• 09.07.2009 16:39

  • von Stefan Ziegler & Dieter Rencken

Hamilton: "Das waren schon verrückte Kerle"

Weltmeister Lewis Hamilton absolvierte auf der Nordschleife eine Probefahrt im W25 und würde im kommenden Jahr nur allzu gerne wieder siegen

(Motorsport-Total.com) - Unmittelbar vor dem Rennwochenende auf dem Nürburgring war McLaren-Mercedes-Pilot Lewis Hamilton wieder einmal in einem waschechten Siegerauto unterwegs. Im Gegensatz zu seinem aktuellen MP4-24 präsentierte sich der W25 zu seiner Zeit in den 1930er-Jahren als absolutes Topfahrzeug, das im Starterfeld stets zu den Frontrunnern zählte. Hamilton konnte sich auf der Nordschleife selbst einen Eindruck davon machen, wie es um die Leistung des Wagens bestellt ist.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Zeitreise für Lewis Hamilton: Der Brite durfte den W25 auf der Nordschleife fahren

Auf den Spuren von Rennfahrergrößen wie Manfred von Brauchitsch und Rudolf Caracciola legte der 24-Jährige einige Kilometer in der berühmt-berüchtigten "Grünen Hölle" zurück und zeigte sich anschließend sehr begeistert von seinem Ausflug in die Rennhistorie. Aber wie fühlt sich ein moderner Formel-1-Fahrer in einem Rennwagen der Vorkriegszeit? "Naja, nicht allzu sicher eben", musste Hamilton gestehen. "Es war aber fantastisch. Der Sound ist einfach großartig."#w1#

Hamilton und das "Bett" auf Rädern

"Ich habe jetzt noch einen viel größeren Respekt vor den Leistungen dieser Fahrer. Sie waren nicht angeschnallt und hatten keine Helme - das waren schon verrückte Kerle", meinte der Weltmeister von 2008. "Irgendwie fühlt man sich allerdings auch in etwa so, als würde man auf seinem Bett sitzen und dabei ein Lenkrad halten. Das ist eben eine komplett andere Erfahrung" - auch in Bezug auf die Autodimensionen: Der W25 hat mit einem heutigen Formel-1-Wagen nicht mehr viel gemein.

"Als Rennfahrer kannst du dich eigentlich an alles gewöhnen." Lewis Hamilton

Doch das störte Hamilton nicht allzu sehr: "Als Rennfahrer kannst du dich eigentlich an alles gewöhnen. Aber natürlich ist die Umstellung schon sehr groß. Es handelt sich dabei um ein komplett anderes Auto und man muss sich erst einmal mit den Reifen und der Balance vertraut machen. Nach ein paar Runden bekommt man aber sicherlich ein Gefühl dafür", erklärte der Titelverteidiger, der bereits zum wiederholten Male in einem solchen Rennfahrzeug unterwegs sein durfte.

Durchaus angetan war Hamilton auch von der Eifel-Rennstrecke. "Ich würde dort unheimlich gerne ein Rennen bestreiten. Ein Grand Prix auf der Nordschleife wäre einfach gigantisch", gab der Brite am Rande seiner Probefahrt im W25 zu Protokoll. "Ich glaube aber nicht, dass das möglich wäre. Die Strecke ist einfach unglaublich und für uns Fahrer nur sehr schwer zu lernen" - freilich ganz im Gegensatz zum aktuellen Kursverlauf der Formel 1, den Hamilton in- und auswendig kennt.

Weiterhin Ursachenforschung bei Silber

Dennoch hat der McLaren-Mercedes-Fahrer nicht nur gute Erinnerungen an den Nürburgring. Schon 2007 erlebte Hamilton an einem Wochenende einige sehr spezielle Momente. In der Qualifikation flog er mit seinem Silberpfeil nach einem technischen Defekt ab und landete mit voller Wucht in den Reifenstapeln. "Das war sicher mein schlimmster Crash", sagte Hamilton rückblickend. "Ich bin mit der Front nach vorne eingeschlagen und da haben mich nur die Sicherheitsgurte unterstützt."

