• 24.09.2001 13:57

  • von Fabian Hust

200. Grand Prix für Jean Alesi

Emotionen, Fahrzeugbeherrschung und Leidenschaft ? in Indianapolis feiert Jean Alesi seinen 200. Grand Prix

(Motorsport-Total.com) - Nach 12 Jahren in der Formel 1 ist es am kommenden Sonntag beim Großen Preis der USA in Indianapolis soweit: Jean Alesi wird seinen 200. Grand Prix feiern und damit einer von lediglich fünf Fahrern sein, die in dem edlen "Club der 200er" Mitglieder sind. In seinen bisher 199 gestarteten Grand Prixs holte der am 11. Juni 1964 im französischen Avignon geborene Jordan-Honda-Pilot 32 Podiumsplätze, 2 Pole Positions, 241 WM-Punkte und vier schnellste Rennrunden. Obwohl der heute 37-Jährige bei 19 Rennen insgesamt 1.285 Kilometer in Führung lag, konnte er lediglich ein Rennen gewinnen (1995 in Kanada).

Titel-Bild zur News: Jean Alesi (Jordan-Honda)

Jean Alesi fährt in Indianapolis sein 200. Formel-1-Rennen

"Die letzten 12 Jahre sind so schnell vorbeigegangen", lässt Jean Alesi seine Formel-1-Karriere Revue passieren. "Für mich ist es aber ein unglaubliches Gefühl, es erreicht zu haben, 200 Grand Prixs zu fahren. Es sind während all dieser Zeit so viele Dinge passiert, dass ich meine Formel-1-Erinnerungen unmöglich in ein paar Worten zusammenfassen kann ? ein Buch wäre da nicht genug! Ich denke daran, wie oft ich auf die Startaufstellung gefahren bin, wie viele Leute ich getroffen habe und die verrückten Zeiten, die ich durchgemacht habe. Aber überwiegend bin ich glücklich, dass ich während meiner Karriere heil geblieben bin, denn ich hatte auf der Strecke einige üble Unfälle."

Erst vor kurzem meinte Alesi, er werde seinen Helm an den Nagel hängen, wenn ihm Eddie Jordan keinen Vertrag für 2002 anbietet, doch die Flammen der Leidenschaft lodern im Körper des Franco-Sizilianers immer noch unermüdlich weiter: "Ich habe immer noch die gleiche Leidenschaft für die Formel 1 wie ich sie zu Beginn meiner Karriere hatte und ich glaube, dass dies einer der Gründe ist, warum ich so lange in diesem Sport überlebt habe. Man muss 100 Prozent geben, ansonsten kann man gleich aufhören. Ich nähere mich meinem Karriereende in der Formel 1 in den nächsten paar Jahren und für mich ist fast ein Traum wahr geworden, dass ich hier bei Jordan sein kann. Ich möchte meine Karriere bei Jordan beenden, weil ich das Gefühl habe, dass sich ein Kreis schließt."

Schon vor seiner Formel-1-Zeit, in der Formel 3, bewies der energische Alesi 1985 und 1986 im Dallara-Alfa Romeo sein Talent. Im Jahr darauf fuhr er für das Oreca-Team, und nachdem die Saison zu Beginn ganz und gar nicht für ihn lief, drehte er am Ende das Blatt um und holte sich den Titel in der französischen Formel 3-Meisterschaft.

1988 fuhr Alesi für das Oreca-Team in der Formel 3000, allerdings gab es jede Menge Probleme im Team, unter denen Alesi zu leiden hatte. Während Fahrer wie Johnny Herbert und Roberto Moreno in ihren Reynards für Aufsehen sorgten, kämpfte Alesi mit stumpfen Waffen. Je weiter die Saison voranschritt, desto demoralisierter wirkte der Franzose.

Am Ende des Jahres sah es beinahe so aus, als wäre seine Karriere bereits zu Ende. Zu dieser Zeit trat Eddie Jordan auf den Plan, der Alesi als Fahrer, der hart attackierend fährt, schätzte. So kam es, dass Alesi 1989 zusammen mit Martin Donnelly in einem Team fuhr. Alesi gewann die Meisterschaft und fuhr ab Saisonmitte in der Formel 1.

Als Michele Alboreto das Tyrrell-Team kurz vor dem Großen Preis von Frankreich verlassen hatte, stand Alesi plötzlich im Rampenlicht. Bei seinem Debütrennen lag er zwischenzeitlich an zweiter Stelle hinter Alain Prost, beendete das Rennen schlussendlich als beeindruckender Viertplatzierter.

Auch in den nachfolgenden Rennen stellte Alesi sein Talent eindrucksvoll zur Schau, was ihm das Interesse von Williams und Ferrari einbrachte. Alesi unterschrieb dann zwar einen Vertrag mit dem Williams-Team, aber seine Entscheidung sollte nicht lange Bestand haben. Denn wenig später entschied er sich - typisch Alesi - doch dafür, Ferraris Angebot anzunehmen, wo er 1991 zusammen mit Alain Prost das Fahrerduo bildete.

In den darauf folgenden Jahren erlebten die Roten aus Maranello jedoch keine leichte Zeit. Mehrere Male sah es zwar so aus, als ob Alesi ein Rennen gewinnen würde, am Ende aber meinte es das Schicksal nicht gut mit ihm. 1995 bröckelte dann das Verhältnis zum Ferrari-Team, die des oftmals theatralischen Getues müde waren und Michael Schumacher verpflichteten. Alesi verabschiedete sich in Kanada mit seinem einzigen Formel-1-Sieg und wechselte in Schumachers Ex-Team Benetton, wo er zwei Jahr blieb, aber auch nie glücklich wurde.

Anschließend wechselte er in das Team von Peter Sauber, wo er abermals seine ungeheuren Fähigkeiten in einem unterlegenen Auto aufblitzen ließ. Die Entwicklung des Teams verlief dem Franzosen aber nicht schnell genug, weshalb er im Jahr 2000 für zwei Jahre beim Team seines alten Ferrari-Kollegen und Freundes Alain Prost unterschrieb. Doch nach einem sehr schwierigen ersten Jahr mit einem nicht konkurrenzfähigen Auto, mit dem Alesi zum ersten Mal in seiner Karriere in einer Saison keinen Punkt holen konnte und einem Streit trennte sich Alesi Mitten in der Saison 2001 von Prost und wechselte zu seinem Freund und ehemaligen Formel-3000-Teamchef Eddie Jordan.

Jean Alesi ist derzeit der älteste noch in der Formel 1 aktive Rennfahrer. Bisher konnte der Franzose jedoch nur einen einzigen Rennsieg verbuchen - 1995 beim Großen Preis von Kanada hatte der Franco-Sizilianer vom Ausfall Michael Schumachers profitieren können. Im Laufe der Jahre hat Alesi sein Gemüt gezügelt und ist heute wie damals ein sympathischer und vor allem im Regen schneller Mann. Viele Leute fragen sich, was er erreichen hätte können, wäre er 1992 neben Nigel Mansell den Williams FW14B gefahren.

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