• 29.12.2014 18:40

  • von Christian Sylt & Caroline Reid

Marussia: 50 Millionen Euro Verlust in zwei Jahren

Ein gewaltiger Schuldenberg und viele Gläubiger, die leer ausgehen werden: Unterlagen des Insolvenzverwalter enthüllen das Ausmaß der Marussia-Pleite

(Motorsport-Total.com) - Neue Unterlagen belegen das ganze Ausmaß des finanziellen Schadens, der das Formel-1-Team von Marussia vor die Wand fahren ließ. Demnach erwirtschaftete das Team in den vergangenen beiden Jahren einen Verlust von insgesamt 51,4 Millionen Euro. Nachdem der Verlust im Jahr 2013 noch 14,1 Millionen Euro betragen hatte, kamen in den ersten acht Monaten des Jahres 2014 weitere 37,3 Millionen Euro hinzu.

Titel-Bild zur News: Marussia Logo

Der Schuldenberg von Marussia beträgt mehr als 40 Millionen Euro Zoom

Marussia hatte im November den Betrieb eingestellt, nachdem am 26. Oktober das Insolvenzverfahren eröffnet worden war. Laut Unterlagen der Insolvenzverwalter von FRP Advisory war "das Unternehmen sowohl aus Sicht der Bilanz als auch der Liquidität insolvent." Marussia schuldet mehr als 200 Unternehmen insgesamt 40,1 Millionen Euro.

Größter Gläubiger ist Ferrari, die für die Bereitstellung von Antrieben noch 21,2 Millionen Euro fordern. McLaren verlangt für die Nutzung des Windkanals und des Simulators 9,1 Millionen. Auf der Liste der Gläubiger tauchen außerdem der Computerhersteller Dell mit 511.000 Euro, das Logistikunternehmen DHL mit 61.300 Euro sowie die Rennstrecke von Schanghai und Barcelona, der Südkorea-Grand-Prix und sogar der Automobilwelt-Verband FIA auf.

Viele Gläubiger werden kein Geld erhalten

Bei den meisten Marussia-Gläubigern handelt es sich jedoch um kleine und mittelständische Zulieferer, die von der Insolvenz deutlich härter getroffen werden. So betragen die Forderungen der Catering-Firma Freeman's Hospitality 843.000 Euro, beim deutschen Felgenhersteller BBS steht Marussia mit 52.000 Euro in der Kreide. Keines der Unternehmen kann darauf hoffen, sein Geld wiederzusehen.

Gemäß FRP sind nur die Forderungen zweier Gläubiger abgesichert, was bedeutet, dass diese durch den Erlös aus dem Verkauf des Teameigentums zuerst bedient werden. Die anderen Gläubiger werden erst dann bezahlt, wenn die Forderungen der abgesicherten Gläubiger vollständig beglichen sind. Die Aussichten darauf sind laut Geoff Rowley von FRP aber nicht gut, da laut ihm "zu wenig Eigentum vorhanden ist, um die Forderungen der ungesicherten Gläubiger zu bedienen."

Größter der abgesicherten Gläubiger ist die britische Bank Lloyds, die aber wahrscheinlich auch den Großteil der 12,8 Millionen Euro, die Marussia der Bank schuldet, abschreiben muss. Das Team wurde 2010 mit einem Darlehen der Beteiligungssparte der Bank, Lloyds Development Capital (LDC) gegründet, die daraufhin Mehrheitseigner wurde. Im April des vergangenen Jahres verkaufte LDC seine Anteile an den russischen Sportwagenbauer Marussia, der Namensgeber des Teams war.

Ein Milliardär, der nicht zahlen kann

Die Unterlagen von FRP enthüllen, dass LDC von Marussia aus einem Darlehen immer noch 16,8 Millionen Euro fordert, wahrscheinlich aber nur zwei Millionen Euro erhalten wird. Laut Rowley werden auch "die abgesicherten Gläubiger einen deutlichen Zahlungsausfall hinnehmen müssen."

Interessanterweise gehört zu den ungesicherten Gläubigern auch Capsicum Grand Prix, ein Investmentunternehmen welches vom Geschäftsmann Grahame Chilton, dem Vater des früheren Marussia-Fahrers Max Chilton kontrolliert wird. Capsicum fordert noch vier Millionen Euro und hat den Unterlagen zu Folge Marussia pro Jahr mit 8,9 Millionen Euro unterstützt.

Die meisten Mittel erhielt Marussia aber vom eigentlichen Eigentümer, dem russischen Geschäftsmann Andreij Chegalkow, der Milliardär sein soll. Dennoch geht aus den Unterlagen hervor, dass denn Vorständen bewusst war, dass Andreij Chegalkow nicht genügend Mittel aufbringen konnte, um alle Alt-Gläubiger zu bezahlen.

Fortsetzung des Rennbetriebs war nicht möglich

Nach dem Gang in die Insolvenz hatte Marussia die letzten drei Saisonrennen ausgelassen. Rowley sagt, dass seinen Informationen zu Folge, "nach einer Veräußerung des Betriebs Erlöse in Höhe von rund 1,9 Millionen Euro zu erwarten sind." Zusammen mit einem Bankvermögen von 860.000 Euro könnten so die rund zwei Millionen Euro zusammenkommen, die LCD erhalten könnte.

Rowley fügte hinzu, dass er "weiterhin im Dialog mit interessierten Partien steht, von denen viele das Interesse bekundet haben, das Team weiterzuführen. Trotz intensiver Gespräche gab es jedoch kein zufriedenstellendes Angebot oder eine Strategie, die eine kurzfristige Fortsetzung des Rennbetriebs ermöglicht hätte."

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