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Zu schnell bei gelber Flagge? Kelvin van der Linde übt Kritik an der Konkurrenz
Tabellenführer Kelvin van der Linde ärgert sich über die Konkurrenz: Haben Maro Engel und Thomas Preining am Sachsenring unter gelber Flagge nicht verlangsamt?
(Motorsport-Total.com) - "Ich würde das gerne mal aufgeklärt haben", schimpft Kelvin van der Linde nach dem zweiten DTM-Rennen (Rennbericht) auf dem Sachsenring. Der Abt-Audi-Pilot witterte einen unfairen Vorteil der Konkurrenz, die unter gelber Flagge offenbar nicht stark genug verlangsamt hatte.
© Alexander Trienitz
Arjun Maini löste die umstrittene Gelbphase am Sachsenring aus Zoom
"Ich habe viel Zeit gegenüber Maro [Engel] und [Thomas] Preining verloren", berichtet der aktuelle DTM-Leader im Gespräch mit Motorsport-Total.com. Zuvor musste Arjun Maini seinen HRT-Mercedes im Kiesbett abstellen, weil sich nach dem Boxenstopp das rechte Hinterrad gelöst hatte.
"Die Regel ist eigentlich, dass man unter gelber Flagge langsamer fährt", erinnert van der Linde, der nach eigener Aussage "gefühlt vier bis fünf Sekunden verloren hat, weil die anderen Piloten am pushen" waren. Der Abt-Audi-Pilot kritisiert, dass es seitens der Rennleitung keine Konsequenzen dafür gab.
Abt-Sportdirektor Tomzcyk "ein bisschen verärgert"
"Das hat mich in der Tat ein bisschen geärgert", gibt auch Abt-Sportdirektor Martin Tomczyk gegenüber Motorsport-Total.com zu. "Klar, die Situation war nicht einfach für Sven [Stoppe, Renndirektor]." Denn unglücklicherweise passierte der Zwischenfall wieder einmal während des Boxenstoppfensters, weshalb der Einsatz des Safety-Cars vorerst ausgeschlossen war.
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Auf eine Full-Course-Yellow verzichtete die Rennleitung. Bei der FCY-Probe im Freien Training am Freitag gab es einen Systemausfall, der den Einsatz der Technik erschwerte. Gut möglich, dass Stoppe deswegen davon absah. Zudem wurde beim DTM-Saisonauftakt dieses Jahr durch FCY das Rennergebnis verfälscht, weil zu diesem Zeitpunkt noch nicht alle Piloten an der Box waren.
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Für Tomczyk war es grundsätzlich in Ordnung, die Unfallstelle mit einer gelben Flagge abzusichern. "Das hatten wir schon mal", erinnert der DTM-Champion von 2011 an das FCY-Glücksspiel beim Oschersleben-Auftakt. "Nichtsdestotrotz: gelbe Flagge ist für mich gelbe Flagge. Das wusste Kelvin genauso."
Gelbphase zum unglücklichen Zeitpunkt
Das bestätigt der Südafrikaner. "Da ist die klare Regel, dass du dich in dem Sektor natürlich nicht verbessern darfst, wenn gelbe Flagge ist", erinnert Kelvin van der Linde, der allerdings auch nicht unerwähnt lässt, dass die Fahrer gerade erst ihren Boxenstopp absolviert hatten. "Das ist natürlich eine ungünstige Zeit, weil wir alle auf neuen Reifen fahren, mit wenig Sprit. Da fahren wir bis zu 1,5 Sekunden schneller pro Runde."
© ADAC Motorsport
Kelvin van der Linde ärgert sich, dass die Rennleitung nicht reagierte Zoom
Auch Tomczyk weiß, dass "die Performance da besser wird. [Kelvin] hat aber von uns ganz klar die Ansage - und das weiß er auch selber -, dass er sich nicht verbessern darf. Wir haben aber gesehen, dass er einfach Zeit verloren hat gegenüber den anderen."
"Ich glaube, vier Runden waren es. Gesamt reden wir da nur von einer Sekunde", vermutet der 42-Jährige. "Aber eine Sekunde musst du in der DTM erst mal wieder aufholen. Außerdem wollen wir auch so fahren, dass wir keine Strafe bekommen. Und auch unser Fahrer im Cockpit denkt dabei mit."
