Marco Wittmann: Darum wäre er beinahe bei Audi statt bei BMW gelandet

Seit 2013 startet Marco Wittmann für BMW in der DTM - dabei wäre der zweifache DTM-Champion nach seiner Formel-Karriere beinahe bei Audi gelandet

(Motorsport-Total.com) - Seit Jahren zählt Marco Wittmann, der 2014 und 2016 DTM-Champion wurde, zu den schnellsten BMW-Werksfahrern. Und auch dieses Jahr zeigte er im neuen Project-1-Team bereits seine Klasse. Doch kaum jemand weiß, dass der Fürther vor über zehn Jahren beinahe bei der BMW-Konkurrenz von Audi gelandet wäre, die nun den Kundensport-Bereich auslaufen lässt.

Titel-Bild zur News: Marco Wittmann

Marco Wittmann bei seinem ersten DTM-Test im Dezember 2011 in Monteblanco Zoom

Als Formel-BMW-Vizemeister stieg Wittmann 2009 in die Formel-3-Euroserie auf. Nachdem im zweiten Jahr der erste Sieg und Platz zwei gelangen, sollte 2011 der Meistertitel her. Der Anreiz dafür war besonders groß: Denn für den besten Fahrer mit Volkswagen-Motor winkte ein DTM-Test im Audi.

Zwar wurde Wittmann 2011 hinter Prema-Pilot Roberto Merhi für Signature erneut "nur" Vizemeister, allerdings war der Spanier mit überlegenen Mercedes-Aggregat am Start, wodurch der der damals 21-jährige Franke als bester Volkswagen-Pilot tatsächlich zum Audi-Test eingeladen wurde.

Warum Wittmann trotz Audi-Einladung für BMW testete

Auch BMW ließ es sich allerdings nicht nehmen, dem jungen Talent eine Testfahrt im DTM-Boliden anzubieten. Das Problem: Eine Testgelegenheit sollte im November stattfinden, fast zeitgleich mit dem legendären Macau-Grand-Prix, der für Formel-3-Piloten den wichtigen Saisonhöhepunkt darstellt.

Jens Marquardt, damals in der Funktion des BMW-Motorsportdirektors, bestärkte Wittmann, Macau den Vorzug zu geben und bot ihm an, den DTM-Test zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen.

Marco Wittmann

Als Dritter auf dem Podium: Wittmann mit Tränen in den Augen Zoom

Wittmann reiste nach Macau und belegte dort am 20. November den dritten Platz, nachdem er sich zunächst die Pole gesichert und auch im Qualifikationsrennen triumphiert hatte. Nach einer Safety-Car-Phase, durch die sich die Konkurrenz wieder in den Windschatten fahren konnte, musste der Fürther seine souveräne Spitzenposition abgeben.

Auf dem Podium kamen Wittmann, der das Rennen als "traurigsten Motorsport-Moment der Karriere" beschreibt, anschließend die Tränen.

Wittmann überzeugt im DTM-Auto

Die Möglichkeit, den DTM-Test mit BMW nachzuholen, bot sich dann am 7. Dezember 2011 - und damit zeitgleich mit dem Audi-Test. Wittmann entschied sich für die Münchner - und überzeugte, sodass er sich für die Saison 2012, in der BMW nur sechs Autos in der DTM einsetzte, einen Platz als Ersatzfahrer sicherte. 2013 wurde Wittmann zum Einsatzfahrer befördert, bevor er im Jahr 2014 sensationell seinen ersten DTM-Titel bejubeln durfte.

"Ja, wir hatten Marco nach der Formel BMW bereits auf dem Schirm", verrät Ex-BMW-Motorsportdirektor Marquardt gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Und bei allem, was Marco in seiner Formel-Zeit aus den Möglichkeiten gemacht hat, hast du gemerkt: super Fokus, extrem schnell auf Speed."

Jens Marquardt, Marco Wittmann

Jens Marquardt holte Marco Wittmann im Jahr 2011 zu BMW Zoom

"Durch die Verwandtschaft des Formel-3-Autos mit dem DTM-Auto, was Leistung und Aerodynamik angeht, war klar: Das kann einer sein, der richtig erfolgreich sein könnte", so Marquardt. "Er war dann im ersten Jahr bei uns Ersatzfahrer und hat einen Topjob gemacht. Daher war es eine klare und von ihm erarbeitete Konsequenz, dass er das nächste Renncockpit erhält, das frei wird."

Marquardt vom Talent beeindruckt

Obwohl Wittmann den sicher geglaubten Sieg in Macau nicht erreichte, konnte er überzeugen. "Jeder weiß: Macau ist ein extrem schwieriges Rennen, ein extrem schwieriges Umfeld", so Marquardt. "Und wenn da ein junger Kerl die Nerven hat und so eine Performance hinlegt, dann zeigt das, dass da eine Fähigkeit da ist, die ihn von anderen unterscheidet."

Die gute Schule in der Formel 3 war für Marquardt auch ein Grund, warum Wittmann in der DTM auf Anhieb so stark war. "Die Kernmerkmale des DTM-Autos, auch wenn es größer ist und ein Dach hat, und des Formel-3-Autos waren damals sehr ähnlich", erinnert sich Marquardt. "Das ist glaube ich auch der Grund, warum einige Formel-3-Fahrer aus dieser Zeit auch in der DTM sehr erfolgreich waren."

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