"Rollercoaster" und Abt-Sieg durch Feller in Zandvoort: Drohte Disqualifikation?

Was es mit dem Regelverstoß bei Ricardo Fellers Reifen auf sich hatte, warum der Sonntagssieg nicht in Gefahr gewesen wäre und wodurch die Sternstunde gelang

(Motorsport-Total.com) - Toller Triumph für Abt und Ricardo Feller beim DTM-Sonntagsrennen in Zandvoort: Es war der erste Audi-Sieg seit einem Jahr - und der erste unter Martin Tomczyks Leitung. "Dieser Pokal gebührt dem gesamten Team, das in den vergangenen Monaten hart gearbeitet hat und auch nach dem schwierigen Tag gestern hier in Zandvoort nicht aufgegeben hat", lobt der neue Sportdirektor die Truppe.

Titel-Bild zur News: Kelvin van der Linde, Ricardo Feller

74. Abt-Sieg in der DTM-Geschichte: Das Team erlebte eine Achterbahnfahrt Zoom

"Für uns war Zandvoort wie ein Rollercoaster. Aber wir haben gezeigt, dass wir als Team zusammenstehen und immer stärker werden." Tatsächlich begann das Wochenende für Abt mit einem Regelverstoß: Denn bei Feller kam der Reifensatz mit der Markierung P1, den das Team am Freitagabend eigentlich zurückgeben hätte müssen, am Samstag zum Einsatz.

Die Unregelmäßigkeit flog auf, als ein technischer Delegierter in der Startaufstellung bei Fellers Startreifen die Markierung P1 statt S1 erkannte. Sofort wurde eine Untersuchung eingeleitet und Sportdirektor Tomczyk zur Anhörung bei den Rennkommissaren geladen.

Warum Feller am Samstag nicht disqualifiziert wurde

Das Team kam aber mit einem blauen Auge davon, denn die Sportkommissare beließen es bei einer Geldstrafe von 5.000 Euro, obwohl normalerweise bei derartigen Vergehen eine Disqualifikation ausgesprochen wird.

Der Grund: Das Team hatte durch den Fehler keinen Vorteil, da es sich bei den zwei Sätzen um gleichwertige frische Reifen handelte. Sie wurden vor dem Trainingsauftakt vertauscht, weshalb einer der vier P1-Sätze für die Renntage schon am Freitag genutzt wurde - und kein sportlicher Vorteil gegeben war. Daher lag kein Verstoß gegen das technische Reglement vor, sondern nur ein Formalfehler, der gegen das sportliche Reglement verstieß.

Sieg am Sonntag wäre nicht betroffen gewesen

Die nachträgliche Umbenennung der in eine Liste eingetragenen Reifen verursachte am Ende die Geldstrafe. Eine Disqualifikation hätte aber bei Feller ohnehin nur den Samstag betroffen, an dem der Schweizer nach einem enttäuschenden 17. Startplatz nur als 15. ins Ziel kam und somit ein Pünktchen ergatterte. Der Sieg am Sonntag wäre davon auf keinen Fall betroffen gewesen.

Der Samstag lief ohnehin enttäuschend, da Kelvin van der Linde für ein Vergehen beim Start eine Penalty-Lap-Strafe kassierte, weil er sich beim fliegenden Start nicht wie vorgesehen im Korridor befand. Dadurch fiel er von Platz fünf auf den zwölften Platz zurück, auf dem er auch ins Ziel kam.

Am Sonntag kam dann Fellers großer Tag, der durch die Änderung der Balance of Performance, die Rote Flagge im Qualifying und einen cleveren Schachzug seines Teams begünstigt wurde. Denn der Schweizer, der vor dem Abbruch auch schon starker Vierter war, konnte nach dem Restart des Qualifyings drei Minuten vor Schluss das Tempo als einziger frei wählen.

Cleveres Qualifying als Schlüssel zum Erfolg

"Das Team war so clever, mich nach der Roten Flagge gleich wieder zur Boxenausfahrt zu schicken", erzählt der 23-Jährige. "So hatte ich freie Fahrt und konnte meine Reifen für die eine verbleibende Runde optimal vorbereiten, während die anderen Fahrer hinter mir ihm Verkehr steckten."


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So fing er "Grello"-Pilot Thomas Preining noch ab - und die Pole war auf dem Kurs, auf dem man kaum überholen kann, die halbe Miete. "Zudem haben meine Jungs das Auto über Nacht in vielen Details massiv verbessert. So war das Rennen fast schon ein Kinderspiel. Nur etwas sehr heiß war es im Cockpit", schmunzelt Feller.

Mit seinem zweiten DTM-Sieg, dem 74. für das Abt-Team, ist er nun auch im Titelrennen starker Zweiter, nur vier Punkte hinter Leader Preining. Und jetzt kommt das Abt-Heimspiel auf dem Norisring (ANZEIGE: Jetzt in unserem Fanshop DTM-Fanartikel für die DTM-Saison 2023 kaufen).

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