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  • 17.06.2011 11:41

  • von Roman Wittemeier

Treluyer: "Habe geweint wie ein Baby"

Benoit Treluyer über die Emotionen nach dem Sieg in Le Mans: "Wenn zwei Autos schlimme Unfälle hatten, und du musst in den dritten Wagen einsteigen..."

(Motorsport-Total.com) - Es war genau 15 Uhr am Nachmittag des vergangenen Sonntags: Andre Lotterer bringt den Audi R18 TDI als Sieger über die Linie, Teamkollege Benoit Treluyer bricht vor Freude in Tränen aus. Der Franzose hatte mit seinen schnellen Stints großen Anteil am Erfolg des Autos mit der Startnummer zwei. Treluyer zeigte Biss, Speed und Konstanz - er überzeugte damit letzte Zweifler.

Titel-Bild zur News: Benoit Treluyer

Aus dem Schatten: Benoit Treluyer hat in Le Mans eine starke Leistung gezeigt

"Es war ein heftiger Kampf", sagt der Audi-Pilot gegenüber 'crash.net'. "Jeder muss seinen Job optimal erledigen. Wenn auch nur eine einzige Person im großen Puzzle schwächelt, dann klappt es nicht. Wir Fahrer mussten auch unseren Job erledigen. Man geht dabei auch immer wieder Risiken ein. Aber diese Risiken gehören zum Rennsport", meint der Franzose.

Dieses Risiko hatte sich für das Team in furchtbarer Art und Weise offenbart. Zuerst flog Allan McNish heftig ab, dann schlug Mike Rockenfeller brutal in die Barrieren ein. "Wenn du solche Unfälle siehst, dann fühlst du dich nicht gut. Wenn du danach ins Auto steigst, dann denkst du: 'Okay, jetzt ist es zweimal passiert und ich bin nun im dritten Auto'. Man will so etwas nicht erleben. Das ist schon schlimmer Stress."

Nicht nur die Unfälle saßen im Hinterkopf, zusätzlich hatte der letzte im Rennen verbliebene Audi auch jederzeit die Konkurrenz im Nacken. Als Treluyer zwischenzeitlich unnötig harte Gegenwehr vom zu überrundenden Marc Gene erfuhr, war die Anspannung noch einmal größer. "Das war nicht nötig, aber so etwas gibt es manchmal", blickt der Le-Mans-Sieger auf das Duell gegen Gene zurück - kein Vorwurf.

Benoit Treluyer, Marcel Fässler

Die Entscheidung: Andre Lotterer kommt als Sieger ins Le-Mans-Ziel Zoom

In den letzten Stunden ließ sich Andre Lotterer den Sieg nicht mehr nehmen. Der Duisburger stand unter gewaltigem Druck, hielt diesen aber aus. "Das waren einfach nur furchtbare Minuten für mich", sagt Treluyer, der die Fahrt seines Kollegen auf den Bildschirmen verfolgte. "Ich stand noch niemals in meinem Leben dermaßen unter Strom."

"Als Andre dann durchs Ziel kam, konnte ich mich nicht mehr kontrollieren. Ich habe so viel geweint. Es war unbeschreiblich. Wenn man so hart auf ein Ziel hinarbeitet und es dann erreicht, dann weint man einfach nur noch wie ein kleines Baby", sagt Treluyer. "Ein Le-Mans-Sieg ist super cool. Wir haben ein unglaubliches Rennen gewonnen. Das gibt einem ein ganz besonderes Gefühl."