• 20.10.2011 12:21

  • von Roman Wittemeier

"Rocky": "Erfolge und Niederlagen schweißen zusammen"

Mike Rockenfeller und der Beziehungsaufbau mit seinem neuen Renningenieur: Menschlich muss es passen, fachlich muss es funktionieren

(Motorsport-Total.com) - Wenn sich die DTM-Piloten vor den Rennwochenenden von ihren Ehefrauen und Partnerinnen verabschieden, dann wissen die Damen, dass ihr Liebster in den Folgetagen eine andere Beziehung pflegt. Keine Liebe, keine Erotik, aber doch eine enge Bindung, die auf Vertrauen aufbaut. Warum werden Frauen dann nicht eifersüchtig? Weil es sich dabei um die enge Arbeitsbeziehung zwischen Rennfahrer und Renningenieur handelt - keine Gefahr also.

Titel-Bild zur News:

Mike Rockenfeller lauscht den Worten seines Renningenieurs Dominik Quosdorf

Mit dem verantwortlichen Techniker verbringen die Piloten an den DTM-Wochenenden die meiste Zeit, wechseln die meisten vertraulichen Worte. "Es muss menschlich irgendwie passen. Man muss dieser Person vertrauen", sagt Mike Rockenfeller. "Idealerweise magst du deinen Renningenieur und er dich als Fahrer. Ich habe aber noch nie einen Ingenieur gehabt, mit dem ich menschlich nicht klar kam. Das Menschliche ist die Grundvoraussetzung, damit es einigermaßen harmonieren kann."

Der Audi-Pilot musste sich zum Start in das DTM-Jahr 20112 umstellen. Rockenfeller bekam nach seinem Wechsel zu Abt mit Dominik Quosdorf einen neuen Ingenieur an seine Seite. "Dominik macht den Job als verantwortlicher Ingenieur erstmals in der DTM. Er war vorher Daten-Mann bei Martin Tomczyk, aber das ist eine ganz andere Aufgabe. Er muss nun alles einteilen, genau timen, den Mechanikern die Änderungen weitergeben, und und und. Es ist für uns also doppelt schwierig."

Die beiden Audi-Fachleute meisterten die Aufgabe bislang oftmals mit Bravour. Schon am zweiten Wochenende des Jahres in Zandvoort feierte das Duo Rockenfeller/Quosdorf seinen ersten Sieg. "Erfolge schweißen dann noch einmal richtig zusammen. Aber auch Niederlagen. Die machen zwar keinen Spaß, aber sie gehören auch dazu. Das bildet eine Gemeinschaft", beschreibt der Rennfahrer aus Neuwied den Beziehungsaufbau.

"Blind verstehen ist vielleicht etwas übertrieben. Aber es ist so, dass er ganz genau verstehen muss, was ich meine, wenn ich das Verhalten des Autos beschreibe. Man sollte vielleicht meinen, dass so etwas selbstverständlich ist - ist es aber nicht. So etwas braucht Zeit, weil die Dinge unterschiedlich interpretiert werden können", erklärt Rockenfeller die Tücken der Kommunikation.

Mike Rockenfeller

Dominik Quosdorf muss die Aussagen von Mike Rockenfeller richtig interpretieren Zoom

"Wenn etwas anders ankommt als es gemeint ist, dann werden schnell mal falsche Entscheidungen getroffen. Das ist das Schwierige. Solch ein Verhältnis zwischen Fahrer und Ingenieur wächst mit der Zeit. Das geht nicht von heute auf morgen", meint er. "In manchen Situationen wird das gar nicht auffallen, aber in kritischen Situationen passieren dann vielleicht manchmal Dinge, die bei einem eingespielten Team nicht so passieren. Das ist normal."

¿pbvin|1|4186||0|1pb¿"Der Vorteil ist, dass die Autos dieses Jahres so bekannt sind. Hier geht es um zwei, drei Details, die du im Griff haben musst - zum Beispiel muss die Aerobalance stimmen. Bei einem neuen Auto musst du einfach viel größere Schritte machen", sagt Rockenfeller. So gesehen ist die bald endende Saison 2011 das beste Testumfeld für das kommende Jahr. "Wenn ein Vettel Weltmeister wird, dann schweißt das eine Mannschaft zusammen. Die stehen garantiert zu hundert Prozent hinter ihm. So funktioniert das bei uns auch."