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"Lass dich nicht täuschen": Emersons Rat für DTM-Rookie Pietro Fittipaldi

DTM-Neuling Pietro Fittipaldi erklärt, wie er bei WRT-Audi landete, wie sich das mit seinem Formel-1-Job vereinbaren lässt und welchen Tipp ihm Emerson Fittipaldi gab

(Motorsport-Total.com) - Die Überraschung war groß, als WRT-Audi wenige Tage vor dem DTM-Test auf dem Lausitzring plötzlich den 21-jährigen Pietro Fittipaldi - Enkel von Formel-1-Legende Emerson Fittipaldi - aus dem Hut zauberte, der am vergangenen Donnerstag vom belgischen Team nach guten Testzeiten auch als zweiter Fahrer für die Saison bestätigt wurde.

Titel-Bild zur News: Emerson Fittipaldi, Pietro Fittipaldi

Emerson Fittipaldi und sein Neffe Pietro: Beide haben nun DTM-Erfahrung Zoom

Angesichts des Glamour-Faktors reibt sich DTM-Boss Gerhard Berger schon jetzt die Hände: "Pietro ist jung, aufstrebend, hat die Zielrichtung Formel 1, hat einen guten Namen und Brasilien-Amerika-Bezug. Für die Internationalität der DTM ist das ein weiterer Super-Schritt."

Und was viele nicht wissen: Der prominente Großvater, der selbst bei einem DTM-Legendenrennen im Jahr 2005 auf dem Norisring im Audi, im Mercedes und im Opel saß und nur von Alain Prost geschlagen wurde, war im Vorfeld in den Deal eingeweiht.

Woher Emerson Fittipaldi die DTM kennt

"Ich habe Emerson erzählt, dass ich einen Anruf bekommen habe, an einem Test teilzunehmen", erzählt Pietro Fittipaldi 'Motorsport-Total.com?. "Er hat sich gefreut, dass ich diese Gelegenheit habe." Der 71-jährige gab dem Sohn seiner Tochter Juliana auch einen Tipp mit auf den Weg, wie Pietro Fittipaldi verrät: "Er hat gemeint, ich soll mich nicht täuschen lassen, wenn die Leute sagen, es handle sich um einen Tourenwagen, denn ein DTM-Auto ist viel schneller als das."

Die Formel-1-Legende, die 1972 und 1974 den WM-Titel holte, sollte recht behalten. "Also für einen Tourenwagen ist das Auto wirklich schnell", sagt der Haas-Formel-1-Testpilot nach dem Test. "Ich war wirklich beeindruckt, wie spät wir bremsen können und wie hoch die Kurvengeschwindigkeiten sind."

Nigel Mansell, Jody Scheckter, Johnny Cecotto, Emerson Fittipaldi, Mick Doohan, Alain Prost

Stars am Norisring: Mansell, Scheckter, Cecotto, Fittipaldi, Doohan und Prost Zoom

Doch wie kam es überhaupt dazu, dass Fittipaldi nach dem unglücklichen Scheitern des Deals mit Ferdinand Habsburg beim Privatteam des Belgiers Vincent Vosse als zweiter Fahrer neben dem Südafrikaner Jonathan Aberdein landete? Das war auch für den Meister der Formel V8 3.5 des Jahres 2017, der im Vorjahr in der WEC und in der IndyCar-Serie am Start war, eine Überraschung.

Wie Pietro Fittipaldi bei WRT-Audi landete

"Meine Priorität lag dieses Jahr eigentlich bei Haas in der Formel 1, aber dann erhielt ich einen Anruf von Allan McNish, der meinte, dass es vielleicht einen Gelegenheit gibt, dass ich testen kann", erzählt Fittipaldi. "All das war in der Woche vor dem Test."

Der schottische Teamchef des Audi-Formel-E-Rennstalls hatte Wind davon bekommen, dass WRT-Audi dringend einen zweiten Fahrer benötigt, und sein Netzwerk genutzt, um auszuhelfen. Mit Erfolg: "Er hat mich dann mit Vincent in Verbindung gebracht. Alles ist sehr schnell gegangen. Dafür möchte ich mich bei Audi und WRT bedanken."

