Nach schlechtestem DTM-Jahr: Wittmann fordert "gleiche Voraussetzungen"

Warum ein frustrierter Marco Wittmann nach der bisher schlechtesten DTM-Saison Kritik an seinem Project-1-Team übt und weshalb er so nicht weitermachen möchte

(Motorsport-Total.com) - Nach dem zweiten DTM-Jahr in Folge ohne Titelchance hat der zweimalige DTM-Champion Marco Wittmann die Nase voll. "Ich möchte gleiche Voraussetzungen haben wie die anderen zwei Werksfahrer", fordert der BMW-Pilot, der dieses Jahr für das neue Project-1-Team fuhr und trotz zwölf verschiedener Saisonsieger nie auf das Podest kam. Und die schlechteste DTM-Saison seiner Karriere hinter sich hat.

Titel-Bild zur News: Marco Wittmann

Frust-Saison ohne Podest: Marco Wittmann kämpfte mit stumpfen Waffen Zoom

"Ich bin ehrlich gesagt froh, dass sie nun vorbei ist", zeigt sich der 33-Jährige nach dem Saisonfinale erleichtert. "Wir hatten in Zandvoort und Spielberg zwei einigermaßen gute Rennwochenenden, ansonsten müssen wir uns aber eingestehen, dass wir als neues Team in diesem hochkarätigen Feld schlichtweg chancenlos waren."

Das sei für ihn persönlich "sehr frustrierend, denn ich habe andere Ansprüche", so Wittmann. Aber warum kam der BMW-Werksfahrer, der im Vorjahr mit Walkenhorst immerhin noch das Saisonfinale gewann, nicht über zwei vierte Plätze und einen 13. Gesamtrang hinaus, während die Schubert-Markenkollegen je einen Sieg einfuhren?

"Zeige in anderen Meisterschaften, dass es geht"

"Es ist auch für mich selbst ein bisschen schade und frustrierend, weil in anderen Meisterschaften zeige ich, dass es geht", verweist Wittmann auf seinen Sieg beim 24-Stunden-Klassiker von Spa und Platz zwei in der Langtrecken-Meisterschaft der GT-World-Challenge Europe - beides mit dem Rowe-Team im Jahr 2023.

"Das gewinnst du nicht, wenn du langsam bist und nicht fahren kannst. Ich bin viele Jahre in der DTM und habe glaube ich gezeigt, dass ich es kann. Aber unter diesen Voraussetzungen war es hier und da schon extrem schwierig für mich", sieht er die Ursache bei der Project-1-Truppe.

Denn während die meisten DTM-Teams regelmäßig vor den Rennwochenenden auf den jeweiligen Strecken getestet haben, war das bei Project 1 nur in Ausnahmefällen der Fall. Die Truppe aus Lohne testete vor dem Auftakt in Oschersleben, wo manche Teams sogar mehrere Tests absolvierten, in Zandvoort und in Spielberg, wo der offizielle Test vor der Saison stattfand.

Marco Wittmann; Sven Haidinger

Marco Wittmann und DTM-Reporter Sven Haidinger im Gespräch Zoom

Warum Wittmann 2023 in der DTM chancenlos war

"Da es in der DTM kein Testverbot gibt, nutzen das viele Teams aus, was auch legitim ist", erklärt Wittmann. "Und so kommst du zu jedem Rennwochenende mit einem Erfahrungsrückstand. Du hast nur diese zwei Trainingssitzungen und einen einzigen Run auf neuen Reifen, wenn die Strecke trocken ist. Das aufzuholen, ist fast unmöglich."

Dass man ausgerechnet in Zandvoort und Spielberg bei der Musik war, sei kein Zufall. "Wir waren in Zandvoort testen - und das war unser stärkstes Wochenende", so Wittmann, der das Podest nur wegen eines verpatzten Stopps verpasste.

"Dazu kommt, dass Zandvoort ganz klar meine Lieblingsstrecke im Kalender ist. Dort war ich immer schon erfolgreich. In Spielberg war die Situation ähnlich: Dort hatten wir den Pre-Season-Test und hatten schon ein paar Ideen und Infos, die wir nutzen konnten. Auf allen anderen Strecken hatten wir diesen Erfahrungsrückstand."

"Sachsenring war der Tiefpunkt"

Besonders schlimm sei das Wochenende auf dem Sachsenring gewesen, auf dem Wittmann vor dem DTM-Training am Freitag in seiner Karriere keinen Meter gefahren war. "Sachsenring war der Tiefpunkt, weil ich mit Sicherheit gerne wie alle Teams diesen Eintagestest mitgemacht hätte, um die Strecke kennenzulernen und besser vorbereitet zu sein", sagt Wittmann, der dann auch noch einen technischen Defekt im ersten Training hatte und kaum zum Fahren kam.

"Die Ergebnisse haben glaube ich alles gezeigt", so der Fürther über die Plätze 18 und zwölf. Dieser Nachteil habe sich "wie ein Faden durch die ganze Saison gezogen", meint Wittmann. "Wir konnten nicht aus eigener Kraft um ein Podium oder um den Sieg mitfahren." Zum Vergleich: Die Schubert-Piloten Sheldon van der Linde und Rene Rast kamen in der Saison 2023 auf insgesamt acht Podestplätze und die Gesamtränge vier und fünf.

Marco Wittmann, Sheldon van der Linde

Ungewohnter Anblick: Wittmann in Zandvoort vor Markenkollege van der Linde Zoom

Wittmann stellt Forderung an BMW-Motorsportleiter Roos

Warum nicht mehr getestet wurde und ob er als Fahrer für mehr Tests gepusht habe? "Da muss man Hans-Bernd Kamps fragen, wie das eingeteilt wurde", leitet Wittmann die Frage an seinen Teamboss weiter. "Wenn es nach mir als Fahrer geht, teste ich übers Jahr 20 Tage. Das wäre das andere Extrem, aber ideal wäre es schon gewesen, wenn wir wie die anderen Teams vor jedem Rennen einen Test absolviert hätten."

Ob er in der DTM weitermachen will? "Der Wunsch wäre es", antwortet Wittmann, der aber weiß, dass BMW-Motorsportleiter Andreas Roos die Entscheidung treffe. "Ich habe zu Andreas gesagt: Das Wichtigste für mich ist, dass ich gleiche Voraussetzungen habe. Was dann am Ende rauskommt und wie er das handelt, ist seine Entscheidung."

Er will aber zumindest eine Chance gegen die Markenkollegen van der Linde und Rast haben. "Wenn das gegeben ist, kann man sagen, wer von uns drei der Schnellste ist. Und wenn die anderen zwei dann immer noch schneller sind, dann akzeptiere ich das."

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