• 05.02.2008 14:29

  • von Britta Weddige

Stoddart: Mehr als hübsch und blond

Mercedes-Pilotin Susie Stoddart möchte in ihrem dritten Jahr DTM vor allem als Rennfahrerin ernst genommen und nicht als "Exotin" angesehen werden

(Motorsport-Total.com) - Im Jahr 2008 ist die Emanzipation weit vorangeschritten, die Bundesrepublik Deutschland hat seit mehreren Jahren eine Bundeskanzlerin, Frauen erobern die Chefetagen, Sportjournalistinnen konnten den "Schalke-05"-Makel abstreifen und berichten nicht mehr nur über Eiskunstlauf und Rhythmische Sportgymnastik. In den meisten Männerberufen quer durch alle Branchen gelten weibliche Mitarbeiter nicht mehr als große Besonderheit. Anders ist das im Motorsport: Da sind Frauen nach wie vor die Ausnahme, denen meistens ein Hauch Exotik anhaftet.

Titel-Bild zur News: Susie Stoddart

Mercedes-Pilotin Susie Stoddart will als Rennfahrerin ernst genommen werden

Diese Frauen ziehen zwar das öffentliche Interesse auf sich, große Leistungen werden ihnen aber nicht unbedingt zugetraut. Und das, obwohl zum Beispiel Rallye-Star Michèle Mouton oder Dakar-Siegerin Jutta Kleinschmidt schon bewiesen haben, dass "Frau am Steuer" durchaus "ihren Mann stehen kann". Die Leistungen der Pilotinnen werden selten objektiv mit denen ihrer männlichen Kollegen verglichen. Gute Platzierungen werden gerne mit einem Ausrufezeichen versehen, schlechte Platzierungen mit dem Argument verziehen, dass von einer Frau ja auch nicht mehr erwartet werden könne.#w1#

Stoddart will "als Rennfahrer ernst genommen werden"

Eine, die als Rennfahrerin zeigen will, dass sie mehr ist als blond, hübsch und nettes PR-Beiwerk, ist Mercedes-Pilotin Susie Stoddart. Die Schottin ist sich durchaus bewusst, dass es auch mit Marketing zu tun hatte, dass sie 2006 von Mercedes für die DTM verpflichtet wurde, so wie damals auch Audi mit Vanina Ickx eine Frau ins Cockpit holte.

"Hätte ich die Leistung nicht gebracht, wäre ich nach einem Jahr wieder weg gewesen." Susie Stoddart

"Aber hätte ich die Leistung nicht gebracht, wäre ich nach einem Jahr wieder weg gewesen", erklärte Stoddart im Interview mit 'Motorsport aktuell'. "Norbert Haug und Gerhard Ungar stellen hohe Erwartungen an ihre Fahrer. Sie geben ihnen mit der AMG Mercedes C-Klasse das beste Auto - und sie erwarten von ihnen auch das Beste. Daher will ich auch als Rennfahrer ernst genommen werden."

Dass Stoddart selbst es sehr ernst nimmt mit ihrem Beruf, zeigt ihre Biografie. Nach erfolgreichen Jahren im Kartsport begann sie zunächst ein Wirtschaftsstudium. Doch die Liebe zum Rennsport siegte, die Schottin warf das Studium hin und zog ohne Geld und ohne Job nach Northampton, um in der Nähe des Motorsport-Zentrums Silverstone zu leben. Auch als ein Beinbruch sie 2005 auf ihrem Karriereweg zurückwarf, ließ sich Stoddart nicht unterkriegen und kämpfte weiter. Ihr Ziel: Sie will die Beste auf der Strecke sein, und das ohne Sonderbehandlung.

Die Suche nach den fehlenden Zehntelsekunden

Und so hat sie in der vergangenen Saison auch den Konkurrenzkampf mit Paul di Resta, dem Rookie im anderen Zweijahreswagen von Mercedes, nicht gescheut. Der habe das Gesamtpaket besser zusammengebracht und sei deshalb schneller gewesen, wenn auch nur um wenige Zehntel, analysierte Stoddart.

Sie wisse, woran sie arbeiten müsse, erklärte die Schottin. Man könne die Zehntel aufholen "indem du das Gefühl dafür entwickelst, wie du das Auto exakt ans Limit bringst, die neuen Reifen optimal nutzt und zusammen mit deinem Ingenieur dafür sorgst, dass du weißt, wie schnell das Auto mit neuen Reifen sein wird. Es ist eine Kombination aus allem. Wenn man die hinkriegt, kommt der Speed von ganz alleine."