Pietro Fittipaldi

Pietro Fittipaldi überzeugte auf dem Lausitzring mit guten Zeiten Zoom

Woher Fittipaldi die Audi-Le-Mans-Legende McNish, die übrigens auch einmal DTM fuhr, kennt? Die beiden trafen einander bei Fittipaldis zwei Formel-E-Tests in Marrakesch, als der Youngster im Januar 2018 und 2019 für das Jaguar-Team fuhr. Den Kontakt stellte Fittipaldis Manager Julian Jakobi her, der sich als Ayrton Sennas Manager einen Namen machte und auch bei McNishs Karriere die Fäden zog. "Julian kennt Allan sehr gut, und er hat uns zusammengebracht", bestätigt Fittipaldi.

Darum war der Haas-Testfahrerjob kein Hinderniss

Dass es schließlich zu einer Einigung zwischen Fittipaldi und WRT-Audi kam, war aber gar nicht so einfach. Das hat damit zu tun, dass der aufstrebende Rennfahrer, der unter anderem Sponsor Claro mitbringt, eigentlich Verpflichtungen beim Formel-1-Team Haas hat, das er mit seiner Arbeit im Simulator unterstützt.

"Ich will Rennen fahren, war dabei aber auf eine Rennserie angewiesen, die sich mit meinem Zeitplan vereinbaren lässt", erklärt Fittipaldi. Dank der Flexibilität von Haas-Teamchef Günther Steiner und der Tatsache, dass es zwischen DTM und Formel 1 dieses Jahr bei den Rennwochenenden keine Überschneidungen gibt, konnte ein Deal abgeschlossen werden.

Pietro Fittipaldi, Louis Deletraz, Jean-Denis Deletraz

Haas-Teamchef Günther Steiner legte Pietro Fittipaldi keine Steine in den Weg Zoom

"Mit Günther kann man das in einem Gespräch klären, denn er ist ein sehr direkter und guter Kerl", stellt Fittipaldi klar, wie er die Freigabe von Haas erhielt. "Wenn er erkennt, dass mir das hilft, dann hilft er mir so gut es geht, auch wenn er natürlich auf das Team schauen muss. Das schätze ich sehr an ihm", bedankt er sich beim Südtiroler.

Formel 1 bleibt großes Ziel

Immerhin hat es der WRT-Audi-Pilot, der mit seinem Bruder Enzo Fittipaldi eine Wohnung in Maranello teilt, meist nicht weit zu seinem Arbeitsplatz, denn das Haas-Team nutzt den Ferrari-Simulator. "Jetzt, wo die Formel-1-Saison läuft, bin ich normalerweise von Dienstag bis Freitag - und manchmal am Samstag - im Simulator", gibt Fittipaldi Einblicke. "Und wenn es möglich ist, fliege ich am Samstag zum Rennen, um vor Ort zu sein."

Bei den Überseerennen war das abgesehen von Bahrain, wo der Haas-Testpilot am Test nach dem Formel-1-Wochenende teilnahm, nicht möglich, doch bei den Europarennen ist die Anreise für Samstag geplant. Der Hintergrund? "Es geht eher darum, dass ich vor Ort bin und alles mitbekomme", verweist Fittipaldi auf die Arbeitsweise des Teams und die Briefings mit den Ingenieuren.

Die Königsklasse des Motorsports ist nach wie vor das Ziel des Fittipaldi-Sprosses. "Davon träumt jeder Fahrer, und ich pushe immer noch, um das zu erreichen", stellt er klar. Das werde ihn aber in einer Serie wie der DTM nicht ablenken: "Die Formel 1 ist mein großes Ziel, aber wenn ich in einer Meisterschaft am Start bin, dann konzentriere ich mich darauf. Es bringt ja auch nichts, Formel 3 zu fahren und alles für die Formel 1 tun, wenn man dann seine Leistung nicht bringt. Das ist eine Frage des Hausverstandes."

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