Vietoris: Mit kalkuliertem Einbruch von drei auf drei

Christian Vietoris ist auf dem Rang ins Ziel gekommen von dem er gestartet ist - Das weite Zurückfallen am Start hatte der Deutsche mit einkalkuliert

(Motorsport-Total.com) - Schlechter Start, gutes Ende - so kann man das Rennen von Christian Vietoris beschreiben. Der Mercedes-Pilot fiel von Rang drei gestartet schnell zurück, doch am Ende landete der Deutsche wieder dort, wo er das Rennen begonnen hatte. "Das Rennen hat wahnsinnig viel Spaß gemacht", jubelt Vietoris anschließend. "Zu Beginn des Rennens bin ich etwas zurückgefallen, aber dank unserer sehr guten Boxenstopps und einer fehlerfreien Fahrt gelang es mir, zurückzuschlagen und zum ersten Mal in meiner DTM-Karriere auf das Podium zu fahren. So darf die Saison gerne weitergehen."

Titel-Bild zur News: Christian Vietoris

Christian Vietoris bekam heute in Hockenheim seinen ersten DTM-Pokal Zoom

Dabei sah es wie gesagt am Anfang nicht sonderlich gut aus für den Deutschen, doch der hatte das schon eingeplant. Denn als einer von nur drei Piloten in den Top 10 entschied er sich, am Start nicht den neuen weichen Option-Reifen aufzuziehen: "Ich bin auf Standard-Reifen gestartet und habe erwartet, dass ich durchgereicht werde. Ich hatte einen relativ schlechten Start im Verhältnis zu den Jungs um mich herum - aber ich denke mal, das war auch wegen der Reifensituation, weil ich der einzige war, der da vorne auf harten Reifen gestartet ist."

"Von daher war klar, dass ich in den ersten zehn Runden einige Plätze verlieren werde", so Vietoris, der sich dadurch aber nicht aus der Ruhe hat bringen lassen: "Im letzten Jahr hätte ich vielleicht noch einen Crash gebaut", lacht er. "Ich habe auf meine Zeit gewartet, und die kam dann Mitte des Rennens. Doch warum hat sich der ehemalige GP2-Pilot trotz guter Ausgangsposition entschieden, gegen den Strom zu schwimmen?

Ohne Übersicht in die Zweikämpfe

"Man kann ja mal was anderes probieren", lächelt Vietoris. "Kein Team und kein Hersteller hatte Erfahrung bei den Bedingungen mit dem Reifen. Deswegen war es auch aus Fahrersicht sehr schwierig, sich den Reifen einzuteilen, weil man nicht wusste, was man wirklich erwarten kann. Aber ich glaube es ist ganz gut gelungen. Ein großes Dankeschön an meine Crew und meine Ingenieure, die mich durch das gesamte Rennen gut gemanagt haben."

Als er dann die Option-Reifen aufziehen durfte, ging es plötzlich schlagartig nach vorne. Auch wenn sich Vietoris nicht immer bewusst war, wie die Lage derzeit aussieht. "Man hat eine gewisse Ahnung, aber man weiß während dem Rennen gar nicht mehr, wo man ist", erklärt der Mercedes-Pilot. "Gerade auch in der Startphase, wenn viele auf dem Option-Reifen starten. Es war auch wirklich wichtig zu wissen, wen man nun bekämpfen muss und wen nicht. Man kann auch Zeit gegen einen verlieren, wenn man eh keine Chance gegen ihn hat."


Fotos: DTM in Hockenheim, Sonntag


In der Startphase des Rennens wusste Vietoris aber stets, dass er gerade gegen die direkte Konkurrenz fährt. Davon abgehalten zurückzufallen hat es ihn aber nicht. Doch es hätte schlimmer kommen können. Immerhin sind in den ersten drei Runden DRS-Einsätze verboten, was Vietoris zugutekam. "Es hat mir schon geholfen, in den ersten Runden nicht komplett durchgereicht zu werden, da eben das Überholen einen Tick schwerer ist. Trotzdem haben die Jungs mit den Option-Reifen einen so großen Vorteil, die können in jeder Kurve zehn km/h schneller fahren - und dann fahren sie halt irgendwo anders vorbei." Doch das ist abgehakt.

Was zählt, ist das Endergebnis. "Man will natürlich immer mehr", ist der Deutsche nicht 100 prozentig zufrieden. "Klar bin ich happy mit dem Ergebnis, viel mehr war unterm Strich nicht drin." Und immerhin spricht er hier von seinem ersten Podest in der DTM. Da kann man auch schon einmal die üblichen Podiumsgepflogenheiten vergessen: "Entschuldigung an Augusto, dass ich meine Kappe auf dem Podium nicht abgezogen habe. Das hatte ich ganz vergessen", lacht der Deutsche.

Wolff lobt BMW-Strategie

Doch das wird Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff wohl ebenfalls als nicht so tragisch ansehen. Der Österreicher ist zufrieden mit dem Saisonauftakt: "Wir haben ein Megarennen gesehen", so sein Urteil. "Die positiven Dinge sind, dass unsere Junioren geglänzt haben und eine tadellose Leistung gezeigt haben. Wir waren sehr konkurrenzfähig, solange wir den weichen Reifen draufhatten. Dann hat sich das Rennergebnis nochmal auf den Kopf gestellt. Aber wir haben viele Überholmanöver gesehen, das war spektakulär."

Toto Wolff

Toto Wolff hat das Rennen von der Action her gut gefallen Zoom

Eine Sache stellt der Haug-Nachfolger als rennentscheidend heraus: Die Reifenwahl am Schluss von BMW. "Da war BMW schnell und schlau. Die Strategie, den gebrauchten weichen Reifen noch einmal zu fahren, hat sich ausbezahlt. Das war mutig. Das war etwas, was wir zwar analysiert haben, aber so nicht bedacht haben", muss der Motorsportchef anerkennen.

In zwei Wochen steht Brands Hatch auf dem Programm. Auf dem britischen Traditionskurs wird Überholen schwierig sein, weiß Vietoris. Doch dafür gibt es ja jetzt Hilfsmittel. "Es wird mit Sicherheit die schwierigste Strecke zum Überholen, die wir im ganzen Kalender haben. Wenn es dort auch ein spannendes Rennen gibt, dann wird es wahrscheinlich überall so sein. Der Option-Reifen ist auch da der Schlüssel zum Sieg. Ich denke, da wird taktisch viel möglich sein."