• 07.06.2007 11:19

  • von Britta Weddige

Stoddart: Entschlossen, den Traum zu erfüllen

Susie Stoddart hat ihren eigenen Kopf und will irgendwann in die Formel 1 - auch wenn es Rennfahrerinnen in Europa nicht so leicht haben

(Motorsport-Total.com) - Susie Stoddart, die am Wochenende in Brands Hatch ihr Heimrennen bestreitet, ist ein fröhlicher Mensch: Meistens präsentiert sich die quirlige Blondine gut gelaunt und als nettes Mädel von Nebenan. Doch die Schottin hat ein ehrgeiziges Ziel: Sie hat ihren Traum, irgendwann in der Formel 1 zu fahren, noch nicht aufgegeben. Ihren Weg hat sie bisher mit viel Durchsetzungsvermögen beschritten.

Titel-Bild zur News: Susie Stoddart

Susie Stoddart will sich im "Männersport" Motorsport weiter durchboxen

Kolleginen wie Katherine Legge und Sarah Fisher versuchen, dem Ziel Formel 1 über den Umweg USA mit ChampCar und IndyCar näher zu kommen. Stoddart dagegen hat beschlossen, in Europa zu bleiben und bekam einen langfristigen Vertrag bei Mercedes-Benz.

"Ich hatte aber ein paar brillante Angebote aus den USA", berichtete sie dem 'Guardian". Natürlich ist Europa näher an der Formel 1, als Frau hat sie es hier aber auch schwerer: "Hier hat noch keine Frau den Durchbruch geschafft. Sie erreichen ein gewisses Level, und dann kommen sie nicht mehr weiter. In Amerika sind die Leute guten Frauen gegenüber viel aufgeschlossener."#w1#

"Will keine Sonderbehandlung"

Eines ist der Schottin sehr wichtig: Sie will nicht als Quotenfrau akzeptiert, sondern als Rennfahrerin respektiert werden: "Es gibt verschiedene Typen von weiblichen Rennfahrerinnen", erklärte sie. "Da gibt es die, die es wegen des Glamours machen und um die Aufmerksamkeit der Jungs zu bekommen - so ein Mädchen bin ich nicht. Ich will die Beste auf der Strecke sein, ich will im Rennsport Dinge erreichen, die vor mir kein anderes Mädchen erreicht hat und ich will das ohne Sonderbehandlung schaffen."

"Ich war an der Uni nie glücklich." Susie Stoddart

Dass sie ihren eigenen Kopf hat und bereit ist, ihren Weg zu gehen, hat sie bereits bewiesen. Nach erfolgreichen Jahren im Kartsport hat Stoddart versucht, den Rennsport und ein Wirtschaftsstudium unter einen Hut zu bringen. "Ich war an der Uni nie glücklich", erinnerte sie sich. "Ich war wegen des Rennsports sehr diszipliniert und die anderen haben die ganze Zeit Party gemacht."

Studienabbruch und Sprung ins kalte Wasser

Im zweiten Jahr Studium beschloss sie, der Uni auf Wiedersehen zu sagen. Dazu rief sie ganz einfach bei ihrem Vater an: "Ich habe ihm gesagt, dass ich mich zu 110 Prozent auf den Rennsport konzentrieren will. Er sagte 'Okay, pack deine Sachen, ich hole dich morgen ab'. Das war einer der Momente, die dein Leben verändern."

Ohne Geld und ohne Job wagte Stoddart dann den Sprung ins kalte Wasser. Sie zog aus der schottischen Heimat nach Northampton, weil das ganz in der Nähe von Silverstone liegt und umgeben ist von Rennteams. Sie fand eine Unterkunft, arbeitete tagsüber in einen Rennbekleidungs-Geschäft und jobbte abends als Streckenmarshall. Ein bisschen Geld nebenher verdiente sie sich als Fahrlehrerin, gleichzeitig bewies sie ihr Können auf der Strecke.

2005: Sechs Wochen tiefes Loch

"Ich saß zu Hause und hatte nichts mehr." Susie Stoddart

Mit Sponsorenunterstützung schaffte es die Blondine in den Formelsport. 2005 war sie auf dem Sprung in die Formel 3, doch dieser Plan war dahin, als sie sich das linke Bein brach. "Man sagt, dass nichts ohne Grund passiert", sagte sie.

"Ich hatte Erfolg, alles lief gut und dann - bumm - habe ich mir meinen Knöchel gebrochen, die Sponsoren sind abgesprungen. Ich saß zu Hause und hatte nichts mehr. Wegen meiner Verletzung konnte ich auch keine Fahrstunden mehr geben, deshalb hatte ich auch fast kein Geld mehr. Sechs Wochen lang war dachte ich schon, ich hätte Depressionen." Was sie daraus gelernt hat? "Ich denke, weil ich so down war, kann ich das, was ich jetzt habe, noch viel mehr schätzen."

Und deshalb genießt sie jede Sekunde in der DTM. Ihr Leben hat sich verändert, und sie weiß auch, dass ihr Umfeld im Motorsport nicht viel mit dem realen Leben normaler Menschen zu tun hat. "Sogar mein Bruder sagt 'Du lebst in einer kleinen Seifenblase, du weißt gar nicht, wie es in der realen welt zu geht'", gab sie zu.

"99 Prozent der Leute im Motorsport sind wohlhabend und es stimmt, die Leute, mit denen ich jetzt zusammen bin, sind wohlhabende Leute." Ihr bisheriger Lebensweg wird aber sicherlich dafür sorgen, dass sie nicht abhebt, sondern weiter die fröhliche, blonde Schottin bleibt.