Nur einen Tag später saß der Youngster wieder im Auto und wurde mit den restlichen Formel-1-Piloten eiskalt vom typischen Eifelwetter überrascht, das unmittelbar nach dem Rennstart einen ausgiebigen Regenschauer über dem Kurs niedergehen ließ. Auf der total überfluteten Strecke geriet schließlich auch Hamilton ins Rutschen und landete prompt im Kiesbett - und auch vor dem diesjährigen Grand Prix scheint der Brite einmal mehr im Regen zu stehen.

"Wir versuchen zu verstehen, wo die Fehler des Autos liegen." Lewis Hamilton

Der McLaren-Mercedes MP4-24 kann zur Saisonhälfte noch nicht mit den Spitzenreitern mithalten und stellt die Mannschaft der Silberpfeile weiterhin vor ein Rätsel. Dennoch meint Weltmeister Hamilton Licht am Ende des Tunnels zu erkennen. "Ich würde sagen, dass wir bei jedem Rennen dazulernen. Wir versuchen, uns auf dieses Jahr zu konzentrieren und zu verstehen, wo die Fehler des Autos liegen und wo wir den Wagen verbessern können", erläuterte der Fahrer mit der Startnummer eins.

"Natürlich wäre es hilfreich, wenn wir testen könnten, aber das geht eben nicht. Die Rennwochenenden sind nun unsere dreitägigen Testfahrten und daraus ziehen wir jetzt unsere Lehren", stellte Hamilton heraus, konnte aber noch keine Erfolge von der Fehlersuche vermelden. "Wenn wir den Fehler erkannt hätten, dann würden wir ihn auch beheben und könnten wieder Rennen gewinnen. Wir sind aber nicht weit weg vom Verstehen des Problems. Wir müssen einfach abwarten."

Hamilton fordert für 2010 wieder ein Siegerauto

"Wir müssen einfach herausfinden, warum die Dinge schief gelaufen sind. Denn vom Verständnis des Teams hätte das Fahrzeug eigentlich gut werden müssen", erklärte Hamilton, dessen Team am Wochenende eine Doppelstrategie verfolgen und beide Piloten mit unterschiedlichen Aufgaben ins Training schicken wird. "Wir können nicht beide dasselbe Programm abspulen. Wir müssen so viele Möglichkeiten abdecken, dass Heikki sich einer Sache widmen wird und ich mich einem anderen Thema."

"Am Ende werden wir unsere Ergebnisse zusammenfügen, das beste Resultat herausarbeiten und anschließend die entsprechende Richtung einschlagen", kündigte Hamilton an. Angesichts der vor ihm liegenden Aufgaben möchte der 24-Jährige noch keinen Gedanken an die kommende Saison verschwenden, sondern sich stattdessen auf das Hier und Jetzt konzentrieren: "Wir haben viel Arbeit vor uns und müssen den Jungs das richtige Feedback geben, um voran zu kommen."

"Wir müssen einfach sicherstellen, dass wir im kommenden Jahr wieder ein Siegerauto haben werden." Lewis Hamilton

"Wir müssen einfach sicherstellen, dass wir im kommenden Jahr wieder ein Siegerauto haben werden", hielt Hamilton fest und beschrieb abschließend seine Rolle im Entwicklungsprozess des neuen Rennwagens für 2010. "Ich bringe zum Beispiel Fragen auf den Tisch, an die das Team möglicherweise nicht gedacht hat. Es geht darum, den Jungs vor der Konstruktion einige Informationen zu liefern, dass sie schon einen guten Ausgangspunkt haben."

"Es gilt also, das festzulegen, was wir brauchen. Alles andere wird dann rundherum ergänzt", meinte der amtierende Formel-1-Weltmeister. Im kommenden Jahr möchte Hamilton jedenfalls jede Testmöglichkeit vor Saisonbeginn peinlichst genau für sich ausnutzen. "Ich will 2010 möglichst viel Input liefern, denn letztendlich bin ich es, der im Fahrzeug sitzen wird", erläuterte der Brite und fügte abschließend an: "Ich will einfach in jedem noch so kleinen Zeitabschnitt im Auto sitzen."

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