• 22.05.2008 09:21

  • von Stefanie Szlapka

Scheiders Spaß, der Gejagte zu sein

Im Exklusiv-Interview spricht Timo Scheider über seinen sensationellen Saisonstart, den steigenden Druck und die Erkenntnisse zum neuen Reglement

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Wenn dir jemand vor der Saison erzählt hätte, dass du dir drei Mal hintereinander die Pole holst und einen Sieg einfährst - hättest du es geglaubt?"
Timo Scheider: "Natürlich nicht! Ich muss sagen: Die DTM-Welt ist schon eine verrückte Welt. Du kannst in einem Tag oder Jahr der Looser sein und am nächsten Tag bist du der Gewinner. Wobei ich sagen muss, dass sich vergangenes Jahr ab Saisonmitte schon abgezeichnet hat, dass wir uns besser und besser zurechtfinden. Ich habe mich gut ins Team integriert und mich mit meinem Ingenieur besser verstanden."

Titel-Bild zur News: Timo Scheider

Timo Scheider genießt das Gefühl, als Spitzenreiter in die Pause zu gehen

"Dazu kam, dass ich zum ersten Mal in meiner Karriere den gleichen Ingenieur wie im Vorjahr habe. Das bringt jede Menge Vorteile: gleiches Team, gleicher Ingenieur und auch die gleichen Mechaniker am Auto. Dass es so extrem war, dass ich in den ersten drei Rennen drei Pole Positionen geholt habe und Tabellenführer bin, ist für mich momentan ein unglaublich schönes Gefühl. Damit spekulieren oder damit rechnen kann man sowieso nie in der DTM, denn da ist alles möglich. Aber momentan läuft es einfach super. Es macht Spaß, der Gejagte zu sein und hoffentlich bin ich es noch ein paar Tage - oder vielleicht sogar bis zum Ende des Jahres. Ich weiß jedoch, dass es sehr, sehr schwierig wird. Der Norisring wird - was das Fahrzeugkonzept betrifft - für uns eine eher schwierige Strecke. Danach kommen Kurse, die uns wieder entgegenkommen. Falls wir also die Tabellenführung nicht halten können, gibt es für uns eine gute Chance, sie wieder zurückzuholen."#w1#

Der größte Druck kommt von innen

Frage: "Steigen damit nicht auch der Druck und die Erwartungen an dich?"
Scheider: "Logisch. Es ist die Erwartung von außen, von den Leuten, vom Team, den Mechanikern etc. da - auch wenn es nicht immer gesagt wird. Aber ich kann ganz klar sagen, dass ich mir den meisten Druck selbst mache. Es ist nichts schlimmer, als wenn ich meinen eigenen Erwartungen nicht gerecht werden kann. Das ist deutlich schlimmer, als wenn von außen jemand kommt und meint, es besser zu wissen. Der Druck ist klar größer als vorher, aber es ist auch ein schöner Druck."

"Es ärgert mich extrem, weil es ein ungünstiger Zeitpunkt für einen Frühstart war - zudem war es mein erster in meiner Karriere." Timo Scheider

Frage: "Der Frühstart in Mugello tat dir dann bestimmt besonders weh?"
Scheider: "Ja, natürlich. Da hatte ich ein Paket, um definitiv aufs Podium zu fahren und vielleicht sogar das Rennen zu gewinnen. Wenn mir das mit 20 Kilogramm Gewichtsnachteil gelungen wäre, wäre es natürlich eine Sensation gewesen. Das war die Pole Position eigentlich auch schon. Der Frühstart hat mir dann natürlich sehr, sehr weh getan, denn acht oder zehn Punkte mehr auf dem Konto hätten gut getan. Aber so ist das eben in der DTM, da laufen die Sachen nicht immer so, wie sie sein sollen. Es ärgert mich extrem, weil es ein ungünstiger Zeitpunkt für einen Frühstart war - zudem war es mein erster in meiner Karriere. Es war einfach ein Bedienungsfehler von mir in der Startprozedur. Demzufolge müssen wir jetzt wieder hart arbeiten, um die Führung in der Tabelle zu behalten."

Frage: "Warum liegen euch der Lausitzring und der Norisring nicht so gut wie andere Strecken?"
Scheider: "Das war schon in den vergangenen Jahren immer so. Es ist einfach so, dass Streckencharakteristik und Fahrzeugkonzept auf einigen Strecken weniger harmonieren. Uns liegen die Strecken mit mittelschnellen Kurven und schnellen Kurven mehr als die mit den engen und langsamen Ecken. Das Langsamfahren können wir nicht so gut - das Schnellfahren können wir besser. "

Die Boxengassen-Strafe wäre Scheider lieber gewesen

"Die Richtung mit dem Boxenstoppfenster stimmt, auch wenn man weniger Möglichkeiten für taktische Spielchen hat." Timo Scheider

Frage: "Die ersten Rennen der Saison sind gefahren. Wie siehst du jetzt das neue Reglement?"
Scheider: "Man hat sich schon Gedanken gemacht, wie man für den außen stehenden Fan das Renngeschehen durchsichtiger machen kann. Das hat mit den Boxenstoppfenstern funktioniert, das kann man ganz klar sagen. Allerdings ist es so, dass es immer wieder Situationen gibt, in denen ein Pilot auf neuen Reifen raus fährt und der andere doch noch nicht in der Box war. Da verliert man beim Überholen doch die eine oder andere Sekunde. Das ist etwas, was man noch genau beobachten muss. Wenn einer aus der Box kommt, muss der Vordermann sofort blaue Flaggen bekommen, wenn er noch nicht in der Box war. Es ist schwierig umzusetzen, aber das ist ein Problem der Organisation und nicht des Fahrers. Man könnte das Fenster noch enger machen, aber dann ist taktisch fast gar nichts mehr möglich. Insofern muss ich sagen, dass die Richtung mit dem Boxenstoppfenster stimmt, auch wenn man weniger Möglichkeiten für taktische Spielchen hat."

"Neu ist auch Boxengassen-Strafe, die man während des Fensters absitzen und direkt danach seinen Stopp absolvieren kann. Sie wurde bisher noch nicht angewandt, ich hätte sie mir aber nach meinem Frühstart gewünscht, weil ich eher etwas verloren und nichts gewonnen habe. Unter'm Strich war es so, dass ich als Polemann, der das ganze Wochenende gearbeitet hat, durch die extrem harte Strafe aus dem Renngeschehen herausgerissen wurde. Wenn die andere Strafe angewandt worden wäre, die wir ja auch im Reglement haben, hätte ich mit Sicherheit weniger verloren und mehr Beteiligung am Rennen gefunden. Mugello war auch noch eine Strecke, auf der man nur sehr schwer überholen kann. Von daher war es so ungünstig, wie es ungünstiger nicht hätte sein können."

Frage: "Kann man trotz des Boxenstoppfensters noch Strategie anwenden?"
Scheider: "Das kommt sehr auf den Verkehr an. Es ist entscheidend, wo man raus kommt, vor wem oder hinter wem man zurück auf die Strecke fährt. Strategiemöglichkeiten sind immer noch da, aber natürlich viel eingegrenzter als jemals zuvor."

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24.-26. Mai

1. Qualifying Sa. 09:55 Uhr
1. Rennen Sa. 13:30 Uhr
2. Qualifying So. 9:55 Uhr
2. Rennen LIVE So. 13:30 Uhr

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