"Waren Mängel vorhanden": Wie Preining skeptischen Olaf Manthey überzeugte

Wie Thomas Preining beim Manthey-EMA-Team landete, obwohl Olaf Manthey zunächst nicht überzeugt war - und wie er sich dort mit Hilfe der Legende entwickelte

(Motorsport-Total.com) - Teamgründer und Berater Olaf Manthey war nach dem Manthey-EMA-Titelgewinn in der DTM durch Thomas Preining nicht mehr zu bremsen. "Das ist ein neuer Meilenstein in unserer Firmengeschichte", schwärmt der 68-Jährige im Gespräch mit Motorsport-Total.com. "Gottseidank hat Tommy Nerven wie Stahlseile, die wahrscheinlich auch noch mit Ketten verstärkt sind, und hat das nach Hause geschaukelt. Darauf sind wir sehr stolz."

Titel-Bild zur News: Thomas Preining; Olaf Manthey

Ein stolzer Olaf Manthey freut sich mit Preining über den DTM-Titelgewinn Zoom

Dabei war Olaf Manthey nicht immer ein Fan des 25-jährigen Österreichers und hatte vor einem Jahr trotz der starken Leistungen beim Bernhard-Team große Zweifel, ob Preining der richtige Mann für den "Grello" sei. "Bevor er zu uns gekommen ist, waren schon noch einige Mängel vorhanden", bestätigt die Rennsport-Legende.

Auf die Frage, ob Preinings Nervenstärke immer schon sichtbar gewesen sei, antwortet er: "Nein, überhaupt nicht." Zudem sei die Rennintelligenz ein Faktor gewesen, bei dem man Nachholbedarf sah - Preining wollte manchmal zu viel.

Wie Preining trotz der Zweifel bei Manthey EMA landete

Doch dann überredete ihn der damalige Manthey-Chefingenieur Patrick Arkenau, der inzwischen in Meuspath den Rennsport-Bereich leitet, doch auf Preining zu setzen. "Er war schuld, dass er fahren durfte", grinst Olaf Manthey. "Und er ist schuld, dass ich wieder mit an die Rennstrecken komme, denn ich wollte das ja gar nicht mehr."

Doch Arkenau habe laut Manthey gesagt: "'Du hast ja recht mit dem Tommy, aber wenn du mitkommst und dich um ihn kümmerst, dann könnte das doch was werden.' Dem habe ich zugestimmt. Und ich glaube, es war der richtige Weg."

"Habe ihm sicher Dinge gesagt, die er nicht hören wollte"

Dabei schien Preining den Kritikern bei seiner Manthey-Premiere vor einem Jahr beim achten Lauf der Nürburgring-Langstrecken-Serie (NLS) rechtzugeben: Denn in der ersten Runde des Langstreckenrennens schlug er im Bereich Kesselchen ein, später schied der Porsche 911 GT3 R wegen eines Folgeschadens aus.

Preining arbeitete aber in der Winterpause intensiv an seiner Fehlerquote, um mehr Konstanz zu erreichen. Mit Erfolg, denn bei seiner Fahrt zum DTM-Titel war genau das der Schlüssel zum Erfolg: Preining punktete in jedem Rennen und blieb beinahe fehlerlos.


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Nachdem Thomas Preining schon im Qualifying zum Meister gekürt wurde, lieferte er sich mit Titelkonkurrent Marko Bortolotti noch einmal ein packendes Duell im letzten Rennen der Saison. Weitere DTM-Videos

Bei dieser Entwicklung spielte auch Ex-Rennfahrer Olaf Manthey eine Schlüsselrolle. "Ganz am Anfang habe ich ihm sicher auch Dinge gesagt, die er nicht so gerne hören will, aber das gehört eben dazu", sagt er. "Man muss immer auch ein Stückweit selbstkritisch genug sein, um das aufzunehmen, damit es im richtigen Kanal landet."

Das sei bei Preining der Fall gewesen. "Ich muss echt sagen: Er hört zu, er setzt um, und er ist intelligent genug, um alles, was er aufsaugen kann, für sich zu verwenden. Das macht ihn aus. Und das wird ihn in Zukunft sicher auch einige Schritte weiterbringen."

Preining dankbar für Kritik: "Wirst nur so besser"

Was er dem Porsche-Werksfahrer mitgegeben habe? "Wenn man ein Problem hat und dieses nicht intelligent umschifft, kann direkt das nächste Problem folgen. Das sollte man vermeiden", sagt er. "Ich habe versucht, ihm das beizubringen. Und das hat er wirklich sehr gut umgesetzt."

Aber auch der frischgebackene DTM-Champion ist dankbar für die kritischen Worte des Teamgründers, der beim Team aus Meuspath eine Sonderstellung hat, auch wenn er ins Tagesgeschäft nicht mehr eingebunden ist.


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"Je mehr, desto besser", sagt Preining im Gespräch mit Motorsport-Total.com. "Du wirst nur besser, wenn dir wer sagt, was du schlecht machst. Daher ist es optimal, wenn du so jemanden im Team hast. Und Olaf ist genau der Richtige." Er und Teamkollege Dennis Olsen wissen, "wie viel Erfahrung Olaf hat und wie gut er Situationen bewerten kann. Da kannst du meistens davon ausgehen, dass er recht hat."

Porsche: Preining hat "an Rennintelligenz gewonnen"

Auch an Porsches Motorsportchef Thomas Laudenbach ist Preinings Entwicklung nicht spurlos vorübergegangen. Abgesehen davon, dass der ehemalige Porsche-Junior als "Persönlichkeit gereift" sei, habe er "an Rennintelligenz gewonnen", stellt er fest.

"Schnelligkeit hatte er schon immer, aber er weiß jetzt, wann man vielleicht einen Schritt nach hinten macht. Und nicht reinhält, weil er sagt: 'Jetzt nehme ich die Punkte mit'. Er ist ein viel kompletterer Rennfahrer geworden."

Einer, den Olaf Manthey nicht mehr hergeben will. Denn die Rennlegende macht keinen Hehl daraus, dass sein Team 2024 mit Preining den Titel in der DTM verteidigen will. "Ja klar", sagt er. "Das haben wir auch schon so positioniert."

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