Zwei neue Audi R18 TDI für Imola
Das Joest-Team möchte nach dem Sieg in Le Mans auch in Imola erfolgreich sein - Ralf Jüttner über den ILMC: "Die Herstellerwertung ist wichtiger"
(Motorsport-Total.com) - Nur drei Wochen nach dem Triumph bei den 24 Stunden von Le Mans steht für den Audi R18 TDI schon die nächste Bewährungsprobe auf dem Programm: Beim Sechs-Stunden-Rennen im italienischen Imola geht es um wichtige Punkte im Intercontinental Le-Mans-Cup (ILMC) - jener Rennserie, aus der 2012 die Langstrecken-Weltmeisterschaft wird.

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Allan McNish ist nach seinem Horrorcrash in Le Mans wieder fit für Imola
Viel Zeit, den zehnten Le-Mans-Sieg zu feiern, blieb dem Joest-Team nicht. Da Audi den Siegerwagen mit der Startnummer zwei für Ausstellungen und Demofahrten nutzen möchte, mussten nach den beiden schweren Unfällen von Allan McNish und Mike Rockenfeller in Le Mans gleich zwei neue Einsatzfahrzeuge aufgebaut werden (R18-103 und R18-107). Zudem wurde in der Woche nach dem DTM-Rennen auf dem Lausitzring ein auf mehr Abtrieb ausgelegtes Aerodynamikpaket erprobt, das in Imola erstmals zum Einsatz kommt.
McNish konnte nur zehn Tage nach seinem Unfall in Le Mans schon wieder an einem Test mit dem R18 TDI teilnehmen. Der Schotte teilt sich in Imola das Cockpit der Startnummer zwei (gelbe Farbmarkierungen) mit Le-Mans-Rekordsieger Tom Kristensen, der wie McNish und Testpilot Marco Bonanomi ebenfalls testete.
Volle Konzentration auf den ILMC
"Nach dem Sieg von Audi beim größten Rennen des Jahres bei den 24 Stunden von Le Mans und dem, was ich dort erlebt habe, sind das Team und ich voll auf die verbleibenden ILMC-Rennen konzentriert", erklärt McNish. "Es gibt keine Fahrerwertung, sondern nur eine Hersteller- und Teamwertung. Die Abstände sind sehr eng. Mein Ziel ist es, Audi und Joest zum ILMC-Titel zu verhelfen, nachdem der Pokal für die 24 Stunden schon nach Deutschland gegangen ist. Timo, Marcel, Tom und ich werden alles daran setzen, die Erfolgsgeschichte von Audi in Le Mans jetzt im Intercontinental Le-Mans-Cup fortzusetzen."
"Die Strecke ist fantastisch. Sie ist aber deutlich verändert worden, seit ich dort zuletzt 2002 gestartet bin", erinnert er sich an den damaligen Formel-1-Grand-Prix. "Sie hatte schon immer viele Höhenunterschiede und jetzt auch eine durchgehende, lange Gerade. Gut durch den Verkehr zu kommen, ist ein echtes Thema, denn die Strecke ist schmal und die Kurven folgen sehr direkt aufeinander. Für den Audi R18 TDI brauchen wir eine gute Balance zwischen Höchstgeschwindigkeit und Abtrieb. Auch die Bremsen sind gefordert, weil es vor einigen Kurven hervorragende Überholmöglichkeiten gibt."
"Erst zum dritten Mal starte ich übrigens mit Tom alleine auf einem Auto. Zuletzt haben wir in dieser Konstellation im November in China Platz zwei belegt. Uns fehlten weniger als fünf Sekunden auf den Sieg. Natürlich wollen wir gewinnen, aber das wird ein schwieriges Rennen", meint McNish. Kristensen sieht das ähnlich: "Ich reise mit viel Vorfreude nach Imola. Ich war noch nie dort, geschweige denn bin ich da ein Rennen gefahren."
¿pbvin|64|3820||0|1pb¿"Die Stimmung bei Audi ist derzeit exzellent: Le Mans war ein großartiger Sieg mit diesem neu entwickelten Auto. Gut ein halbes Jahr Arbeit auf der Rennstrecke steckt im R18 TDI. Sein Potenzial ist Spitze, er sieht gut aus und er hat Le Mans gewonnen. Jetzt soll es in der ILMC um Siege gehen, wenn wir Peugeot Punkte wegschnappen wollen. Eine schöne Herausforderung", freut sich der Däne. Am Steuer der Startnummer eins (rote Farbmarkierungen) bilden erstmals Timo Bernhard und Marcel Fässler eine Fahrerpaarung. Kristensen/McNish und Bernhard/Fässler sind auch für die weiteren drei ILMC-Rennen in Silverstone, Road Atlanta und Zhuhai als Piloten vorgesehen.
