Selbst Ingenieure geholt: Wie Wittmann Project 1 auf Vordermann brachte

BMW-Pilot Marco Wittmann offenbart, wie er nach dem Wechsel zu Project 1 selbst anpackte, um das neue Team auf Vordermann zu bringen - auch BMW leistete Hilfe

(Motorsport-Total.com) - Das BMW-Team Project 1 blieb im DTM-Premierenjahr hinter den Erwartungen - und trotz Marco Wittmanns Einsatz einen Podestplatz schuldig. Es hätte aber noch schlimmer kommen können: Denn der BMW-Werksfahrer wurde nach den ersten Testfahrten selbst aktiv, damit der Saisonauftakt für das neu formierte Team möglichst glimpflich über die Bühne geht - und lotste seine früheren Erfolgsrenningenieure aus der Class-1-Zeit von RMG zum Team.

Titel-Bild zur News: Marco Wittmann

Das Project-1-Team wurde vor der Saison mit externem Personal unterstützt Zoom

"Das war im Prinzip eine Initiative von mir - in Absprache mit Andreas Roos und BMW mit Project 1 -, ob wir die Möglichkeit haben, einen Renningenieur reinzubringen, den ich kenne und der mich kennt", erzählt Wittmann im Gespräch mit Motorsport-Total.com. "Und bei dem schon eine Vertrauensbasis da ist, damit man als neues Team in der DTM mit dem BMW M4 GT3 nicht komplett bei Null anfängt."

Beim offiziellen Test etwas mehr als einen Monat vor dem Saisonstart in Spielberg, als die neu formierte DTM-Truppe noch mit Anpassungsschwierigkeiten kämpfte, wurde Wittmann von Project 1 laut Informationen von Motorsport-Total.com ein Ingenieur zugeteilt, der davor für das Mercedes-AMG-Team ASP gearbeitet hatte. Danach ergriff er selbst die Initiative und bemühte sich um das RMG-Duo.

"Wusste sofort, dass ich die beiden gerne herholen würde"

Und so gelang es kurz vor dem Saisonauftakt, dass Christian Kuhnke und Andreas Gräfer zum Team stießen - und sich 2023 die Aufgabe als Wittmanns Renningenieure teilten. "Das war mir wichtig", so Wittmann. "Deswegen haben wir ein gutes Agreement gefunden, dass RMG die Jungs für die DTM-Wochenenden für mich freistellt."

Zur Erinnerung: Andreas Gräfer fungierte bis zum Ende der Hersteller-DTM Ende 2020 als Renningenieur bei Wittmanns M4-Prototypen, während Christian Kuhnke den Fürther unter anderem in dessen erster Meistersaison 2014 bei RMG als Dateningenieur unterstützte. "Es ist unheimlich wichtig, dass der Fahrer mit dem Renningenieur ein gutes Verhältnis hat - eigentlich ist es ein blindes Vertrauen", erklärt Wittmann sein Engagement.

"Der Renningenieur muss wissen, was der Fahrer braucht. Und genauso muss er wissen, wenn ich ihm Feedback gebe, was und vor allem wie viel er am Set-up zu ändern hat. Wir haben in DTM-Zeiten extrem gut zusammengearbeitet, hatten immer ein gutes Verhältnis. Deswegen war für mich sofort klar, dass ich die beiden gerne herholen würde, wenn es die Möglichkeit gibt."

Marco Wittmann; Christian Kuhnke

Blindes Verständnis: Marco Wittmann mit Renningenieur Christian Kuhnke Zoom

RMG-Input laut Wittmann der Schlüssel zu Zandvoort-Stärke

Warum sich die beiden 2023 den Job teilten? "Am Ende sind es beide geworden, weil es hier und da Terminkollisionen gab", erklärt Wittmann. Seine Bemühungen dürften sich rentiert haben, denn Project 1 gelang schon beim zweiten Saison-Wochenende in Zandvoort mit Startplatz drei für Wittmann und Platz vier im Rennen wegen eines verpatzten Stopps das Saison-Highlight.

"Oschersleben war wirklich sehr charakterbildend für uns, Zandvoort war deutlich besser", zeigt sich auch Wittmann überrascht. Und das, obwohl das Team vor der Saison weder Erfahrung mit der DTM noch mit dem M4 GT3 hatte. War also der Ingenieurs-Input vom RMG-Team neben dem Test der Schlüssel? "Mit Sicherheit", sagt Wittmann. "Ich glaube, dass wir mit den vorhandenen Gegebenheiten und in der Kürze der Zeit das Auto immer relativ gut hingestellt bekommen haben."

Die Schubert-Piloten, die deutlich mehr testeten, standen zwar in der Regel vor Wittmann, "aber am Ende waren es meist nur eineinhalb Zehntel", sagt er. "Daraus schließe ich, dass wir in der Kürze der Zeit ein gutes Engineering und gute Set-up-Arbeit geschafft haben. Es waren anderen Parameter, die nicht komplett gepasst haben, um dann im Qualifying ganz vorne zu stehen oder im Rennen zu performen", spielt er auf die mangelnde Testerfahrung an.

Auch Mechaniker von Walkenhorst unterstützten Project 1

Die beiden RMG-Ingenieure waren übrigens nicht die einzigen Mitarbeiter, die durch die Bemühungen von BMW zum Team stießen, damit Project 1 schneller auf DTM-Niveau kommt. "Wir haben hier und da ein bisschen Support von anderen Teams bekommen, auch was die Mechaniker betrifft", offenbart Wittmann. "So wurde dem Team unter die Arme gegriffen."

Das Team kam laut Informationen von Motorsport-Total.com in den Genuss von Mechanikern des Ex-DTM-Teams Walkenhorst, die den M4 GT3 bereits kannten. "Das war gut so - und dadurch haben sie auch in den Abläufen und in der Arbeitsweise einen Schritt nach vorne gemacht", fällt Wittmann auf.

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