• 03.04.2008 19:56

  • von Stefanie Szlapka

Ullrich: Titelverteidigung mit Viererkette

Audi-Sportchef Wolfgang Ullrich spricht über seine Erwartungen für die neue Saison, den Vorteil einer starken Mannschaft und Feinarbeit in Sachen Reglement

(Motorsport-Total.com) - Frage: "In diesem Jahr beginnt Audi die Saison mit einem neuem Auto. Ist soweit alles im Plan?"
Wolfgang Ullrich: "Wir waren in Oschersleben mit vier neuen Einsatzautos. Das war unser Ziel. Wir sind etwas zurückgefallen, weil beim vorangegangenen Test in Mugello ein Auto doch recht ziemlich heftig beschädigt wurde. Das hat uns ein bisschen zurückgeworfen. Aber ich denke, dass das, was wir bisher gesehen haben und von den Fahrern hören, recht zuversichtlich stimmt. Ich bin aber Realist genug und sage, dass eine Standortbestimmung sehr schwierig ist, bevor die ersten drei Rennen vorbei sind."

Titel-Bild zur News: Wolfgang Ullrich

Wolfgang Ullrich geht recht zuversichtlich in die neue DTM-Saison 2008

Frage: "Den ersten großen Vergleich wird es ohnehin erst im Qualifying in Hockenheim geben..."
Ullrich: "In Hockenheim gibt es im Qualifying zum ersten Mal einen großen Vergleich und wir wissen alle, dass man dann ein Bild hat. Aber wenn die ersten zwei, drei Rennen, die vom Charakter her sehr unterschiedlich sind, vorbei sind, hat man schon ein Gefühl, wie es genau aussieht."#w1#

Frage: "Hilft es, wenn man mit Hockenheim beginnt, einer Rennstrecke, die man sehr gut kennt? Die man besser kennt als zum Beispiel den Lausitzring, auf dem man weniger fährt als auf dem Hockenheimring?"
Ullrich: "Auf dem Hockenheimring ist man ja nur deshalb öfter unterwegs - zumindest wir - weil es dort zwei Rennen pro Saison gibt. Zum Testen gehen wir kaum nach Hockenheim, weil für uns die Strecke dort fast nicht verfügbar ist. Über die verfügt ein Anderer (lacht: Anm. d. Red.). Es gibt dort sehr große Restriktionen wegen der Geräuschentwicklung, sie dürfen nur eine gewisse Anzahl von 'lärmreichen' Tagen im Jahr haben. Zum Entwickeln fahren wir in Hockenheim deshalb also eigentlich ganz wenig. Aber natürlich kennen wir die Strecke, weil wir dort jedes Jahr das erste und das letzte Rennen haben. Daher weiß man auch ein bisschen, wie die Strecke auf das Wetter und die Temperaturen reagiert. Und man sieht auch durch die Erfahrung der letzten Jahre: 'Wenn ich am Anfang des Jahres hier stehe, wo könnte ich dann am Ende des Jahres stehen?'"

Titelverteidigung als oberstes Ziel

Frage: "Die Titelverteidigung ist das oberste Ziel für diese Saison?"
Ullrich: "Das ist selbstverständlich unser oberstes Ziel und wir werden alles dafür geben, dass wir es erreichen."

Frage: "Sie haben ja gleich vier Fahrer, die die Chance auf den Titel haben..."
Ullrich: "Ich denke, dass es nicht verkehrt ist, wenn man vier Fahrer hat, denen man allen den Titelgewinn zutrauen kann. Es hat sich über die Jahre gezeigt, dass es so besser ist. Wenn man nur einen Kandidaten hat und der - und sei es unverschuldet - zwei oder drei Mal gar keine Punkte macht, kann man als Marke das Jahr abhaken. Das wollen wir nicht und deshalb ist es für uns sehr wichtig, dass wir eine insgesamt starke Fahreraufstellung haben."

Neulinge müssen sich beweisen

Frage: "Es gibt auch zwei Neulinge im Team, welche Erwartungen haben Sie an Katherine Legge und Oliver Jarvis?"
Ullrich: "Die beiden müssen sich jetzt im ersten Jahr ein bisschen beweisen, sie müssen sich in der Meisterschaft zurechtfinden. Wir werden versuchen, ihnen dabei soviel Hilfe wie möglich zukommen zu lassen. Sie haben beide rein vom Fahrerischen her die Basis, hohe Ziele erreichen zu können. Aber wir wissen alle, dass das erste Jahr in der DTM ein recht zähes ist und wir werden sehen, wie sie sich in diesem Jahr bewähren."

"Sie haben beide vorher nur Formelsport betrieben, aber sie haben sich beide in unserem DTM-Auto relativ schnell wohl gefühlt. Wie es dann im Rennalltag laufen wird, müssen wir erst noch abwarten. Wir wissen, dass das nicht einfach ist. In der DTM kommen an einem Rennwochenende unheimlich viele Dinge auf einen Fahrer zu, die nicht unbedingt nur etwas mit Rennfahren zu tun haben und die Konzentration auf das Wesentliche erschweren."

