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Siedler: "Jetzt weiß ich, was eine Völkerwanderung ist"
Der 'Motorsport-Total.com'-Kolumnist lässt, halbwegs erholt von den Strapazen der Le-Mans-Woche, seine persönlichen Erlebnisse noch einmal Revue passieren
(Motorsport-Total.com) - "Ich hab mich eigentlich noch nie so recht für das Fach Geschichte begeistern können, aber seit der vergangenen Woche in Le Mans weiß ich wenigstens, was man unter einer Völkerwanderung versteht.

© Edi Nikolic
Norbert Siedler verschlief den Ausfall seines Autos von Kurse Motorsport
An die 260.000 Zuschauer sollen den Klassiker in diesem Jahr live mitverfolgt haben und das Extreme daran: Die meisten Fans übernachten nicht in Hotels, sondern draußen um die Rennstrecke herum in riesigen Zeltlagern. Ich hab noch nie ein solches Rennen erlebt, und schon gar nicht als Fahrer. Tausende Fans drängen sich schon an den Trainingstagen herein, wollen Fotos, Autogramme oder uns einfach nur bei der Arbeit beobachten. Wenn man die Rennstrecke dann abends verlässt, riecht es überall nach Gegrilltem und alle fünfzig Meter wird eine Party gefeiert.
Ein Erlebnis für sich war für mich auch die Aufwärmrunde, während der man ganz genau gespürt hat, wie die Zuschauermassen dem Start entgegenfiebern. Einfach eine Wahnsinnskulisse und ein Wahnsinnsgefühl, das man nur ganz schwer beschreiben kann.#w1#
Von der sportlichen Seite her verlangen die 24 Stunden von Le Mans ganz einfach eine perfekte Leistung vom gesamten Team, inklusive der drei Fahrer, und vor allem ein zuverlässiges Auto. Wenn man sich die Ergebnisliste der LMP2 anschaut, dann muss man sogar sagen: Die Zuverlässigkeit ist noch weitaus wichtiger als alle anderen Faktoren bei diesem Rennen. Leider hat uns der Pescarolo Judd V8 diesmal aufgrund eines Motorschadens im Stich gelassen, wobei ich die verzweifelten Reparaturversuche und den Ausfall Gott sei Dank in unserem Wohnmobil verschlafen habe.

© Edi Nikolic
Das gesamte Team muss in Le Mans Hand in Hand zusammenarbeiten Zoom
Natürlich haben wir bei Kruse Motorsport noch lange darüber nachgegrübelt, was unter normalen Umständen möglich gewesen wäre. In meinen Augen der erhoffte Podestplatz, jedenfalls habe ich während meines Stints zwischendurch einmal die zweitschnellste Rennrunde gedreht. Aber das interessiert im Nachhinein natürlich auch niemanden mehr.
Unterm Strich überwiegen trotz allem die positiven Eindrücke von einem gigantischen Event, das im Motorsport so ziemlich alles in den Schatten stellt. Auch, was die Ingenieursleistung angeht, denn einen Rennwagen zu bauen, der dann in 24 Stunden auf einer Landstraße bei teilweise strömendem Regen über 5.000 Kilometer zurücklegt, ist sicherlich alles andere als ein Kinderspiel.
Nach ein paar Trainingstagen daheim in den Bergen, geht es für mich in zwei Wochen am Nürburgring mit dem Heimrennen von Kruse Motorsport weiter. Es ist eine anspruchsvolle Strecke, auf der ich in der Formel 3000 schon eine Pole Position und einen Sieg eingefahren habe. Mal sehen, ob das auch für ein 1.000-km-Rennen ein gutes Omen ist.
Euer Norbert