Während Bernhard, Fässler und McNish in Imola schon Rennen gefahren sind, lernte Kristensen die italienische Rennstrecke in einem Simulator kennen. Daher wissen alle vier, was auf sie zukommt: ein Rennen, bei dem die Bremsen eine wichtige Rolle spielen werden und es mit rund 50 Fahrzeugen ziemlich eng auf der Strecke wird. "Jetzt kenne ich ein wenig die Linie auf diesem fantastischen Kurs, der in einem besonders schönen Teil von Italien liegt", so Kristensen. "Ich hoffe auf ein starkes Rennen von Allan, Marcel, Timo und mir in unseren ganz neu aufgebauten Rennwagen."
Für Bernhard ist Imola kein Neuland: "In Imola bin ich schon zweimal mit dem Porsche-Supercup gestartet und dabei ein Mal knapp am Podium vorbeigeschrammt. Das will ich in der ILMC mit Audi jetzt natürlich ändern. Eine schöne Herausforderung ist alleine schon die Strecke. Sie wird gegen den Uhrzeigersinn gefahren, was eher ungewöhnlich ist und von uns Fahrern eine Umgewöhnung verlangt", gibt er zu Protokoll.
Vorfreude bei den Fahrern
"Die Kurventypen sind ganz unterschiedlich", schildert der Deutsche weiter. "Es gibt schnelle, mittelschnelle, aber auch extrem langsame Kurven. Und es gibt fast keine Geraden, sondern diese Abschnitte enthalten immer Bögen. Das wird im Verkehr mit so vielen Autos auf der Strecke schwierig. Aber unser Anspruch ist es, ganz vorne zu sein und zu zeigen, dass die Nummer eins auf unserem Auto gerechtfertigt ist. Ich freue mich auf mein erstes gemeinsames Rennen mit Marcel."
Fässler freut sich nach dem Le-Mans-Sieg "schon riesig" auf das nächste ILMC-Rennen: "Zum ersten Mal fahre ich nun zusammen mit Timo Bernhard. Imola ist eine fantastische Rennstrecke. Und wir fahren dort mit einer Konfiguration des Audi R18 TDI, die mir bei Tests besonders gut gelegen hat. Es sind also alle Zutaten für ein schönes Rennwochenende beisammen. Jeder weiß, worum es geht, und die ganze Mannschaft arbeitet für unser gemeinsames Ziel: Wir wollen am Jahresende im Intercontinental Le-Mans-Cup vorn sein."
Das Joest-Team kommt als Führender der Teamwertung nach Italien. In der Herstellerwertung liegt Audi 34 Punkte hinter Peugeot auf Rang zwei. "Imola ist Neuland für uns", gesteht Joest-Technikchef Ralf Jüttner. "Ich habe dort noch nie einen Renneinsatz betreut. Unser Mitbewerber Peugeot wird sicherlich alles daran setzen, die Niederlage von Le Mans auszubügeln. Wir hatten im Vorfeld viel Arbeit, da wir zwei neue Autos aufbauen mussten."
"Im ILMC gibt es eine Hersteller- und eine Teamwertung. In der Teamwertung liegen wir knapp vorn, aber die Herstellerwertung ist wichtiger. Wir müssen ordentlich Punkte sammeln, um sie am Saisonende zu gewinnen", weiß der Deutsche. "Unsere Aufgabe ist also klar: Wir wollen alles probieren und alle sind nach dem Le-Mans-Sieg perfekt motiviert. Wir starten mit zwei sehr schlagkräftigen Fahrerkombinationen - alles Le-Mans-Sieger. Mit rund 50 Autos wird es auf einem Kurs wie Imola eng, noch dazu, da es eine sehr flüssige Strecke ist, bei der das Überholen schwierig wird."
"Wir kommen als Le-Mans-Sieger nach Imola", sagt Audi-Sportchef Wolfgang Ullrich, "und wollen auch dort eine gute Figur machen. Es wird ein intensives Wochenende für Audi Sport, da am selben Wochenende auch noch das DTM-Rennen auf dem Norisring stattfindet. Es wäre natürlich toll, beide Rennen am selben Tag zu gewinnen. Wir haben für Imola zwei neue Autos aufgebaut und fahren erstmals mit einer auf mehr Abtrieb ausgelegten Aerodynamikvariante. Ich bin sehr gespannt, wo wir damit im Vergleich zur Konkurrenz stehen. Denn unsere Freunde von Peugeot werden alles daran setzen, sich für die Niederlage in Le Mans zu revanchieren."