Wie viel Zeit hat van der Linde wirklich verloren?
Der Blick in die Zeitentabelle zeigt, dass Kelvin van der Linde in den fünf fliegenden Runden nach dem Boxenstopp insgesamt 1,387 Sekunden Engel und sogar 2,558 Sekunden auf Preining verlor, die seine direkten Verfolger waren. Die beiden Piloten erzielten auch ihre schnellste Rundenzeit während der Gelbphase.
Im zweiten Sektor, an dessen Beginn sich die Unfallstelle befand, war der Unterschied allerdings geringer: Van der Linde war dort in den Runden 17 bis 21 um 0,076 Sekunden langsamer als Engel, aber um 0,184 Sekunden schneller als Preining. Zudem fuhr der Abt-Audi-Pilot in Runde 20 mit 17.361 seine bis dahin schnellste Sektorzeit unter gelb. Auffällig ist, dass van der Linde aber im ersten Sektor um bis zu einer halben Sekunde langsamer war als zum Beispiel Preining, was darauf hindeutet, dass er an dessen Ende bereits Tempo rausnahm.
© Alexander Trienitz
Preining und Engel kamen Kelvin van der Linde trotz gelber Flagge nahe Zoom
In der 21. Runde meldete sich dann Tomczyk per Funk bei Renndirektor Stoppe."Ich hab Sven [Stoppe] über den Race-Control-Funk angefragt, damit auch jedes Team das mitbekommt, wie wir damit umgehen", sagt Tomczyk. "Da hieß es, dass die gelbe Flagge beziehungsweise der Sektor nicht überwacht wird. Das war natürlich, nachdem Kelvin da fünfmal vorbeigefahren ist und sich an die Regeln gehalten hat."
"Dann haben wir auch gesagt: "Kelvin, Vollgas!" Logisch! Wenn jeder das macht, dann gib auch Gas. Es wäre gut gewesen, wenn die Info für jeden gleich wäre", ärgert sich der Abt-Sportdirektor. "Es steht im Reglement: Bei gelber Flagge darf man die Sektorzeit nicht verbessern, beziehungsweise du musst dort vom Gas gehen."
Warum der Renndirektor die Zeiten nicht überwachte
Tatsächlich bezieht sich diese Passage im Reglement auf das Qualifying. Im Rennen sieht Renndirektor Stoppe laut Informationen von Motorsport-Total.com davon ab, die Sektorzeiten der Piloten bei gelber Flagge genau unter die Lupe zu nehmen, sondern fordert ein, dass die Piloten mit angemessener Geschwindigkeit die Gefahrenstelle passieren.
Das liegt auch daran, dass - anders als in der Formel 1 - durch die Zeitnehmung keine Minisektoren zur Verfügung stehen, sondern nur die drei Sektoren.
Wenn also nur in einem kleinen Bereich gelbe Flaggen gezeigt werden, ist man zum Beispiel mit neuen Reifen im gesamten Sektor deutlich schneller - und würde sich bereits eine Strafe einhandeln. Nachteil der DTM-Regelung: eine angemessene Geschwindigkeit ist Auslegungssache, wie der aktuelle Fall beweist.
Tomczyk kündigt an: "Muss eine Lösung finden!"
Kelvin van der Linde konnte nach der Ansage seines Teams allerdings nicht lange Vollgas geben, denn der heftige Unfall zwischen Jordan Pepper (Grasser-Lamborghini) und Marco Wittmann (Schubert-BMW) brachte nur wenig später das Safety-Car auf die Strecke. Der Südafrikaner fuhr seine schnellste Rennrunde deshalb erst nach der Freigabe des Rennens.
"Das hat nicht nur was mit Sicherheit zu tun, denn es kann sogar im Meisterschaftskampf mal blöd ausgehen, wenn du auf einmal drei Sekunden verlierst und einer war noch nicht an der Box oder was auch immer", spielt Tomczyk auf die heiße Schlussphase in der DTM an, in der Kelvin van der Linde um den Titel kämpft.
"Es ist gut ausgegangen, aber ich werde Sven [Stoppe] noch einmal anrufen", kündigt Tomczyk an, sich für die kommenden Rennen um eine einheitliche Absprache zu bemühen. "Mit ihm kann man gut reden. Man muss in Zukunft dort auch eine Lösung finden."
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