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Pirelli-Pläne: Wer würde am meisten unter Mindestreifendruck in DTM leiden?
Pirelli hat beim Spielberg-Test eine eigene Session durchgeführt, um einen Mindestreifendruck in der DTM zu simulieren: Warum das Ergebnis überraschend ist
(Motorsport-Total.com) - Wie würde sich eine Einführung eines Mindestreifendrucks in der DTM auswirken? Um das herauszufinden, hat der ADAC auf Wunsch von Pirelli beim DTM-Test Mitte April in Spielberg am Sonntag nachträglich eine eigene Pirelli-Session im Testprogramm platziert.

© ADAC Motorsport
Der Porsche müsste eigentlich bei einem Mindestreifendruck im Nachteil sein Zoom
Das Ziel: Der Reifenhersteller wollte dadurch herausfinden, ob gewisse Fahrzeugkonzepte bei einem Mindestreifendruck von 1,3 bar im Vorteil oder im Nachteil sind.
Bei den Teams gab es allerdings Zweifel, was den Wert der gewonnen Daten angeht. "Ob das zielführend war, weiß ich nicht", zuckt Grasser-Teamchef Gottfried Grasser mit den Schultern - und verweist auf die acht Grad Lufttemperatur.
War der Pirelli-Test in Spielberg repräsentativ?
"Das müssen die Leute auswerten, denn wir haben bei diesem Test durch die niedrigen Temperaturen sicher ein goldenes Zuckerl (österr. für Bonbon; Anm. d. Red.) gehabt. Wenn man den Test in Zandvoort bei 30 Grad fährt, auf einer Strecke, die den Reifen richtig hernimmt, dann wird das spannend."
Was der Teamchef des Lamborghini-Rennstalls damit meint: Vor allem bei Hitzerennen sorgt ein hoher Luftdruck dafür, dass die Reifenabnutzung steigt. Denn der Asphalt ist heißer. Durch die höhere Steifigkeit des Reifens ist auch die Belastung größer, was sich negativ auf die Haltbarkeit auswirkt.
"Wenn Druck zu hoch ist, fängt Reifen an zu schmieren"
Vor allem auf Strecken wie in Zandvoort und dem Sachsenring, wo die Belastungen für den Reifen wegen des Asphalts und der schnellen Kurven generell höher sind, könnte das dazu führen, dass die Rundenzeiten mit Fortdauer des Rennens deutlich nachlassen. Wenn man allerdings mit einem zu niedrigen Reifendruck losfährt, riskiert man, dass sich der Reifen verformt und die Flanken des Reifens durch die zu geringe Steifigkeit kaputtgehen.
Das will Pirelli verhindern, auch wenn sich die Begeisterung der Fahrer in Grenzen hält. "Aus Fahrersicht hättest du gerne die Freiheit, den Luftdruck an dein Fahrzeug anzupassen", erklärt Landgraf-Mercedes-Pilot Maro Engel. "Wenn der Druck zu hoch wird, fängt der Reifen an zu schmieren und zu rutschen. Das ist nicht so schön."
Welche Vorgaben der Reifenhersteller für die 55-minütige Session machte? Jedes der zwölf Teams musste einen Fahrer nominieren. Die Piloten nutzen die ersten zwei Runden, um Auto und Bremsen auf Temperatur zu bringen, ehe der frische, von Pirelli zur Verfügung gestellte Reifensatz mit einem Kalt-Reifendruck von 1,3 bar aufgezogen wurde.
Danach mussten die Piloten wie im Rennen bis zum Ende der Session ihre Runden drehen, wodurch man einen möglichst langen Stint nach dem Pflichtstopp simulierte. Durch den verpflichtend mitgeführten Datalogger - ein Datenaufzeichnungsgerät - hatte Pirelli Einblick in die Entwicklung der Drücke.
Ausgerechnet Porsche und BMW bei Pirelli-Test stark
Interessant ist, dass mit dem Porsche 911 GT3 R und dem BMW M4 GT3 ausgerechnet jene Fahrzeuge am Ende vorne lagen, die der Papierform nach eigentlich am meisten unter einer Einführung leiden müssten (ANZEIGE: Jetzt in unserem DTM-Fanshop frisch eingetroffene Fanartikel kaufen, bevor die DTM-Saison 2023 losgeht).
"Wir haben bei Porsche durch den Heckmotor einen kleinen Nachteil, die Vorderachse auf Temperatur zu bringen", erklärt Bernhard-Porsche-Pilot Laurin Heinrich, der dennoch in der sechsten Runde seines 29-Runden-Stints eine 1:28.666 fuhr - und damit schneller als alle anderen war.
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Der Porsche verfügt über eine Gewichtsverteilung von 41:59 Prozent - kein Auto ist so hecklastig wie der 911 GT3 R, was auch auf das neue Modell zutrifft. Das geht auf die Hinterreifen. Doch auch am Ende des Stints war der Porsche flott, wie Toksport-WRT-Pilot Tim Heinemann bewies: Der Rookie schaffte es als einziger der zwölf Piloten, in seinem 23-Runden-Stint stets unter der 1:30er-Marke zu bleiben.
Rast: "Nach Hälfte der Renndistanz wird es rutschig"
Heinrich glaubt aber, dass der Mindestreifendruck vor allem bei Hitzerennen eine Rolle spielen wird: "Das wird uns eher im Sommer zum Verhängnis werden. Bei diesen Temperaturen spielt das keine so große Rolle. Es beeinflusst aber natürlich das Auto und das Set-up in großem Umfang."
Marco Wittmann wurde beim Test im Project-1-BMW mit 0,097 Sekunden Rückstand Zweiter - der zweimalige Champion fuhr seine Zeit ebenfalls in seiner sechsten Runde. Auffällig sind aber auch bei ihm die starken Zeiten am Ende seines 29-Runden-Stints: Wittmann hielt sich meist im Bereich um 1:29.5 und hatte nur einen Ausreißer über 1:30.
Dabei gilt der BMW M4 GT3 wegen seines Turbomotors als Auto, das die Reifen härter rannimmt, zudem liegen seine Stärken nicht unbedingt in den Kurven. Auch der Faktor Wittmann könnte aber eine Rolle gespielt haben, denn der Fürther ist für seinen guten Umgang mit den Reifen bekannt.
Rene Rast hatte im Vergleich deutlich mehr Schwierigkeiten. "Nach der Hälfte der Renndistanz wird es schon ordentlich rutschig", so der Schubert-BMW-Neuling, der ab seiner 16. von 30 Runden nie mehr unter 1:30 kam. "Da hast du kaum Lenkrad-Einschlag gebraucht, weil sich das Auto schon alleine gedreht hat. Das war nicht einfach."


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