Hintergrund: Was beim Start ab sofort genau verboten ist

Ferraris Technikchef James Allison erklärt präzise, was bei den Starts ab sofort verboten ist - Die Piloten sind nun komplett auf sich alleine gestellt

(Motorsport-Total.com) - Die neue Startprozedur soll in der Formel 1 für mehr Spannung sorgen und die Fähigkeiten der Piloten wieder mehr in den Vordergrund rücken. Bei vielen Fans sorgt sie momentan allerdings eher für Fragezeichen, denn noch immer ist manchen Zuschauern der Königsklasse nicht ganz klar, was genau beim Start in Spa nun anders sein wird als noch zuletzt in Ungarn. Ferraris Technischer Direktor James Allison erklärt vor dem Rennen in Belgien die Sachlage.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel, Kimi Räikkönen, Nico Rosberg, Lewis Hamilton

Bei den Starts könnte es bereits in Spa zu großen Positionsverlusten kommen Zoom

Zunächst spricht Allison über die Hintergründe eines "perfekten" Starts: "Auf der Strecke gibt es einen gewissen Grip. Der Reifen hat einen bestimmten Grip und die Strecke selbst hat einen bestimmen Grip. Du willst so nah wie möglich an den verfügbaren Grip herankommen, aber nicht darüber hinaus. Du willst aber auch nicht darunter bleiben, denn sonst holst du nicht so viel Performance heraus, wie möglich wäre."

"Wenn du ein super talentierter Fahrer bist, dann hast du vielleicht Finger, die genau beurteilen können, wo dieser Grip ist", scherzt er und erklärt: "Bei einem perfekten Start kannst du die Kupplung einfach loslassen und sie schließt am perfekten Punkt, an dem das Drehmoment genau richtig ist. So dreht der Reifen nicht durch, aber das Drehmoment ist auch nicht zu niedrig."

"Am Wochenende ist es unser Job, genau zu beurteilen, wie viel Grip verfügbar ist", so Allison. Wichtig: In der Formel 1 gibt es kein klassisches Kupplungspedal mehr. Stattdessen befinden sich am Lenkrad zwei Kupplungshebel, die beim Start entscheidend sind. "Den einen drückt der Fahrer komplett durch, wodurch die Kupplung komplett geöffnet wird. Der andere wird nur teilweise durchgedrückt", erklärt Allison.


Fotostrecke: FIA-Fast-Facts Belgien

"Wir Ingenieure stellen die Kupplung so ein, dass diese Position genau an dem Punkt ist, um diesen 'magischen Start' zu erreichen. Wenn die Ampel dann auf Grün springt, lässt er den ersten Hebel los. Die Kupplung schließt dann bis zu dem Punkt, an dem der zweite Hebel gehalten wird. Das Auto fährt los. Das ändert sich jetzt alles, weil wir keine Ratschläge mehr erteilen oder Anpassungen vornehmen dürfen."

"Die Aufwärmrunde und der echte Start werden nun komplett vom Fahrer erledigt." James Allison

In der Vergangenheit erhielten die Fahrer genaue Anweisungen darüber, in welcher Position sich der zweite Hebel befinden muss. Wurde er zu Beginn der Einführungsrunde zum Beispiel zu sehr durchgedrückt, wurde dem Piloten dies über Funk mitgeteilt. Beim richtigen Start hatte er anschließend die Möglichkeit, diesen Fehler zu korrigieren. Genau solche Anweisungen sind ab sofort verboten.


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"Die Aufwärmrunde und der echte Start werden nun komplett vom Fahrer erledigt", erklärt Allison. "Wenn er denkt, dass die Kupplung nicht geschlossen oder offen genug ist, dann muss er das selbst einschätzen und eine Entscheidung treffen. Wir können nur in der Garage sitzen und zu uns selbst sagen: 'Nein, mach das nicht!' Aber wir haben keine Möglichkeit, ihn davon abzuhalten."

Zwar können die Ingenieure anhand der Telemetrie weiterhin genau erkennen, ob der Fahrer alles richtig macht, sobald der Pilot aber vor der Aufwärmrunde einmal im Auto sitzt, sind keine Fahranweisungen per Funk mehr erlaubt. Das wird zwangsläufig dazu führen, dass es in Zukunft weniger "perfekte" Starts geben wird. Das Rennen in Belgien wird einen ersten Aufschluss darüber geben, wie sehr das Feld beim Start in Zukunft durchgemischt werden wird.

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