Drei Jahrgänge oder doch nur noch zwei?

Frage: "Mercedes tritt in diesem Jahr nur mit neun Fahrzeugen und zwei Fahrzeugjahrgängen an. Standen bei Ihnen solche Überlegungen auch im Raum?"
Ullrich: "Als wir die Vorinformationen bekamen, dass Mercedes das plant, haben wir gesagt, dass wir versuchen, uns in die gleiche Position zu begeben. Aber das war nicht mehr möglich, weil wir schon nach dem eigentlich geplanten Konzept mit der Teilebeschaffung begonnen hatten. Wir hätten die Umstellung auf zusätzliche 2007er-Autos so kurzfristig nicht mehr machen können. Man darf dabei nicht vergessen, dass wir letztes Jahr in Hockenheim praktisch zwei Autos verloren haben."

Frage: "Wäre es eine Option für die nächste Saison?"
Ullrich: "Darüber kann man nachdenken. Wir werden mal sehen, wie dieses Jahr ausgeht. Es hängt ja auch davon ab, was man am Jahresende noch an Teilen hat (schmunzelt; Anm. d. Red.), das hängt sehr von den Fahrern ab. Lassen wir uns also überraschen, wie wir durch diese Saison kommen und dann sehen wir, wie es weitergeht."

Herausforderung Boxenstoppfenster

Frage: "Es gibt für diese Saison einige Regeländerungen, zum Beispiel die Boxenstoppfenster. Wie ist Ihre Meinung dazu?"
Ullrich: "Wir sind alle der Meinung, dass wir dem Zuschauer ein transparenteres Rennen bieten wollen und daran arbeiten wir jetzt. Ich denke, dass wir eine Lösung finden werden, die auch in diese Richtung gehen wird."

Frage: "Für die interne Fairness wäre es ja auch nicht schlecht, wenn man daran denkt, dass einige Piloten im vergangenen Jahr ewig lange draußen geblieben sind..."
Ullrich: "Ich sage ja: Für den Zuschauer, den Fan ist es ganz einfach nachvollziehbarer und wir arbeiten alle daran, dass wir etwas finden, was ein vernünftiges Umgehen mit dem System ermöglicht. Man muss aber sehr vorsichtig sein, auch in der Diskussion um die Boxenstoppfenster. Im ersten Moment stellt man sich das ganz einfach vor. Das ist es aber nicht. Problematisch ist zum Beispiel, wenn man genau definierte Boxenstoppfenster hat und dabei in einem blöden Moment eine Safetycarphase kommt. Einige haben ihren Boxenstopp schon gemacht, dann kommt das Safetycar und danach ist das Fenster aus - und was macht man dann? Dürfen die anderen nicht stoppen? Wann dürfen sie stoppen? Sie können ohnehin schon nicht mehr so fahren, wie sie es geplant hatten. Darum muss man da ganz vorsichtig sein. Wir wollen ja nicht etwas machen, was zwar auf der einen Seite positiv ist, in einem blöden Fall dann aber viel schlimmere Auswirkungen hat als bisher. Denn dieser Fall passiert dann hundertprozentig. Wir brauchen nicht vier Mal im Jahr die Chance auf eine Wiederholung der Ereignisse am Lausitzring. Aber ich bin sehr optimistisch, dass wir eine vernünftige Lösung finden werden."

Kurz-Anwärmen mit Publikum

Frage: "Auch das Warm Up soll wegfallen - die meisten Fahrer sind davon nicht allzu begeistert..."
Ullrich: "Das Risiko ist natürlich größer, dass jemand nicht mehr reagieren kann, wenn er ein Problem hat. Aber bei aller Liebe: Wozu war dieses Warm Up zu einer Zeit, zu der kein Mensch an der Rennstrecke war und zu der es meistens auch noch recht kalt war, wirklich gut? Für die Fans hat man es nicht gemacht, im Fernsehen hat man es sowieso nicht gesehen. Wir sind meistens ohne Grip auf der Strecke herumgerutscht, zumindest konnten wir aber eine Art Mini-Longruns machen."

"Jetzt war die Idee, dass man etwas Verkürztes zeitlich näher am Rennen macht. Also zu einer Zeit, zu der die Fans schon da sind. Denn sie möchten die DTM-Autos ja so viel wie möglich sehen. Bisher war es so, dass die Fans meistens dann gekommen sind, als wir gerade wieder in die Box gefahren sind. Die Idee ist, und so wird es wahrscheinlich auch kommen, dass man zehn oder zwölf Minuten fährt, bevor dann ein Stunde lang die ganzen Start-Zeremonien stattfinden. Es gibt also kein richtiges Warm Up mehr, aber ein Kurz-Anwärmen zu einer Zeit, zu der auch schon Zuschauer da sind. Das ist doch zuschauerfreundlicher!"

DTM Live

DTM-Livestream

Nächstes Event

Oschersleben

26.-28. April

1. Qualifying Sa. 09:55 Uhr
1. Rennen Sa. 13:30 Uhr
2. Qualifying So. 9:55 Uhr
2. Rennen LIVE So. 13:30 Uhr

Folgen Sie uns!