindt am Steuer eines Lotus-Cosworth mit 0,7 Sekunden Vorsprung vor Jacky Ickx auf Ferrari.

Als 1976 der Lauda-Unfall das endgültige Aus der Nordschleife des Nürburgrings als Formel-1-Piste brachte, fand der Große Preis von Deutschland seine neue und endgültige Heimat im Badischen. Am letzten Juli-Wochenende geht diese Veranstaltung zum 30. Mal über die Bühne. Achtung Rechenfehler? Nein, denn 1985 wurde dieser WM-Lauf ausnahmsweise noch einmal in der Eifel ausgetragen...